"Requiem für einen Freund" - Mo. 27.06. - ZDF: 20.15 Uhr

Wenn Immobilienspekulation tötet

24.06.2022 von SWYRL/Maximilian Haase

Jan Josef Liefers gibt im ZDF-Thriller "Requiem für einen Freund" (2021) wieder den Rechtsanwalt Vernau, der gehörig in Schwierigkeiten gerät. Als er die Recherchen zu einem Immobilienskandal selbst in die Hand nimmt, droht Lebensgefahr.

"Requiem für einen Freund" ist ein besonderer Film. Nicht, weil ein deutscher Thriller im ZDF noch immer ein wenig Seltenheitswert besitzt. Nicht, weil Jan Josef Liefers mit der Figur des Anwalts Vernau zum sechsten Mal eine Art Zwilling seiner Münsteraner "Tatort"-Figur Boerne verkörpert. Sondern, weil der Film nach dem gleichnamigen Roman von Elisabeth Herrmann, eine Wiederholung von Anfang 2021, eine der ersten hiesigen Produktionen darstellt, die nach dem ersten Lockdown unter Corona-Bedingungen entstanden. Bis auf kleinere Anspielungen merkt man das der Produktion nicht an - entstanden ist ein komplex erzählter Kriminalthriller mit politischer Schlagseite, gelungenem Spannungsaufbau und einigen humorvollen Momenten. Das Publikum goutierte den Aufwand: Die Erstausstrahlung von "Requiem für einen Freund" wurde am 11. Januar 2021 von 9,33 Millionen Zuschauern gesehen und brachte dem ZDF einen Marktanteil von 27,4 Prozent ein - grandiose Zahlen.

Liefers verkörpert abermals den Rechtsanwalt Joachim Vernau, der in Attitüde und Süffisanz durchaus dem Münsteraner Gerichtsmediziner Boerne ähnelt - das Publikum findet sich jedenfalls gleich zurecht. Im Gegensatz zum Eigenbrötler Boerne hat Vernau jedoch an vielen Fronten zu kämpfen: Vor Gericht vertritt er seine Mutter Hildegard (Elisabeth Schwarz) und deren als Witz-Sidekick eingebaute Freundin Hüthchen (Carmen-Maja Antoni), die Opfer der Räumungsklage eines Immobilienhais geworden sind. Doch in die Verstrickungen der Berliner Immobilienbranche dringt der als Anwalt der Guten inszenierte Vernau bald noch weiter vor.

Die Gegenseite verkörpert Reichen-Anwalt Sebastian Marquardt (August Zirner), ein alter Freund von Vernau, der anders als jener aber durchaus auch korrpupte Baulöwen und bestechliche Politiker berät. Dass er dadurch um einiges mehr verdient als sein alter Kumpel, gehört zu den Misständen, die der Thriller unter Regie von Josef Rusnak durchaus sehenswert anprangert. Aber es wird noch schlimmer: Vernau gerät plötzlich in eine unappetitliche Melange aus Betrug, Gier und Mafiamethoden.

Der Schlamassel beginnt damit, dass ein Steuerprüfer Vernau in tiefster Nacht anruft - und von einer brisanten Restaurantrechnung berichtet, die dem Rechtsanwalt zum Verhängnis werden könnte. Damals - vier Jahre zuvor - war Vernau mit ebenjenem Freund Marquardt in einem Edel-Restaurant essen. Was könnte wohl dahinterstecken? Nichts Gutes jedenfalls: Als Vernau in die Kanzlei des Steuerprüfers fährt, findet er letzteren dort tot vor - ermordet mit einer Waffe. Als wäre das nicht genug, verschwindet plötzlich auch noch Marquardt, der Vernau vorher immerhin noch verraten konnte, dass er verschuldet ist und eine Ehekrise samt neuer Geliebter hat.

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Immobilienbetrug in der Hauptstadt

Vernau nimmt die Dinge selbst in die Hand: Gemeinsam seiner Kollegin Marie-Luise Hoffmann (Stefanie Stappenbeck) recherchiert er - und findet heraus, dass der Steuerprüfer offenbar drauf und dran war, einen großen Immobilien-Korruptionsfall aufzudecken. In diesem Zusammenhang erfährt das inoffizielle Ermittlerduo auch, dass eine Staatsanwältin am Tag des Restaurantbesuchs Suizid beging - und das Marquardts Geliebte und Mitarbeiterin Tatjana Wolgast (Irina Potapenko) irgendwie involviert ist. Und was wäre eine filmische Abhandlung über die Tiefen der Berliner Immobilienbranche ohne clanähnliche Strukturen - selbstverständlich angeführt von "4 Blocks"-Star Kida Khodr Ramadan alias Adil Kalaman.

"Berlin verändert sich, vielleicht schneller als andere deutsche Städte, und hat schon mehr als einen Skandal hinter sich, von dem man nicht gedacht hätte, dass so was überhaupt möglich ist", so Hautdarsteller Jan Josef Liefers über die Berliner Problematik zwischen Wohnungsnot, Bauspekulanten und korrumpierbarer Politik, die wohl dennoch mehr oder minder auf fast jede deutsche Großstadt zutrifft - und in "Requiem für einen Freund" unerwartet komplex aufgearbeitet wird.

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