08.10.2025 von SWYRL/Frank Rauscher
Kurz nach ihrem Ausstieg als Kommissarin im abgründig-düsteren Münchner "Polizeiruf 110" spielte Michaela May 2010 eine charmante Sennerin auf der Alm und zeigte, dass dies keinesfalls eine Strafversetzung war. Denn allein die Spielfreude Mays und ihrer Kollegen machte aus der absurden Story ein TV-Ereignis.
Der BR wiederholt am Samstagabend zur besten Sendezeit wieder einmal die Heimatkomödie "Eine Sennerin zum Verlieben" von 2010 mit Publikumsliebling Michaela May in der Hauptrolle. Wer den Film noch nie gesehen hat und schon angesichts des Titels das Furchtbarste vermutet und überzeugt ist, der Gang auf die Alm müsse für die ehemalige Münchner "Polizeiruf 110"-Kommissarin wohl eher einem Abstieg in die schauspielerische Hölle gleichgekommen sein, kann beruhigt sein. Denn das Gegenteil ist wahr: Als "Eine Sennerin zum Verlieben" zeigte die Münchnerin viel Charme und sympathische Ausstrahlung, vor allem aber mehr augenzwinkernden Witz als in all den Jahren als TV-Kommissarin zusammen.
Egal eigentlich, ob nun trotz oder gerade wegen der hanebüchenen und komplett vorhersehbaren Geschichte: Es ist 90 Minuten lang die helle Freude, Michaela May als patente oberbayerische Powerfrau im feschen Dirndl über sattes Wiesengrün und durchs Postkartenidyll wirbeln zu sehen. Die Klasseschauspielerin scheint den Ausflug auf die Alm damals genossen zu haben. Oben auf der Alm, als Ariane Ostler, steht sie strahlend im Rampenlicht - und schon allein angesichts der spektakulären Landschaft auf der Sonnenseite des Lebens. Sollte man meinen. Doch es ziehen dunkle Wolken auf in der kleinen Voralpen-Dramedy von Regisseur Dietmar Klein und den, was den Geschmack fürs kitschresistentere Ü-60-Publikum angeht, stets treffsicheren Autoren Eva und Horst Kummeth.
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Auf der Alm da gibt's doch a Sünd!
Ungemach kommt, wie soll es anders sein, aus der Großstadt. Der überkorrekte Bernhard Maiwald (Mays Serienfreund "Tscharli" aus Dietls "Münchner Geschichten" Günther Maria Halmer, auch er eine Wucht als charmanter Korinthenkacker) wurde vom Finanzamt geschickt, um die chaotische örtliche Dependance auf Vordermann zu bringen. Ausgerechnet die herzensgute, arbeitsame, aber in Steuerdingen arg nachlässige Sennerin sucht er sich aus, um ein Exempel zu statuieren. 150.000 Euro soll sie nachzahlen.
Aber keine Sorge: Während Ariane unter dem Ermittlungsdruck des Steuerfahnders zunehmend verzweifelt, schärfen ihr großes Herz und das ländliche Leben den Blick des Amtsmannes so nachhaltig, dass der nicht nur erkennt, mit was für einer tollen Frau er es dort oben auf dem Berg zu tun hat. Er macht auch bald die wahre Bedrohung des Idylls aus: Sie heißt Georg Ametsrieder (eine Fingerübung für "München Mord"-Ermittler Alexander Held), ist höchst gerissen und in Personalunion Bürgermeister, Gastronom und Arianes Ex-Liebhaber.
Ametsrieder gaukelt der jedoch viel zu klugen Sennerin die große Liebe vor, und heimlich plant er auf der Ostleralm das, was in jedem zweiten Heimatfilm das Böse versinnbildlicht: eine gigantische Anlage für Event-Tourismus. Und schon wäre die These, dass es auf der Alm koa Sünd gebe, wieder einmal widerlegt. Absurd? Freilich! Die Degeto-Produktion ist dennoch ein schönes Beispiel dafür, wie drei gestandene Schauspieler mit viel Elan und Spaß an der Freud eine an sich komplett absurde Geschichte zum abendfüllenden TV-Ereignis machen können.
Und Michaela May fand offenbar Gefallen an den leichteren Stoffen, sah man sie seit der Erstausstrahlung der "Sennerin zum Verlieben" doch regelmäßig unter anderen in ZDF-"Herzkino"-Formaten wie "Katie Fforde", "Inga Lindström" oder "Kreuzfahrt ins Glück".