"Mission: Impossible - The Final Reckoning"

Ethan Hunt - Besser als Bond? Besser als Bond!

16.05.2025 von SWYRL/Kai-Oliver Derks

"Mission: Impossible - The Final Reckoning" bildet den vorläufigen Abschluss der legendären Actionreihe. Er ist gewagt, weitgehend humorfrei, aber trotzdem gelungen ...

Es ist ja kein Geheimnis: Die Fans haben schließlich den Trailer gesehen. Irgendwann im Film turnt Tom Cruise alias Ethan Hunt in mehr als 2.000 Metern Höhe an einem, streng genommen sogar an zwei Doppeldecker-Flugzeugen herum. Die Szene nimmt angemessen viel Zeit ein in "Mission: Impossible - The Final Reckoning". Und währenddessen dürfte manche in den Kinos (und nur dort entwickelt der Film seine Wucht) trotz allen Lärms ein bisschen Wehmut heimsuchen. Diese Form des Kinos wird es bald schon nicht mehr geben. Echt gedrehte Action, mit möglichst wenig CGI-Trickserei, ist im Grunde ein Relikt aus jenen Zeiten, in denen "Mission: Impossible" im Kino seinen Anfang nahm.

Damals, 1996, wäre solch eine Sequenz kaum anders gegangen. Heute ließe sich vieles mit Computertechnik erledigen. "Mission: Impossible - The Final Reckoning" soll beinahe 400 Millionen Dollar gekostet haben. Die Gerüchte um Zahlen wie diese sind ja auch immer ein bisschen werblich. Aber klar ist, dass sich der Film deutlich preiswerter hätte fertigen lassen. Es wächst eine Generation heran, geprägt vom Marvel Cinematic Universe, deren Prioritäten im Kino andere sind. Das zeigte sich schon beim Vorgänger "Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins" (2023), der etwa 570 Millionen Dollar einspielte, was einerseits nach gigantisch viel Geld klingt, andererseits aber weit weniger war als erwartet. Zum Vergleich: "Avengers: Endgame" spielte 2,75 Milliarden Dollar ein. Und auch Filme wie "Guardians of the Galaxy Vol. 2" oder "Thor: Tag der Entscheidung" liegen deutlich über der Actionkonkurrenz aus dem "realen" Kino. Es besteht kein Zweifel: Die Zeiten der "unmöglichen Missionen" neigen sich dem Ende entgegen.

Oder ist es vielleicht gar schon da? Das zu verraten, verbietet sich natürlich. Aber sehr, sehr vieles an dieser Fortsetzung von "Dead Reckoning" aus dem Jahr 2023 riecht nach Finale. Regisseur und Autor Christopher McQuarrie investiert zunächst einiges an Zeit, um die Grundlage für die besondere Bedeutung dieses achten Films der Reihe zu legen. Dass es dabei inhaltlich etwas gewagt wird, werden Fans verzeihen. In "Mission: Impossible - The Final Reckoning" wimmelt es gerade in der ersten Stunde von Rückblenden auf die alten Filme, die eigentlich gar nicht nötig sind, die aber zum einen das Franchise als das größte der letzten 30 Jahre feiern. Und die zum anderen dafür sorgen sollen, dass eine Art inhaltliche Klammer gesetzt wird. Was also seit 1996 mit dem Agenten Ethan Hunt geschah, das soll, so wird behauptet, jetzt einer Art Vorherbestimmung folgen. Alles, was war, alles, was getan wurde, führte demnach hier ins Heute. Ein gewagter Kunstgriff - natürlich einigermaßen unsinnig, aber irgendwie auch wunderbar nostalgisch.

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Nur noch 72 Stunden

Teil acht erzählt vom finalen Kampf gegen eine "Entität" genannte Super-KI, die fast den kompletten Cyberspace übernommen hat. Jetzt hat sie es auf die Atomarsenale der acht globalen Nuklearnationen abgesehen, die denn auch nach und nach in die "Hände" der Entität fallen. Es geht um die Unterwerfung der Menschheit, deren Zerstörung, das Ende der Welt - drunter läuft's auch diesmal nicht. Dem Agenten Ethan Hunt (Tom Cruise), seiner Gefährtin Grace (Hayley Atwell), der Profikillerin Paris (Pom Klementieff) sowie Hunts Hacker-Freunden Luther (Ving Rhames) und Benji (Simon Pegg) bleiben gerade noch einmal 72 Stunden, um die Erde vor dem Untergang zu bewahren.

Damit das gelingt, kommt es wie fast immer bei "Mission: Impossible" zu einer Art Hetzjagd um den Globus auf der Suche nach ein paar entscheidenden Gadgets, ohne die es nicht geht. So befindet sich an Bord des im ersten Teil gesunkenen russischen U-Bootes ein wichtiges Versatzstück, mit dem die "Entität" kontrolliert werden kann. Der in Teil eins zusammengebastelte Kreuzsschlüssel kann helfen. Man sollte mit Superlativen ja vorsichtig sein, aber: Die Sequenz am Eismeeresgrund ist außergewöhnlich. Bedrückend und faszinierend zugleich, nichts für Klaustrophobe.

Und auch die zweite ganz große Actionszene, eben jene Verfolgungsjagd in den Propellermaschinen in luftiger Höhe, gab es so in den Kinos noch nicht. Auch hier übernahm Tom Cruise wieder die Stunts selbst. Mehrfach soll er, dem eigenen Bekunden nach, das Bewusstsein verloren haben. Wie dramatisch der Dreh nun wirklich war, spielt letztendlich nicht die große Rolle. Doch das Kinoerlebnis ist ein anderes, wenn man weiß, dass dies hier in gewisser Weise "echt" ist - und eben kein kühles Produkt einer Künstlichen Intelligenz, die eine solche Verfolgungsjagd, wenn es sein muss, mit hunderten Flugzeugen einigermaßen problemlos auch auf den Mars transferieren könnte.

Doch Cruise und mit ihm Christopher McQuarrie, der seit 2015 dabei ist, verstehen ihre Arbeit als Hommage an das gute, alte Hollywood - "an die filmischen Geister, denen wir ständig nachjagen", wie es McQuarrie formuliert. "Tom blickt immer auf Leute wie Buster Keaton, aber auch Douglas Fairbanks und Charlie Chaplin. Leute, die Actionfilme gemacht haben, die zugleich Dramen, Komödien, Tragödien und Triumphe waren, die Maßstäbe gesetzt und die Grundlage für das moderne Kino gelegt haben." Das sind mutige Vergleiche, aber natürlich stimmen sie. Zumal jede Bewegung von der Kamera (Fraser Taggart) unter der Vorgabe der Übersichtlichkeit begleitet wird. Anders als mancher Bond- oder Marvel-Film zuletzt wird die Handlung hier nicht mit hektisch geschnittenen Bildern einer längst dem Gestern angehörenden MTV-Generation illustriert.

Ernst, bedrohlich, düster

"Mission: Impossible - The Final Reckoning" ist vor allem in der zweiten Hälfte ein atemloser, ein mitreißender Film geworden, der sich der Machart der Reihe verpflichtet fühlt, aber doch eine andere Tonalität nutzt. Der Film kommt beinahe ohne Humor aus. Er ist ernst, bedrohlich, deutlich düsterer als die meisten seiner Vorgänger. Und er spielt mit Ängsten der Menschen überall auf der Welt, die gestern noch utopisch wirkten, heute aber real erscheinen. Bilder eines Atomkriegs, die "The Final Reckoning" prognostiziert, laufen in Tagen wie diesen eben nicht mehr so unbedarft durchs Kino wie zu "Terminator"-Zeiten. Und auch eine außer Kontrolle geratene Künstliche Intelligenz wird niemand mehr als Science-Fiction begreifen. Zusammen genommen gibt das dem Film stellenweise eine Schwere, die in die Glieder fährt.

Ob es nun also doch noch weitergeht? Eher nicht, mag man annehmen, ist doch vieles in diesem Film auf einen Abschluss ausgelegt. Möglich indes bleibt eine Rückkehr schon, die dann wie immer vom Einspielergebnis abhängen sollte. Es braucht also ein kleines Wunder an den Kinokassen. Sicher ist: Wer das Ende des letzten James-Bond-Films missglückt fand, wird sehr gut mit diesem hier leben können. Anders als die zweite große Real-Actionreihe der letzten Jahrzehnte blieb sich "Mission: Impossible" stilistisch und inhaltlich bis zur letzten Sekunde treu. James Bond wurde irgendwann, nicht nur durch die Darstellerwechsel, ein anderer. Ethan Hunt war und blieb Ethan Hunt. Danke dafür ...

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