Vor dem Start von "Ich bin ein Star - Die große Dschungelshow"

"So viel Dschungelfeeling wie möglich": Das erste TV-Lagerfeuer des Jahres lodert in Köln-Hürth

12.01.2021 von SWYRL/Frank Rauscher

"Der wilde, wilde Westen Fängt gleich hinter Hamburg an", sangen Truck Stop einst. Jetzt liegt auch noch der wilde, wilde Dschungel um die Ecke - in einem Studio, nicht in Maschen, sondern in Hürth, wo RTL "Ich bin ein Star - Die große Dschungelshow" produziert. Corona macht's möglich, aber braucht's das Ganze?

Die Pandemie und ihre Folgen ... - Man könnte bereits dicke Bücher darüber schreiben, und es ist noch lange nicht ausgestanden. Täglich kommen neue unschöne Kapitel hinzu, es gibt wohl keinen Lebensbereich mehr, der nicht in irgendeiner Weise betroffen ist. Wobei: Die Lage ist schlimm, aber sie ist nicht hoffnungslos; immerhin gibt es noch das Unterhaltungsfernsehen und seine illustre Protagonistenschar: Reality-"Stars", die sich unermüdlich der allgemeinen Tristesse dieses Winters entgegenwerfen.

Das Showprogramm der Privatsender steht, Corona hin, Corona her, wie eine Eins. Es ist in weiten Teilen durchaus erfolgreich, so ein bisschen Eskapismus auf der heimischen Couch ist in Lockdownzeiten ja immer gern genommen, und es treibt bisweilen seltsame Blüten, was wohl etwas mehr mit den Zwängen der Pandemie als mit dem Einfallsreichtum der Verantwortlichen zu tun hat. Im Idealfall kommt beides zusammen, schließlich stehen auch die Fernsehleute vor der Herausforderung, das Beste aus der misslichen Corona-Situation zu machen. Prominentestes Beispiel ist "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!": Abenteuershow in Australien ist in diesem Jahr nicht, also holt RTL den Dschungel und das Abenteuer kurzerhand nach Deutschland. Ein bisschen wenigstens.

"Ich bin ein Star - Die große Dschungelshow" heißt das Alternativprogramm. Ab Freitag, 15. Januar, 22.15 Uhr, kämpfen zwölf Kandidaten mit C-Promi-Hintergrund um das "Goldene Ticket" für Australien, wie es der Sender formuliert. Heißt: In der neuen Show wird der erste Camper für die reguläre 15. Jubiläumsstaffel 2022 ermittelt - sofern diese stattfinden kann. Zudem winkt ein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro. Wer der oder die Glückliche sein wird, steht nach dem Finale am Freitag, 29. Januar, 22.15 Uhr, fest. Insgesamt sind 15 Live-Shows im Programm. Wie hausen die Promis vor Ort, gibt es gar eine Art Ersatz-Camp? - Über das Setting wurden noch keine Details preisgegeben. Auf Nachfrage hieß es zunächst nur: Studiopublikum ist nicht dabei, und es gehört zum Corona-Konzept der Sendung, dass die Kandidaten vor dem Start in Quarantäne geschickt wurden.

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"Gewohnte Dschungelroutine"

Sonja Zietlow, die wie im "richtigen" Dschungelcamp gemeinsam mit Daniel Hartwich für die spitzzüngige Moderation zuständig ist, versichert, man wolle "so viel Dschungelfeeling wie möglich ins Studio nach Köln-Hürth bringen". Das Konzept beinhalte "Sentimentalität und einen zwinkernden Blick auf die vergangenen 14 Staffeln Dschungelcamp". Hartwich sieht's genauso pragmatisch: "Wir sind zwar nicht in Australien am Lagerfeuer, sondern in Hürth bei Köln im Studio, aber lustig wird's trotzdem." Beide machen keinen Hehl daraus, dass sie "natürlich gerne in Australien gewesen" wären. Aber, so Hartwich, die jetzt gefundene Lösung sei besser, als die Sause komplett abzusagen. "Wir geben den Leuten im Januar ihre gewohnte Dschungelroutine."

Das mag sich etwas hochtrabend anhören, aber es hat schon einen wahren Kern: "IBES", wie die alljährliche Dschungelshow zum Jahresauftakt unter Reality-Connaisseuren genannt wird, ist die erfolgreichste Showproduktion im deutschen Fernsehen. Mit einer durchschnittlichen Quote von 37,4 Prozent bei den jungen Zuschauern (14 bis 49 Jahre) war das Format auch 2020 in Fragen der Reichweite über jeden Zweifel erhaben. 5,12 Millionen Zuschauer saßen im Schnitt vor dem Fernseher, das macht 23,9 Prozent beim "Gesamtpublikum" aus. Ein Ausfall einer derart werbeträchtigen Sendung wäre für RTL fraglos eine Katastrophe gewesen, zumal der Sender derzeit nicht nur wie alle Mitbewerber um Corona-feste Showkonzepte ringen und dafür vieles Gewohnte auf den Prüfstand stellen muss, sondern nebenbei auch noch "Kleinigkeiten" wie die Causa Michael Wendler zu bewältigen hat (die Kölner haben den Ex-Juror nun komplett aus den neuen Folgen von "Deutschland sucht den Superstar" herausgeschnitten). Das Dschungelcamp "gehört einfach zum Jahr dazu", bringt Sonja Zietlow die Lage auf den Punkt.

Wer sind die Kandidaten?

Seit 2004 ist die Sendung bei RTL im Programm, und viele sagen, eine derart hochkarätige Runde wie damals, gab es danach nie wieder. Unter anderem waren in der Auftaktstaffel Costa Cordalis, Lisa Fitz, Daniel Küblböck, Caroline Beil, Werner Böhm, Mariella Ahrens, Susan Stahnke und Carlo Thränhardt vor Ort, um sich in Schlangengruben zu suhlen, in Maden zu baden, ein bisschen herumzuzicken und am Lagerfeuer aus dem Promi-Nähkästchen zu plaudern. - Namen, die damals wie heute keiner weiteren Erklärung bedürfen. 2021, 14 Staffeln später, sieht es schon anders aus. Was auch mit der Tatsache zu tun hat, dass sich das Reality-TV seine Stars längst selbst macht und es heute auch ohne den Umweg einer aufwendigen Karriere als Schauspieler oder Sportler mit einem Platz im Camp klappen kann.

Immerhin gibt es noch die ein oder andere Ausnahme: Kandidaten, die nicht direkt der Reality-TV-Blase entsprungen sind, sondern die sich anderswo ihre Meriten verdient haben. Beim "Dschungel dahoam" tritt etwa die Schauspielerin Bea Fiedler an. Die heute 63-Jährige begann ihre Karriere als Fotomodell bereits im Alter von 17 Jahren. 1977 wurde sie "Playmate des Monats", später war sie eine gefragte Schauspielerin in Erotik-Komödien, unter anderem in den Kultfilmen der "Eis am Stiel"-Reihe. Auch blaues Blut darf in der "Dschungelshow 2021" nicht fehlen: Xenia Prinzessin von Sachsen ist eine echte Adlige und gewann 2016 das "Sommerhaus der Stars". Sie hat kürzlich den Hit "Atemlos" von Helene Fischer auf Japanisch gecovert.

Prominenter wird's im Folgenden nicht mehr. Die Kandidatin Djamila Rowe (53) trat durch eine erfundene Affäre mit einem Schweizer Botschafter in Erscheinung. Aus dem "eigenen Saft", das heißt, wie aus dem großen Pool der vielen anderen Trash-TV-Sendungen gefischt, wirkt dagegen Christina Dimitriou. Die heute 27-Jährige war bereits in den Sendungen "Temptation Island" und "Ex on the Beach" zu sehen. Ebenfalls in diese Kategorie fällt Felip Pavlović: Der 28-Jährige zeigte sich in Sendungen wie "Die Bachelorette" und "Bachelor in Paradise" als echter "Frauenversteher". Nun tritt er ebenfalls in "Ich bin ein Star - Die große Dschungelshow" an.

Mit von der Partie ist auch der 52-jährige Frank Fussbroich. Bereits als Kind wurde der Kölner durch die WDR-Serie "Die Fussbroichs" bekannt. Dabei ist zudem Lars Tönsfeuerborn, der 2019 die erste Staffel der Dating-Show "Prince Charming" gewann. Sein O-Ton spricht Bände: "Schon vor Jahren saß ich vor dem Fernseher und sagte zu meinen Leuten: 'Irgendwann gehe ich in den Dschungel!"

Teilnehmen werden auch Model Zoe Salip, die 2018 durch "Germany's Next Topmodel" bekannt wurde, und Lydia Kelovitz. Bei "Deutschland sucht den Superstar" legte sie 2020 einen aufsehenerregenden Auftritt hin. Nun kehrt sie in der "Dschungelshow" zurück ins Rampenlicht. Mike Heiter hingegen war schon einmal im "Dschungelcamp" dabei: Letztes Jahr begleitete der 28-Jährige seine damalige Freundin Elena Miras nach Australien. Nun möchte er selbst um die Teilnahme am kommenden "Dschungelcamp" spielen. "Mister Germany" darf sich Oliver Sanne seit 2013 nennen. Zwei Jahre später verdrehte er als "Der Bachelor" vielen Frauen den Kopf. Nun zieht es auch ihn in den deutschen "Dschungel". Auf den letzten Drücker stieß Sam Dylan zum Cast. Der ehemalige "Prince Charming" -Kandidat ersetzt die bereits als Teilnehmerin angekündigte Nina Queer, die von RTL aufgrund provokanter Äußerungen (in einem Interview fiel der Begriff "Hitler-Transe") aus der Show genommen wurde.

Dr. Bob ist schon euphorisch

Um das inhaltliche Konzept, bei einer derartigen Veranstaltung ohnehin weniger der Rede wert, wird im Vorfeld ein kleines Geheimnis gemacht. RTL verriet bislang nur: "In 'Ich bin ein Star - Die große Dschungelshow' müssen die Camp-Anwärter täglich ihre Dschungel-Tauglichkeit unter Beweis stellen." Es braucht nicht viel Fantasie, um zu erahnen, dass ein bunter Strauß an Stresstests und kulinarischen Widerwärtigkeiten auf die Teilnehmer wartet. Warum hätte man sonst den kultigen Notfallsanitäter "Dr. Bob" anreisen lassen? "Ich werde es den Kandidaten hart machen, aber gleichzeitig auch fair", kündigte er direkt nach seiner Landung am Flughafen an. Und er freue sich so sehr auf ein Wiedersehen mit einigen alten Bekannten, dass er notfalls sogar mit dem Paddelboot gekommen wäre. Das heißt: Zum Ekelmenü wird diesmal noch eine Prise Nostalgie gerührt: Highlights, Gäste, Storys und vor allem Kandidaten aus alten Staffeln werden eine Rolle spielen. "Ehemalige Dschungelstars talken mit Sonja Zietlow und Daniel Hartwich und schwelgen in Erinnerungen", kündigt RTL an.

Das Salz in der Dschungelsuppe ist allerdings seit jeher der menschliche Aspekt: die kleinen und oft genug auch ziemlich großen Dramen, die am Lagerfeuer entzündet werden, der Tratsch, der nicht nur im Camp, sondern vor ein paar Millionen Fernsehzuschauern und dank eifriger Begleitung einschlägiger Online-Angebote auch in der digitalen Welt die Runde macht. Albernheiten, Peinlichkeiten, Dummheiten, die für Kopfschütteln oder etwas Heiterkeit sorgen - das zieht auch in der Verlängerungsschleife. Jeder will etwas vom großen "IBES"-Kuchen abhaben. Angesichts der medialen Begleitmusik, die in besonderen Momenten schon mal forte-fortissimo daherkommt, kann etwas Kleines plötzlich schon mal ganz schön groß werden - zumindest für einen Tag oder zwei.

Wer einen Dschungelvertrag unterschreibt, weiß um diese Dinge und dass er sich da unten in Australien unter Umständen zum Affen macht. Die Show lebt normalerweise gewiss auch ein wenig davon, dass das Set so weit von der Heimat entfernt ist, dass der ein oder andere im Gefühl der Abgeschiedenheit schon mal etwas leichtsinniger in seinen Äußerungen wird. Wie wird es diesmal sein, daheim in deutschen Gefilden? - Ein Kandidat wie der Kölsche Jung Frank Fussbroich könnte vermutlich vom Studio in Hürth nach Hause laufen ...

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