10.10.2025 von SWYRL/Jan-Niklas Jäger
Schon mit ihrem ersten Album "The Kick Inside" sicherte sich Kate Bush 1978 ihren Status als Vordenkerin der Popmusik. In späteren Jahren zog sich Bush größtenteils aus dem Rampenlicht zurück und ließ nur selten von sich hören. Was macht die Ausnahmekünstlerin heute?
Gerade einmal 17 Jahre alt war Kate Bush, als sie ihren ersten Plattenvertrag unterschrieb. Den Weg dahin ebnete Pink Floyds David Gilmour, dem ein Freund der Bush-Familie Demoaufnahmen von Songs vorspielte, die sie teilweise schon mit elf Jahren geschrieben hatte. Gilmour war schnell überzeugt von dem jungen Ausnahmetalent und finanzierte die Aufnahme von weiteren Demos mit besserem Equipment. Als Pink Floyd ihr Album "Wish You Were Here" (1975) aufnahmen, nutze Gilmour die Gelegenheit, um gerade anwesenden Vertretern seiner Plattenfirma die Songs Kate Bushs vorzuspielen.
Drei Jahre später, Bush war nun 19, erschien "The Kick Inside" (1978), ihr erstes Album. In der damals noch stärker männlich dominierten Musikwelt stellte es eine Ausnahme dar: Die junge Künstlerin hatte jeden Song des Albums alleine geschrieben. Als die Single "Wuthering Heights" zu Beginn des Jahres die Spitze der britischen Charts erklomm, sicherte sich Kate Bush ihren Platz in der Musikgeschichte: Es war das erste Mal, dass eine weibliche Künstlerin mit einem von ihr geschriebenen Song die Charts anführte.
Der Auftakt der beeindruckenden Karriere der Ausnahmekünstlerin war gelungen. Auch in den 15 Jahren, die folgten, blieb Bush einfalls- und einflussreich. Ab 1982 produzierte sie jedes ihrer Alben selbst und zeigt immer wieder aufs Neue, wie der Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und kommerziellem Erfolg gelingen kann. Dann zog sie sich plötzlich zurück. Seitdem meldet sich die Sängerin, die als Wegbereiterin des Art-Pop gilt, eher sporadisch auf der öffentlichen Bühne zurück. Anlässlich der ARTE-Doku "Kate Bush: Intensiv und andersartig" (Freitag, 10. Oktober, 21:40 Uhr) werfen wir einen Blick auf ihre Aktivitäten in jüngeren Jahren.
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Rückzug aus der Öffentlichkeit
Nach der Veröffentlichung des Albums "The Red Shoes" (1993) wollte sich Bush ein Jahr Auszeit gönnen. Tatsächlich sollten bis zu ihrem nächsten Album zwölf Jahre vergehen: "Aerial" erschien erst 2005. In der Zwischenzeit war sie Mutter geworden und die britische Boulevardpresse glaubte in ihr eine von der Bildschirmfläche verschwundene Einsiedlerin im Stile von Thomas Pynchon erkannt zu haben.
Im Gegensatz zu dem extrem zurückgezogen lebenden Schriftsteller ließ sich Bush aber durchaus hin und wieder in der Öffentlichkeit blicken, etwa 2002, als sie mit ihrem einstigen Entdecker David Gilmour bei einem seiner Konzerte den Pink-Floyd-Song "Comfortably Numb" sang. Auch den einen oder anderen Award nahm Bush in der Zeit entgegen. Zur Verleihung einer der größten Auszeichnungen der US-Musikindustrie tauchte die Britin jedoch nicht auf: 2023 wurde sie in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen. Die Laudatio hielt OutKast-Rapper Big Boi. Die geehrte Musikerin selbst blieb zu Hause, bedankte sich aber in einem Statement für die große Ehre, die ihr zuteilwürde.
Kate Bushs aktuellstes Studioalbum "50 Words for Snow" erschien 2011. Seitdem betrieb die Sängerin hauptsächlich Erbverwaltung. 2014 spielte sie ihre ersten Konzerte seit ihrer "Tour of Life" im Jahr 1979. Unter dem Motto "Before the Dawn" spielte sie vom 26. August bis 1. Oktober 22 Konzerte im Londoner Hammersmith Apollo. Daraus resultierte ein ebenfalls "Before the Dawn" betiteltes Livealbum, das 2016 erschien. 2018 erschienen ihre Studioalben remastered in Neuauflagen.
Überraschungshit dank Netflix-Hype
Die größte Überraschung kam jedoch 2022, als sich ein Song ihres 1985 erschienenen Albums "Hounds of Love" plötzlich an der Spitze der Charts wiederfand. "Running Up That Hill (A Deal With God)" war schon bei seiner Erstveröffentlichung ein Hit, der zu Bushs bekanntesten Titeln gehörte. Sein Einsatz in der gehypten Netflix-Serie "Stranger Things" sorgte dafür, dass dieser ursprüngliche Erfolg noch getoppt wurde.
Durch seine Einbindung in die stark von der Popkultur der 1980-er geprägten Serie - also einer Dekade, in der Bush einen außerordentlichen Einfluss ausübte - wurde der Song zum viralen Hit, der auch auf TikTok trendete. 1985 erreichte "Running Up That Hill" sowohl in den britischen als auch in den deutschen Charts den dritten Platz. 37 Jahre später wurde er zu ihrer ersten Nummer-Eins-Single im Vereinigten Königreich seit "Wuthering Heights" gleich zu Beginn ihrer Karriere. In Deutschland kletterte er dank des "Stranger Things"-Hypes auf Platz vier.
2024 veröffentlichte Kate Bush den Kurzfilm "Little Shrew", um die wohltätige Organisation War Child zu unterstützen, die Kindern in Kriegsgebieten hilft. Am 26. September 2025 erschien die Compilation "Best of the Other Sides", die ihre besten B-Seiten und anderweitige Bonustracks, die auf keinem regulären Album vertreten waren, versammelt. Der CD- und Vinyl-Release dieser Veröffentlichung ist für den 31. Oktober geplant.