17.05.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Den Ozeanflug des Charles Lindbergh von 1927 kennt wohl jedes Kind. Doch die ARTE-Doku stellt die Heldentat in den Kontext der damaligen Fliegerei, vor allem in Amerika. Nach dem Ersten Weltkrieg weckten die "Ritter der Lüfte" mit ihren waghalsigen Unternehmungen die Begeisterung der Massen.
Ein Hauch von Abenteuer weht durch die Primetime bei ARTE. Eine neue Doku erzählt von den kühnen Flugpionieren der 1920er- und 1930er-Jahre. Sie waren Piloten des Ersten Weltkriegs, hatten eigene Abschüsse und die anderer hinter sich. Aber die Erfolge im Krieg genügten ihnen nicht. Abenteuerliche Flüge über den Pol oder wenigstens waghalsige Stuntflüge mussten her, um sich im Ruhm der Fliegerei zu sonnen. Das alles mit Doppeldeckern aus Holz, Stoff und etwas Aluminium. Da verfiel der New Yorker Hotelier Raymond Orteig 1919 auf die Idee, einen Preis von 25.000 Dollar für denjenigen auszusetzen, der als erster im Alleinflug über den Atlantik kam. Womit ein Wettrennen ungeahnten Ausmaßes begann. Medien und Sponsoren machten Druck, die Starttermine mussten eingehalten werden.
Es sollte noch neun Jahre dauern, bis zum 20. Mai 1927, bis Charles Lindbergh seinen Flug mit der "Spirit of St. Louis" von New York aus startete und mit seinem Sichtflug über 5.750 Kilometer nach 33 Stunden und einer halben auf dem Flughafen Le Bourget bei Paris landete. Übermütig wie er war, wollte er gleich nach Rom weiterfliegen, da er noch genügend Treibstoff hatte. Anders als andere Flughelden britischer und französischer Abkunft wie der Pariser Lebemensch Charles Nungesser oder René Fonck, Ingenieur und Abgeordneter der französischen Nationalversammlung, blieb sein Name in der Weltöffentlichkeit haften.
Als Kunst- und Postflieger gestartet, legte Lindbergh größten Wert auf den Bau des Motors und lag mit seinem Wright-Whirlwind-Sternmotor richtig. Der Sieg im Spiel um Leben und Tod überdauerte letztlich auch Lindberghs Nationalismus - er sympathisierte mit den Nazis und riet Amerika beim Eintritt in den Krieg gegen Hitler ab.
Die Doku (RBB / ARTE, Regie: Mathias Haentjes) bietet umfassende Informationen über die Helden der Zwanzigerjahre in ihren fliegenden Kisten - in einer über die Maßen Technik-gläubigen Zeit. An Wochenschau- und anderen opulenten Archivbildern fehlt es nicht. 30 Millionen Menschen jubelten Lindbergh nach seiner Rückkehr in Amerika zu. Wer hätte geahnt, wie viele Bemühungen anderer Flugpioniere - nicht selten mit tödlichem Ausgang - dem Erfolg vorausgegangen waren.