05.10.2022 von SWYRL
Laut Recherchen der ARD nutzt die Videoplattform TikTok bestimmte Wortfilter, um zu verhindern, dass Kommentare nicht öffentlich angezeigt werden. Insgesamt handelt es sich um über 20 Begriffe, die bei TikTok blockiert werden.
TikTok war früher bekannt als musical.ly, eine Plattform, wo die Menschen kurze Tanz- und Gesangsvideos hochladen und teilen konnten, besonders erfolgreich liefen die Lyp-Sync-Clips. Mittlerweile ist eine große Bandbreite an Themen in der Social Media-App zu finden, die Anzahl an Koch-, Nachrichten- und Unterhaltungsclips häuft sich minütlich. Besonders beliebt ist die Kommentarfunktion, die für einen schnellen und direkten Meinungsaustausch genutzt wird. Doch nun wurden Recherche-Ergebnisse der ARD über diese App veröffentlicht, die belegen, dass TikTok in Deutschland bestimmte Wörter blockiert.
Laut den Recherchen von NDR, WDR und Tagesschau benutzt der Konzern bei über 20 Begriffen Wortfilter. Das bedeutet: Enthält der Kommentar eines dieser Wörter, so wird er nicht öffentlich angezeigt. Das ergaben mehrere Versuche, die mit Testprofilen durchgeführt wurden. Insgesamt wurden 70 Wörter und Wortkombinationen ausprobiert. So sind bei diesen Begriffen unter anderem "Gas", "Heterosexuelle", "Sklaven" und "Sex" dabei.
Zudem ergab der Test, dass die Nutzerinnen und Nutzer keine Auskunft darüber bekommen, warum der Kommentar nicht öffentlich unter den Videos angezeigt wird. So könne man nicht sicher sein, ob die eigenen Kommentare auch für die Mitmenschen sichtbar ist oder nicht.
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"Hass sucht sich leider immer einen Weg auf solchen Plattformen"
Laut einer Sprecherin nutzt TikTok eingesetzte Technologien, um "proaktiv nach Kommentaren zu suchen, die gegen unsere Richtlinien verstoßen oder die ein Spam-Verhalten darstellen". Das Wort "Heretosexuelle" verstößt also gegen die allgemeinen Vorschriften der App? "In diesem Fall wurden Kommentare, die nicht gegen unsere Community-Richtlinien verstießen, fälschlicherweise als potenziell schädlich gekennzeichnet", räumt die Sprecherin ein. Um solche Fehler zu vermeiden, wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Systeme und Technologien verbessern. So werde ein ausgewähltes Forschungsteam Zugang zum Moderationssystem-API bekommen.
Doch auch das Einsetzen von Wortfiltern kann Hasswellen nicht verhindern, findet zumindest TikToker Maximilian Pichlmeier. "Hass sucht sich leider immer einen Weg auf solchen Plattformen." Auf seinem Profil beschäftigt er sich LGBTIQ: "Wenn dann das Wort 'schwul' oder 'homosexuell' vorkommt, und ich das selber benutze, aber der Kommentar der anderen Person nicht angezeigt wird, kann keine Diskussion stattfinden." Es würde die echte Realität ganz anders abbilden und einen transparenten Austausch zwischen den Menschen verhindern. "Wie soll man da zusammenfinden, wenn die jeweilige Realität eine ganz andere ist?"