Der Swimmingpool
Kaum eine andere Schauspielerin der Nachkriegszeit ruft noch heute Fantasie, Neugier, Mitgefühl und Bewunderung hervor wie Romy Schneider (Bild aus "Der Swimmingpool", zu sehen am Mittwoch, 10. September, 14.00 Uhr bei ARTE und in der ARTE Mediathek). Wir blicken auf ihre Abgründe und Geheimnisse ...
© SNCBappt wie Griesbrei
Mei, der Franzl - und die Sissi! Als Karlheinz Böhm und Romy Schneider zum Traumpaar des 50er-Jahre-Kinos wurden, durfte das noch keiner wissen: Inzwischen ist es längst ein offenes Geheimnis, dass der "Sissi"-Star das süßliche Kaiserinnen-Image schwer verflucht hat. "Es bappt an mir wie Grießbrei", pflegte sie zu schimpfen.
© ARD DegetoImmer des G'schieß mit der Sissi
Gleichwohl blieb das Verhältnis zu ihrer Durchbruchsrolle ambivalent. Das illustriert eine Anekdote, die der 2010 verstorbene Aufklärungsfilmer Oswalt Kolle ("Das Wunder der Liebe") der "Welt" erzählte - er hatte übrigens einst eine stürmische Affäre der Diva ...
© NDR / Vincent TVUnverschämtheit!
Kolle erinnert sich: "Einem französischen Regisseur, der mit ihr arbeiten wollte, riet man, die 'Sissi'-Filme nicht zu erwähnen. Nach dem Gespräch sagte Romy ihm ab. Ihre Begründung war: 'Was für eine Unverschämtheit! Der Mann hat noch nicht mal meine großen Erfolge mit 'Sissi' erwähnt! Der wollte mich wohl niedermachen.'"
© Central Press/Getty ImagesAbgelehnt!
Dem Vernehmen nach bekam Romy Schneider eine Million D-Mark geboten, um nach drei Erfolgsfilmen ein weiteres Mal die österreichische Kaiserin zu spielen. Zu der Zeit eine mehr als stattliche Summe. Doch Romy lehnte ab, "Sissi IV" kam nicht zustande. "Das Nicht-Leichte wird für mich immer reizvoll sein", begründete sie später den Schritt.
© SWR/ARD DegetoMit Bergschuhen nach Paris
Stattdessen orientierte sich der deutsche Shootingstar nach Frankreich, um dort im Charakterfach zu reüssieren. Was ihr rückblickend in grandioser Weise gelungen ist, bereitete der Exilantin anfangs großes Kopfzerbrechen, wie sie später bekannte: "Die Pariser sahen in mir eine Art Alpenjodlerin, die mit Bergschuhen in ihre Welt klettern wollte."
© McCabe/Express/Getty ImagesEs ist kompliziert
In Frankreich fand die junge Ex-"Sissi" ihre große Liebe. Mit Schauspielkollege Alain Delon war Romy Schneider von 1958 bis 1964 liiert und später verlobt. Eine stürmische Romanze, gleichwohl schon vor der Trennung nicht frei von Schattenseiten ...
© Getty Images / Keystone FeaturesDer Swimmingpool
"Ich war neidisch auf Alain", gestand Romy, die in Frankreich anfänglich keine Rollenangebote bekam. "Ich habe mich gefragt, was wohl aus mir werden wird." Im Thriller "Der Swimmingpool" (Bild) gaben Delon (Mitte) und Schneider 1968 ein heute legendäres Liebescomeback - freilich nur auf der Leinwand.
© SNCEin hässlicher Beruf
Ambivalenz prägte auch Romys Verhältnis zur Schauspielerei insgesamt. Ihrem Tagebuch vertraute sie an: "Eigentlich ist es ein hässlicher Beruf - Filmschauspielerin. Schauspielerin! Es ist wie ein Gift, das man schluckt und an das man sich gewöhnt und das man doch verwünscht."
© Getty Images / DoveMutters Ambitionen
In den Schauspielberuf früh gedrängt wurde Romy Schneider von ihrer Mutter Magda (rechts, mit Schauspieler Fess Parker), die ihrerseits eine Film- und Theaterkarriere verfolgte. Wie eine Biografie des Autors Jürgen Trimborn enthüllte, litt Romy sehr unter den ehrgeizigen Vorgaben der Mama ...
© Keystone/Hulton Archive/Getty ImagesIm Image-Käfig
Magda schrieb ihrer Tochter einen strengen Essensplan vor, kontrollierte ihr unschuldiges Image und scheute auch vor "körperlicher Züchtigung" nicht zurück. Jeder Flirt, so steht es in "Romy und ihre Familie", wurde konsequent unterbunden. Einer Freundin vertraute die Teenagerin an: "Kannst du dir vorstellen, wie das ist, wenn die ganze Nation auf deine Entjungferung wartet?"
© Moore/Fox Photos/Getty ImagesDas erste Mal
Der erste Kuss ist etwas sehr Privates? Nicht für Romy Schneider. Sie erlebte ihr "erstes Mal" 1954 am Set des Films "Feuerwerk", im Alter von nur 16 Jahren. Ihr Kuss- und Filmpartner war der zehn Jahre ältere Claus Biederstaedt.
© Trevor Humphries/Central Press/Getty ImagesSchwere Vorwürfe gegen den Stiefvater
Schwere Vorwürfe wurden vor einiger Zeit gegen den zweiten Mann ihrer Mutter, den Gastronom Hans Herbert Blatzheim, laut. Mehrfach soll er Romy (hier mit Carlos Thompson in "Die Halbzarte") bedrängt und versucht haben, mit ihr zu schlafen. Das bestätigte so deutlich Alice Schwarzer ...
© RBB / DegetoInnerlich zerrissen
Sechs Jahre vor ihrem Tod gab Romy Schneider der deutschen Feministin und Publizistin ein Interview, aus deren vertraulichen Passagen Alice Schwarzer (rechts) später zitierte. "Sie war ein extrem zerrissener Mensch", erinnerte sich Schwarzer.
© ARTE / Gabriele Jakobi / Bons ClientsSolidarisches Bekenntnis
Zur Frauenrechtlerin Alice Schwarzer gibt es noch eine weitere Verbindungslinie. 1971 bekannte sich Romy Schneider zu der vom "stern" lancierten Kampagne "Wir haben abgetrieben!" - Insgesamt 374 prominente und nicht prominente Frauen gaben in der Zeitschrift an, mit einem Schwangerschaftsabbruch gegen damals geltendes Recht verstoßen zu haben.
© Keystone/Getty ImagesEin "unlebbares" Leben
Unwiderstehlich schön, für immer unglücklich: "Manchmal kommt der Moment, da wünsche ich mir, nicht mehr gefragt, nicht mehr angeglotzt, gar nicht mehr fotografiert zu werden", gab Romy Schneider im Januar 1977 zu Protokoll. Der Star wurde langsam müde. "Ich bin wohl recht 'unlebbar' für mich selbst - schon gar für andere", schrieb sie in einem Brief an einen Journalisten. (Photo by Keystone/Hulton Archive/Getty Images)
© Keystone/Hulton Archive/Getty ImagesDer Unernst des Lebens
"Dabei", so gab die heute als Mythos verehrte Schauspielerin zu verstehen, "nehme ich mich viel weniger ernst, als man denkt! Meine Arbeit schon, meine Person - non." Fünf Jahre später, am 29. Mai 1982, war ihr Leben zu Ende. Romy Schneider starb an Herzversagen, im Alter von nur 43 Jahren.
© BR / Telepool