30.06.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Die Angst ging um im Sommer 1985: österreichischer und auch deutscher Wein war zwecks Geschmacksverstärkung mit "Glykol" oder schlicht Frostschutzmittel zugesetzt worden! Heute eher belächelt, schaffte es damals "Glykol" zum Wort des Jahres.
"Glykol" wurde 1985 zum Wort des Jahres. Damals, vor 40 Jahren, hatten findige Winzer aus dem Burgenland und Niederösterreich vor allem sauren oder unreifen Wein mit Diethylenglykol versetzt, mit einer Substanz, die ansonsten vor allem in Frostschutzmitteln vorkommt. Kein Wunder, dass die Medien voreilig von Vergifteten und Toten berichteten. Dominic Eggizi (SWR) hält Rückschau auf ein finsteres Jubiläum.
Damals half es wenig, dass sich die Winzer mit dem Argument wehrten, dass das zur Versüßung verwendete Diethylenglykol für den menschlichen Körper unschädlich sei, jedenfalls in den für Normalsterbliche zuträglichen Mengen. Nicht nur der gute Ruf der Winzer war weg, es kam auch zu mehrjährigen Haftstrafen österreichischer Winzer. Deutsche Importeure blieben verschont, nachdem sie behauptet hatten, sie hätten von der Panscherei nichts gewusst. Unter anderem hatte der deutsche Gesundheitsminister Heiner Geißler vor den Importen gewarnt.
Jahrzehnte danach darf in der Rückschau allerdings festgestellt werden, dass der sogenannte Glykolwein-Skandal auch seine guten Seiten hatte: Die Qualität von Weinen in sauren Zonen verbesserte sich nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland merklich. Auf die Verwendung von zusätzlichem Zucker wurde jedoch auch in der Folgezeit nicht wirklich vermehrt geachtet.