Diese Bands sind immer noch nicht in der Rock and Roll Hall of Fame
Die Zahl großer Rockhits, die auf das Konto von Styx gehen, kann sich sehen lassen. Nach über 50 Millionen verkauften Alben sollte man davon ausgehen können, dass die Band aus Chicago längst in der Rock and Roll Hall of Fame ist. Aber weit gefehlt. Die Galerie präsentiert weitere Act, die den Einzug in die Ruhmeshalle verdient hätten.
© 2024 Getty Images/Jason KempinMotörhead
"We are Motörhead and we play rock 'n' roll." Kaum eine Band verkörpert das Genre so sehr wie Motörhead. Die Rolling Stones lassen wir noch gelten, aber dann wird es schon eng. Der explosive Mix aus Hardrock, Metal und Punk der Mannen um die 2015 verstorbene Rocklegende Lemmy Kilmister war ohrenbetäubend laut, voll auf die Zwölf und gnadenlos. Das Motörhead-Logo prangt noch heute auf zahlreichen T-Shirts von Rockfans. Und wenn Lemmy nicht in die Rock and Roll Hall of Fame gehört, wer dann?
© Ian Gavan/Getty ImagesWu-Tang Clan
Bevor sich der erste Rockfan beschwert: Das Selbstverständnis der Rock and Roll Hall of Fame schließt andere Genres der Populärmusik wie HipHop eindeutig mit ein. 2007 wurden Grandmaster Flash and the Furious Five die erste geehrte Rap-Gruppe. Schmerzlich vermisst werden jedoch diese Herrschaften, die alle aufzuzählen hier den Platz sprengen würden: Ohne den Wu-Tang Clan hätte sich HipHop in den letzten 30 Jahren ganz anders entwickelt. Das sollte goutiert werden.
© Warner MusicIron Maiden
Sieht man von den Urvätern Black Sabbath ab, hat es Heavy Metal seit jeher schwer in der Rock and Roll Hall of Fame. Ganz oben auf der Liste der zu Unrecht von der Ruhmeshall verkannten Bands stehen bei vielen Fans Iron Maiden, der wohl am hellsten leuchtende Stern der sogenannten New Wave of British Heavy Metal. Die Anzahl an Bands, die von der Band um Bassist und Kreativkopf Steve Harris (ganz links) inspiriert wurden, dürfte ins Unendliche gehen, Iron Maiden eine der einflussreichsten Gitarrenbands der 1980-er sein. Höchte Zeit, das anzuerkennen.
© Robert Ellis/Hulton Archive/Getty ImagesSupertramp
Mehr als 60 Millionen verkaufte Tonträger, von denen 20 Millionen Einheiten auf das Konto des Überklassikers "Breakfast In America" gehen und trotzdem einflussreich im zuweilen sehr sperrigen Genre des Progressive Rock: Supertramp beherrschten den Spagat zwischen Erfolg und Anspruch eigentlich gut genug, um sich einen Platz in der Rock and Roll Hall of Fame zu sichern. Ihre Aufnahme steht aber noch aus.
© Hulton Archive/Courtesy of Getty ImagesOasis
Aktuell sind Oasis aufgrund ihrer erfolgreichen Reunion-Tour wieder in aller Munde, aber schon vorher hatten die Gallagher-Brüder Liam (zweiter von links) und Noel (Mitte) einige gute Argumente auf ihrer Seite. Sie perfektionierten Stadion-Rock für die Masse und brachten die Attitüde der britischen Arbeiterklasse in die Charts. Zuletzt gab sogar Blur-Frontmann und Ex-Erzfeind Damon Albarn zu, dass der Gewinner des "Battle of Britpop" eindeutig Oasis heißt. Einen stärkeren Fürsprecher für eine Aufnahme in die Ruhmeshalle kann es kaum geben.
© SonyBjörk
Was in den 1970-ern David Bowie war, war in den 1990-ern Björk: eine wandelfähige Ausnahmekünstlerin, die abseitige großartige Kunst machte und eine Kunstfigur erschuf, die bis heute Mainstream- wie Indie-Künstlerinnen und -Künstler inspiriert. Das US-Magazin "Time" kürte sie 2015 zu einer der einflussreichsten Künstlerinnen der Welt - Ikonen-Status inklusive. Die Aufnahme in die Hall of Fame sollte da eigentlich nur noch Formsache sein. Doch die Isländerin ist noch nicht einmal nominiert worden.
© 2008 Getty Images/Jim DysonStyx
Über 50 Millionen verkaufte Tonträger können nicht lügen: Styx sind eine der großen Classic-Rock-Bands der 1970er. Alleine, den Titel ihres Hits "Come Sail Away" zu lesen, dürfte bei manchem für einen Ohrwurm sorgen. Die Band aus Chicago verkraftete einige Mitgliederwechsel und ist immer noch aktiv. Ob sie sich den Hall-of-Fame-Status wohl noch erspielen können?
© Gabe Palacio/ImageDirectDaft Punk
Die Franzosen Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter alias Daft Punk haben elektronischen Dance-Pop weiterentwickelt und sind ein Musterbeispiel für ein öffentlichkeitswirksame Selbstinszenierung. 2013 schufen sie mit "Random Access Memories" einen Meilenstein, der Disco und Rockelemente vereinte und mit "Get Lucky" ein Monster von einem Hit abwarf. Sieben Grammys hat das behelmte Duo schon gewonnen. Offenbar nicht genug für die Ruhmeshalle.
© 2014 Getty Images/Jason MerrittJoy Division
Britische Bands haben es erfahrungsgemäß schwer in der US-dominierten Rockhalle, doch der Einfluss dieser Herren hallt noch heute auf der ganzen Welt nach: Joy Division prägten den Post-Punk, leisteten Pionierarbeit für Gothic Rock und schufen mit "Unknown Pleasures" und "Closer" zwei Monolithen für Freunde der düsteren Musikkultur. Für drei der abgebildeten Herren gibt es sogar doppelten Grund für eine Aufnahme in die Hall of Fame ...
© RBB / Pretty PicturesNew Order
... denn nachdem das Schicksal von Joy Division durch den Freitod von Sänger Ian Curtis besiegelt worden war, gruppierten sich die übrigen Bandmitglieder neu und gründeten mit New Order mal eben ihre zweite extrem einflussreiche Band. Ob Rave-Kultur oder Radiohits: Songs wie "Blue Monday" und "True Faith" gehören zu den folgenreichsten Großtaten elektronischer Popmusik. Und einen Gitarristen haben sie ja auch, liebe Rockpuristen.
© 2019 Getty Images/Jeff SpicerThe Cure
Auch das Fehlen von The Cure könnte sich auf ihre britische Herkunft zurückführen lassen. Doch der herrlich herzzerreißende Goth-Pop der Band um Frontmann und Songwriter Robert Smith fand nicht nur Widerhall in zahlreichen Nachahmern, ein paar der Singles knackten sogar die US-Charts. 2024 veröffentlichte die Band mit "Songs of a Lost World" ein von der Kritik gefeiertes neues Album. Die Rock and Roll Hall of Fame haben die Lobgesänger jedoch noch nicht erreicht.
© 2016 Getty Images/Mark MetcalfeDe La Soul
Gemeinsam mit A Tribe Called Quest standen De La Soul Ende der 80-er und Anfang der 90-er für anspruchsvollen Hip Hop, der sich mit den bloßen Prahlereien der Gangsta-Rap-Kollegen nicht zufrieden geben wollte. Später hielten sie sich mit Kollaborationen wie mit den Gorillaz ("Feel Good, Inc.") in den Charts. Die Kollegen vom Tribe Called Quest sind 2024 in die Ruhmeshalle aufgenommen worden, die Aufnahme von De La Soul wäre eigentlich der logische nächste Schritt.
© 2004 Getty Images/Scott GriesRoberta Flack
Die Pianistin, Sängerin und Songwriterin Roberta Flack gehörte zu den großen Künstlerinnen des Soul und R'n'B. Songs wie "Killing Me Softly With His Song" und "The First Time Ever I Saw Your Face" sind zu ewigen Klassikern geworden, die immer wieder neu aufgegriffen werden. Makaber, aber wahr: Dass Flack im vergangenen Februar verstorben ist, dürfte ihre Chancen auf eine Nominierung für die Rock and Roll Hall of Fame erhöhen.
© Keystone/Getty ImagesLuther Vandross
Luther Vandross ist eine weitere Soul- und R&B-Größe, deren Leistungen von der Hall of Fame noch nicht anerkannt wurden. Vandross hatte über mehrere Dekaden mehrere Hit-Songs und Mehrfach-Platin-Alben, moderne Künstlerinnen und Künstler des Genres beziehen sich oft auf den Ausnahmesänger.
© Kevin Winter/Getty ImagesSonic Youth
Sie verkörpern lässigen Indie-Rock wie kaum eine andere Band: Sonic Youth. Die Band um die ehemaligen Eheleute Kim Gordon und Thurston Moore hinterließ ihre Spuren in der kompletten Alternative-Rock-Szene, der Erfolg von Bands wie Nirvana oder Pearl Jam wäre ohne sie schwer denkbar gewesen. Der Rock and Roll Hall of Fame waren sie bisher trotzdem keinen Eintrag wert.
© WDR / UniversalQueens of the Stone Age
Kaum eine Alternative-Rock-Band hat dieses Genre so kreativ weiterentwickelt ohne das Interesse eines breiteren Publikums zu verlieren wie Queens of the Stone Age. Schon mit seiner Vorgängerband, den Slacker-Rock-Ikonen Kyuss, hätte Bandkopf Josh Homme (Mitte) die Lorbeeren der Rock and Roll Hall of Fame verdient. Bei QOTSA sollte sich jedoch jeder verbleibende Zweifel zerstreuen.
© Andreas NeumannBarbra Streisand
Okay, was ist denn da los? Barbra Streisand ist wirklich noch nicht in der Hall of Fame? DIE Barbra Streisand? Singendes Powerhouse, lebende Hollywood-Legende, Entertainment-Ikone und eine der besten Sängerinnen aller Zeiten? Es muss an Vorurteilen der Entscheidungsträger gegenüber Musicals liegen, dass Babs nicht längst dort verewigt ist. Anders können wir uns das nicht erklären.
© Harry Benson/Express/Getty ImagesTLC
TLC sind eine der erfolg- und einflussreichsten Girlgroups aller Zeiten und modernisierten den R'n'B in den 1990er-Jahren mit Hits wie "No Scrubs". Sie leisteten Vorarbeit für Destiny's Child und damit auch für die Karriere von Beyoncé, ehe ihre Karriere aufgrund des Unfalltodes von Bandmitglied Lisa Lopes (Mitte) ein frühes Ende fand. Seit 2015 sind sie wieder aktiv, eine Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame stand seitdem aber nicht auf dem Plan.
© Brenda Chase/Online USA, Inc.Nas
In der Hip Hop Hall of Fame ist Nasir Jones alias Nas schon, doch die Rock and Roll Hall of Fame muss noch nachziehen. Dabei können es die Lyrics des sprachbegabten Rappers durchaus mit den Texten zahlreicher bereits geehrter Songwriter aufnehmen. Nas ist ein Poet mit Mikrofon, der sich seinen Platz redlich verdient hätte.
© Simphiwe Nkwali/Sunday Times/Gallo Images/Getty ImagesKoRn
Hören sie den Begriff "Nu Metal" rümpfen viele Rockfans ihre Nase. Fakt aber ist: In den 1990er-Jahren war dieses Genre innovativ und allgegenwärtig. Megaseller wie Linkin Park und Limp Bizkit bauten auf der Pionierarbeit von KoRn auf, die sich ebenfalls wiederholt in den Charts platzieren konnten. Ihr Einfluss auf die Entwicklung von Rockmusik ist schwer abzustreiten und einer Aufnahme in die Hall of Fame würdig.
© 2023 Getty Images/Phillip FaraoneTori Amos
Die Karrieren von Künstlerinnen wie Fiona Apple oder Regina Spektor wären denkbar ohne die Pionierarbeit, die Tori Amos in den frühen 1990-ern als eigenständige Songwriterin am Klavier leistete. Ihre Songs brachen zwar mit der Gitarrendominanz der Zeit, hatten aber einen rauen, emotionalen und ungeschönten Kern, durch den sie doch irgendwie in die Grunge-Ära passten. Auch die feministischen Inhalte waren mutig. Die "musikalische Exzellenz", nach der die Hall of Fame nach eigener Angabe sucht, gibt es in Amos' Werk zuhauf.
© Amarpaul Kalirai / Mercury ClassicsMadness
Aus dem Ende der 1950-er auf Jamaika entstandenen Ska entstand zehn Jahre später der kommerziell erfolgreichere Reggae, das Ursprungsgenre selbst schien lange tot. Das änderte sich Ende der 1970-er als Bands wie The Specials und Madness den Ska revitalisierten. Madness entfernten sich im Laufe ihrer Karriere von ihren Wurzeln, zu denen sie jedoch stets auch wieder zurückkehrten, und landeten mit "Our House" 1982 einen amtlichen Welthit, sind aber womöglich auch zu britisch für die US-Ruhmeshalle.
© Marc Bulka/Gamma-Rapho/Getty Images Foto: ARTE FThin Lizzy
Die Hardrocker Thin Lizzy brachten Einflüsse aus Irish Folk und Rockmusik zusammen, ihre melodiösen, mehrstimmigen Gitarrenparts fand später ihren Widerhall in diversen Metal-Subgenres. 1998 verbeugten sich Metallica mit einem Cover des Thin-Lizzy-Klassikers "Whiskey in the Jar" vor der Band, in die Hall of Fame haben es die Iren trotz Nominierung im Jahr 2020 bis dato nicht geschafft.
© Keystone/Hulton Archive/Getty ImagesNew York Dolls
Die New York Dolls sind ein Geheimtipp geblieben, wahrscheinlich weil sie ihrer Zeit so voraus waren. Die androgynen Herrschaften bauten die benötigte Brücke zwischen der Glam-Ära und Punk, ihr dekadenter Garage Rock war mitverantwortlich für die Gründung der Ramones. Eine traurige Gemeinsamkeit der beiden Bands: Alle Gründungsmitglieder haben inzwischen das Zeitliche gesegnet, zuletzt starb Sänger David Johansen am 28. Februar 2025.
© P. Felix/Daily Express/Hulton Archive/Getty Images