05.10.2025 von SWYRL/Elisa Eberle
Nach einem tödlichen Autounfall landen vier junge Menschen in einer bayerischen Jenseits-Behörde. Hier läuft vieles genauso absurd, wie man es von den irdischen Behörden so kennt ... "Zweigstelle" ist das sehenswerte Langfilmdebüt von Julius Grimm und startet am 9. Oktober im Kino.
Was kommt nach dem Tod? Auf die wohl größte Frage der menschlichen Existenz gibt es keine eindeutige Antwort. Stattdessen haben jede Religion und jeder Kulturkreis eigene Erklärungsversuche gefunden: Die einen glauben ans Jenseits, die anderen an Wiedergeburt und wieder andere glauben ganz einfach nichts. So wie Resi (Sarah Mahita) und ihre Clique, denen ihr Unglaube in der erfrischenden bayerischen Kinokomödie "Zweigstelle" unter Regie von Julius Grimm alsbald zum Verhängnis wird.
Die Geschichte beginnt mit einer vertrackten Situation: Resi möchte mit ihrem Freund Schluss machen. Doch Michi (Julian Gutmann) gesteht ihr, dass er an einem Hirntumor leidet. Also bleibt Resi bei ihm bis zu seinem Tod drei Jahre später. Einen letzten Wunsch, so schwört sie sich, wolle sie Michi posthum noch erfüllen und dann befreit zu neuen Abenteuern in Australien aufbrechen. Also entwendet sie die Hälfte von Michis Asche vor der Beisetzung, um sie mit Sophie (Nhung Hong), Mel (Beritan Balci) und Philipp (David Ali Rashed) auf einem Gipfel in den Allgäuer Alpen zu verstreuen.
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Ein letztes Ringen mit der Bürokratie
Auf ihrer Reise kommt es zu einem tödlichen Verkehrsunfall und die vier jungen Menschen landen in der "Zweigstelle Süddeutschland III/2". Denn nach dem eigenen Tod wartet auf Deutsche - wie könnte es anders sein - der Gang auf die zuständige Behörde. "Wir werden uns jetzt um die Weiterleitung Ihrer Seele kümmern", erklären die hoffnungslos überarbeiteten zuständigen Beamtinnen (Johanna Bittenbinder und Luise Kinseher als großartig skurriles Duo) den verduzten Toten: "Wir haben für jede Glaubensrichtung eine passende Fachabteilung."
Leider hat keiner aus der Clique zu Lebzeiten so wirklich an irgendwas geglaubt. Nach dem Regelwerk der Zweigstelle stünde ihnen somit ein ewiges Leben im Nichts bevor. Keine schöne Vorstellung für die verzweifelten Seelen, und so beginnt jede von ihnen einen eigenen erbitterten Kampf gegen den bürokratischen Irrsinn vor ikonisch beige-grüner 60er-Jahre-Kulisse.
Behörden-Irrsinn und großartiger Cast
"Zweigstelle" (Drehbuch: Julius Grimm und Fabian Krebs) ist ein großartiger Film, der die behördlichen Standards im Angesicht des Todes wundervoll ad absurdum führt: Resi etwa vergisst in der Empfangshalle eine Nummer zur Bearbeitung ihres Anliegens zu ziehen, und ohne Nummer geht in der deutschen Bürokratie bekanntermaßen gar nichts. Sophie besteht auf das genaue Studium der AGBs, um dem drohenden Nichts zu entrinnen, verzweifelt dann jedoch bereits am offiziellen Antrag. Und Philipp? Der wird auf Herz und Nieren vom Sachbearbeiter des Fachbereichs Buddhismus geprüft.
Maxi Schafroth beweist in der Rolle des von der Technik überforderten Mitarbeiters, der insgeheim von den guten, alten Zeiten träumt, in denen es noch Wunder gab, abermals sein schauspielerisches Talent. In weiteren Rollen sind unter anderem bayerische Publikumslieblinge wie Rick Kavanian und Florian Brückner als Bestatter, Frederic Linkemann als Sanitäter und Simon Pearce als Chef der Behörde zu sehen. Der gebürtige Kieler Rainer Bock mimt den Hausmeister.
Dass es sich bei "Zweigstelle" um das Langfilmdebüt von Grimm, Krebs und vielen weiteren hinter der Kamera beteiligten Menschen handelt, ist von Anfang an zu spüren - auf eine positive Art: Viele Szenen strotzen nur so von kreativen Einfällen, wohltemperiertem und oft auch ein wenig anarchischem Humor und jeder Menge Herzblut.



