01.05.2025 von SWYRL/Natascha Wittmann
Die Debatte um die Leistungsbereitschaft im Land nimmt wieder Fahrt auf. Bei "Markus Lanz" machte nun Winfried Kretschmann deutlich, dass in Deutschland mehr gearbeitet werden müsse. Als Lanz ihn fragte, welchen Feiertag er in seinem Bundesland streichen würde, reagierte der Ministerpräsident verständnislos.
Angesichts der deutschen Wirtschaftskrise forderte CDU-Chef Friedrich Merz bereits vor knapp zwei Jahren eine umfassende Debatte zur Leistungsbereitschaft in Deutschland. "Wir müssen über die grundsätzliche Haltung in unserem Land reden: Sind wir noch bereit, uns für unseren Wohlstand und unsere Alterseinkommen anzustrengen?", so Merz damals gegenüber der Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Auch bei "Markus Lanz" rückte der Leistungsgedanke in den Vordergrund, als Winfried Kretschmann einen Kulturwandel verlangte. "Wir müssen das Verhältnis von Staat, Markt und Bürgergesellschaft immer wieder neu aushandeln", forderte der Grünen-Politiker.
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Zur Forderung drei Tage mehr Urlaub fällt Winfried Kretschmann "nichts mehr ein"
Laut Kretschmann sei es angesichts der vielen Krisen heutzutage unabdingbar, dass die Arbeitnehmer im Land wieder mehr anpacken und arbeiten. Den Begriff "Work-Life-Balance" bezeichnete der Ministerpräsident von Baden-Württemberg derweil als "merkwürdig" und warnte: "Freiheit bekommt man nicht geschenkt, die muss man sich immer erkämpfen."
Während sich Winfried Kretschmann sichtbar in Rage redete, stellte Lanz klar, dass sein Gast mit seiner Forderung auf Widerstand stoßen werde. "Dann kommt ver.di und sagt: 'Wir wollen jetzt aber drei Tage mehr Urlaub'. Was fällt Ihnen dazu ein?", wollte der ZDF-Moderator wissen. Kretschmann reagierte genervt: "Nichts! Da fällt mir nichts mehr ein!" "Aber das ist die Haltung", konterte Lanz. Eine Aussage, auf die der Politiker selbstbewusst reagierte: "Und die Haltung, die müssen wir brechen."
Kretschmann fordert "Mentalitätsschub, dass die Leute aufwachen"
Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg warnte weiter: "Wir müssen schon versuchen, einen Mentalitätsschub hinzubekommen, dass die Leute aufwachen. Die Welt ist völlig anders." Laut des Politikers müsse man daher jetzt "den Anreiz erhöhen, dass gearbeitet wird", denn: "In Krisen muss man schlichtweg mehr arbeiten!" Journalistin Sonja Álvarez stimmte zwar zu, sagte aber auch: "Dieser Ruck hätte eigentlich schon längst durch das Land gehen müssen." Zudem kritisierte sie, dass sie den Ruck auch "nicht im Koalitionsvertrag widergespiegelt" sehe.
ZDF-Moderator Markus Lanz nahm dies zum Anlass, Winfried Kretschmann zu fragen, welchen Feiertag Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg streichen würde, um mehr Arbeitszeit zu generieren. Eine Frage, die der Grünen-Politiker offenbar unpassend fand: "Da sind Sie jetzt bei mir nicht so an der richtigen Adresse", sagte er barsch. Und weiter: "Ich bin ein praktizierender Christ und jetzt weiß ich nicht, warum sich alle sofort auf die Feiertage stürzen!"
Lanz ließ sich davon nicht beirren und schlug prompt den Pfingstmontag vor. Kretschmann verständnislos: "Warum denn gerade das?!" Als Lanz nachhakte, ob er stattdessen lieber Urlaubstage streichen würde, betonte Winfried Kretschmann, dass dies dann ausgehandelt werden müsse und wies den Moderator brüsk zurück: "Tut mir leid, darauf lasse ich mich jetzt wirklich nicht ein!"
"Viele Bürger betrachten den Staat wie ein Supermarkt"
Stattdessen fokussierte sich der Grünen-Politiker weiter auf seine Forderung nach einem Kulturwandel und sagte: "Viele Bürger betrachten den Staat wie ein Supermarkt, der tolle Angebote machen kann, die man dann quasi zu Billigpreisen holen kann. Und das ist der Staat nicht." Es sei daher dringend notwendig, dass wir "uns auf vielen Gebieten einfach wieder anstrengen, (...) es sei denn, wir sind damit zufrieden, dass wir aus der Champions League absteigen und erhebliche Wohlstandseinbußen bereit sind, in Kauf zu nehmen." Grund genug für Lanz, Kretschmann auch nach dem schwarz-roten Koalitionsvertrag zu fragen. "Wird der den Anforderungen gerecht?", wollte der ZDF-Moderator wissen.
Der Grünen-Politiker reagierte jedoch schwammig und fragte: "Was wäre denn die Alternative gewesen? Dem nicht zuzustimmen?" Kretschmann weiter: "Ich regiere jetzt fast 15 Jahre. Ich überschätze Koalitionsverträge nicht." Ein Satz, der Lanz prompt zum Lachen brachte: "Das heißt, das, was da drinsteht, ist gar nicht so wichtig?"
Winfried Kretschmann wurde daraufhin ernster und stellte klar, dass der im Koalitionsvertrag versprochene Bürokratieabbau für ihn am wichtigsten sei, denn: "Der Dschungel der Bürokratie, der ist inzwischen nicht mehr durchdringbar. Und mir ist manchmal schleierhaft, wie es dazu überhaupt kommen konnte." Was es jetzt laut Kretschmann brauche, sei eine "sehr robuste" Vereinfachung des Systems: "Das kriegen wir hin!"