ZDF-"Morgenmagazin"

"Sie stellen journalistisch keine Fragen": Armin Laschet liefert sich hitziges Gefecht mit Interviewer

26.05.2025 von SWYRL

Beim Thema Nahostkonflikt erhitzen sich die Gemüter. So auch im ZDF-"Morgenmagazin", wo CDU-Politiker Armin Laschet und Moderator Andreas Wunn aneinandergerieten und sich gegenseitig Vorwürfe machten.

War das noch ein Interview oder schon ein Streitgespräch? Geht es nach Moderator Andreas Wunn war es ersteres, für CDU-Politiker Armin Laschet definitiv letzteres. "Sie stellen journalistisch keine Fragen", beschwerte der sich während des Gesprächs mit Wunn im ZDF-"Morgenmagazin". "Sie haben Ihre Agenda und wollen mit mir diskutieren, das können wir gerne machen." Wunns Reaktion kam später, fiel aber deutlich aus: "Ich habe keine politische Agenda", sagte er am Ende des Interviews. "Aber ich nehme mir heraus, kritische Fragen zu stellen."

Was war der Auslöser für die aufgeheizte Stimmung während des Gesprächs? Wie so oft in letzter Zeit lautet die Antwort: der Nahostkonflikt. Israel steht in ungewöhnlicher Schärfe international in der Kritik, weil das Land seine militärische Operation im Gazastreifen ausweitet und die Lieferung von Hilfsgütern in Kriegsgebiete behindert.

Verschiedene Staatschefs, Wunn zitierte im Gespräch mit Laschet die Staatsoberhäupter von Frankreich, Großbritannien und Kanada, hätten die israelische Regierung deswegen in deutlicher Sprache kritisiert. Die Kritik der deutschen Bundesregierung falle im Vergleich zurückhaltend aus, befand Wunn, und forderte eine Stellungnahme von Laschet, der das Amt des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses innehat.

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"Es druckst hier niemand herum."

Die Wirkung einer solchen Kritik, antwortete Laschet, sei "null". "Da ist die stille Diplomatie, die Deutschland als enger Verbündeter Israels übermittelt, wirkungsvoller als ständige Resolutionen und markige Sprüche". Die Bundesregierung befinde sich fast täglich im Kontakt mit Israel und arbeite auch darauf hin, dass Hilfsgüter wieder ihren Weg in betroffene Gebiete finden würden.

Schon zu Beginn des Interviews hatte Wunn den ehemaligen CDU-Kanzlerkandidaten mit dessen eigenem Zitat konfrontiert. "Menschen aushungern zu lassen, ist völkerrechtswidrig", hätte dieser gesagt. Die Frage, ob Israels Vorgehen völkerrechtswidrig sei, beantwortete Laschet mit keinem eindeutigen Ja oder Nein, sondern blieb bei einem theoretisch formulierten "Wenn man nicht mehr Lieferungen in den Gazastreifen zulasse", sei das ein Verstoß gegen das Völkerrecht". Daraufhin warf ihm der Moderator vor "herumzudrucksen", was Laschet wiederum empörte: "Es druckst hier niemand herum", sagte er, "es ist eine klare Aussage."

Im weiteren Verlauf des Gesprächs warf der Politiker dem Journalisten vor, falsche oder irreführende Angaben zu machen oder tendenziöse Fragen zu stellen. Warum Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu trotz international gültigem Haftbefehls in Deutschland nicht verhaftet werden würde, wollte Wunn wissen. Für Laschet eine absurde Frage: Zum einen werde Netanjahu nicht nach Deutschland kommen, weil es dafür keinen Anlass gebe. Zum anderen würde der israelische Ministerpräsident auch in anderen europäischen Ländern trotz deren deutlicher Worte nicht verhaftet werden, wenn er dort landen würde.

Immerhin gelang den beiden eine kollegial wirkende Verabschiedung: "Ich danke Ihnen, dass Sie uns Rede und Antwort gestanden haben", verabschiedete sich Wunn. "Bitte schön", grinste Laschet.

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