ZDF-Talk

Experte erklärt bei "Markus Lanz", wie schon russische Kinder die "Gewaltkultur" verinnerlichen

19.05.2023 von SWYRL/Natascha Wittmann

"In Russland gilt nur die Sprache der Gewalt, und Putin spricht sie fließend": Bei "Markus Lanz" schilderte ein in Moskau aufgewachsener Publizist Drastisches aus der russischen Gesellschaft, insbesondere den Gefängnissen im Land. Sorgenvoll blickte die Runde auf die bedrohte Republik Moldau.

Immer mehr ukrainische Nachbarländer versuchen, sich von Russland und dem Kreml zu distanzieren. Die Republik Moldau verkündete aktuell den Plan, sich aus der Interparlamentarischen Versammlung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zurückzuziehen. Doch die westliche Neuorientierung der früheren Sowjetstaaten könnte kurzfristig für große Probleme sorgen. Bei "Markus Lanz" warnte nicht nur SPD-Außenpolitiker Michael Roth vor einer Invasion Russlands in Moldau, auch der aus Moskau stammende Publizist Boris Schumatsky beschrieb die brutale Gewaltbereitschaft der Russen und die Gefahr einer Ausweitung des Krieges.

Zunächst erläuterte Schumatsky, dass Moldau direkt an die Ukraine grenze und "kein NATO-Mitglied" sei. Daher prognostizierte er: "Dass Russland weitergehen wird, da bin ich mir ganz sicher." Der Russland-Experte ergänzte: "Dieses kleine Land ist ein gefundenes Fressen für diese russischen Kriegsgelüste." SPD-Politiker Michael Roth stimmte nickend zu: "Deswegen muss die Ukraine gewinnen, sonst dürfte Moldau das nächste Kriegsziel sein." Eine angsteinflößende Prognose, von der Michael Roth am Donnerstagabend behauptete, dass sie schon lange von Putin und seinen Anhängern kommuniziert worden sei: "Wir müssen diesen autoritären Herrschern aufmerksam zuhören."

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Markus Lanz reagiert konsterniert: "Böse ist gut in Russland"

Laut Schumatsky habe ganz Europa jedoch viel zu lange geschlafen, was die Gefahr Russlands angehe. Er stellte klar, dass Russland in den letzten Jahren vor allem in Deutschland "ein zu gutes Image" genossen habe, "aber hinter der Oberfläche war das Einzige, was zählt, diese Gewalt." Auch Michael Roth gestand bei "Markus Lanz" Fehler seitens der Politik ein und gab zu, dass zu "lange in dieser Propaganda-Blase gelebt" wurde, "die russische Lügen-Propaganda hat ja auch in Deutschland sehr gut gewirkt".

Der SPD-Außenpolitiker weiter: "Ich glaube, dass meine Partei ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft war. Wir haben uns stark auf Russland konzentriert, wollten Russland nicht provozieren." Gleichzeitig stellte er mit selbstbewusster Stimme klar: "Das ist jetzt vorbei. Wir schauen jetzt aufmerksamer hin."

Derweil lenkte Boris Schumatsky die Diskussion im ZDF-Talk auf die immer größer werdende Gewaltbereitschaft der Russen und sagte: "In Russland gilt nur die Sprache der Gewalt, und Putin spricht sie fließend." Der in Moskau aufgewachsene Autor warnte weiter: "Als Propaganda-Masche funktioniert das sehr gut in Russland." Besonders in russischen Gefängnissen seien die Zustände laut Schumatsky besonders brutal. Er sprach von Massenvergewaltigungen und üblen Foltermethoden und erklärte: "Entweder vergewaltigst du oder du wirst vergewaltigt."

Dieses Gedankengut solle laut des Experten bereits russischen Kindern eingetrichtert werden, denn: "Die Gewaltkultur ist omnipräsent im Land." Er selbst habe schon als Kind gelernt, dass man entweder Opfer oder Täter sein müsse: "Keine schöne Wahl." Markus Lanz reagierte konsterniert: "Böse ist gut in Russland."

Markus Lanz wird von Journalistin korrigiert

ZDF-Moderator Markus Lanz lenkte daraufhin den Blick auf die aktuelle Situation in der Republik Moldau. Im Gespräch mit Journalistin Liudmila Corlăteanu wurde schnell klar, wie gespalten das Land ist. "Der Grund ist diese wechselhafte Geschichte", erklärte die gebürtige Moldauerin. Sie sprach von einer "Polarisierung" des Volkes, die seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine immer weiter seitens des Kremls gefüttert werde.

SPD-Mann Michael Roth reagierte prompt mit den Worten: "Das Land ist gespalten, weil die russische Propaganda auf fruchtbaren Boden fallen kann." Ob es jedoch wirklich zu einem Angriff auf die Republik kommen werde, das konnte am Donnerstagabend niemand wirklich abschätzen. Politologe Hannes Meissner sagte deshalb abschließend mit ernster Miene: "Die Endziele sind noch nicht klar."

Eine etwas unangenehme Situation erlebte Markus Lanz, als er von der gebürtigen Moldauerin Liudmila Corlăteanu plötzlich korrigiert wurde. Der ZDF-Moderator, der mehrmals von "Moldawien" sprach, wurde von der Journalistin gebeten, stattdessen auf den gängigeren Begriff "Republik Moldau" zurückzugreifen. Seine jüngste Reise-Reportage - betitelt: "Markus Lanz - Moldawien ungeschminkt" - hatte das ZDF im Vorlauf auf den Donnerstagstalk ausgestrahlt.

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