Der Ruder-Achter - Geschichte eines Mythos - Do. 25.07. - ARTE: 20.15 Uhr

Wenn die Boote fliegen

27.06.2024 von SWYRL/Wilfried Geldner

Wenn am Start durch schnelle Schläge die Gischt aufgewirbelt wird oder kurz vor dem Ziel um jeden Zentimeter gefightet wird, kann sich kaum jemand der Faszination der Ruder-Achter entziehen. Höchste Zeit, einmal die Geschichte dieser legendären Bootsklasse zu beleuchten.

Der Achter - er ist die Königsdisziplin des Rudersports, das schnellste olympische Boot. Faszinierend am Start, wenn nach dem Kommando die Ruderblätter fliegen und sich die Riemen vielfach zu kreuzen scheinen. Beteiligte schwärmen von der Einheit der Schläge, wenn alle das Gleiche machen und das Boot zu "fliegen" scheint. Der ARTE / NDR-Film "Der Ruder-Achter - Geschichte eines Mythos" von Larissa Klinker widmet sich der vielfach spannenden Geschichte des Ruder-Achters, die auf der britischen Themse begann und in Europa und USA ihre weltweite Fortsetzung fand. Freilich wird ein besonderer Akzent auf das Rudern der Frauen gesetzt, die es schwer hatten, sich gegenüber den männlichen Riesen durchzusetzen, bis es 1927, noch abseits der Öffentlichkeit, zu ersten Rennen kam und später auch auf dem Festland zahlreiche Frauen-Ruderclubs gegründet wurden.

Nein, es ist nicht die Geschichte des berühmten "Deutschland-Achters" des Ruderprofessors Karl Adam aus Ratzeburg, die hier erzählt wird. Der Film will mehr, vielleicht am Ende zu viel. Er blendet auf die Entstehung des Rudersports in Europa und seiner berühmten Regatten in Oxford und Henley zurück. Immer ein wenig schnippisch mit Dixie-Melodik versetzt, was allerdings zu den im Archiv gefundenen Schwarzweiß-Bildern passt. Die leicht antiquierten knappen Ruderhöschen stehen dabei den Frauen offensichtlich besser. Kein Wunder, dass anfänglich gar "Stilrudern" als weibliche Disziplin Einzug fand. Heute wird die Hintanstellung alles Weiblichen im Rudersport zurecht als sexistisch empfunden. Längst gibt es Frauen-Bootsklassen und gar gemischte Boote. Die Trainerin des derzeitigen Deutschland-Achters übrigens ist eine Frau namens Sabine Tschäge.

Nach den Histörchen über das Boat-Race auf der Themse - einmal musste abgebrochen werden wegen eines Demonstranten, einmal gab's ein Unentschieden - oder vom heute nicht mehr ganz so berühmten Henley mit gestreiftem Club-Jackett und Damen-Hüten wie in Ascott (Röcke zunächst unbedingt bis übers Knie!) ist dann auch noch "unser" Deutschland-Achter dran. In Belgrad konnten sich die Riesen als fünfte für Olympia qualifizieren, kurz vor Olympia ist man hart an den Engländern dran.

Erinnerungen an 1960, an das "Wunder von Rom", werden wachgerufen, an den aus heutiger Sicht fragwürdigen Einsatz von Anabolika, vom Tüftler Karl Adam auf das Konzept des "mündigen Athleten" ausgelagert. - Insgesamt bringt der informative Sportfilm auf der 45-Minuten-Strecke etwas zu viele Aspekte. Aber wer wollte das schon bemängeln, zu Zeiten, da es sonst beinahe ausschließlich Fußballreportagen mitsamt den Talkrunden der wie Pilze aus dem Boden schießenden "Experten" gibt.

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