03.08.2025 von SWYRL/Eric Leimann
Der emeritierte Philosophie-Professor Georg Trapp (Günther Maria Halmer) wird 80. Nur Ex-Kollegen und Würdenträger will der alleinstehende Eigenbrötler dazu einladen. Doch wo sind Freunde, vielleicht eine Liebe? Die junge Haushaltshilfe Sofia (Senita Huskić) weckt den Alten in "Trapps Sommer" auf.
Stoffe wie "Trapps Sommer" kennt man seit langem aus Literatur- und Filmgeschichte. Das leichte Drama oder die nachdenkliche Komödie behandelt das Thema: Eine ältere, vom Leben enttäuschte Person findet durch einen sehr viel jüngeren Menschen zurück zu Esprit und Menschlichkeit. Also in etwa die Geschichte von "Der kleine Prinz", "Good Will Hunting" oder "Der kleine Lord". Der kleine Prinz oder Lord hört im ARD-Film auf den Namen Sofia (Senita Huskić). Über ihre Agentur wird die 24-Jährige zum 79-jährigen Georg Trapp (Günther Maria Halmer) geschickt, um ihm im Haushalt zu helfen. Grund für den früheren Philosophie-Professor und überzeugten Eigenbrötler, sich - widerwillig - Unterstützung im Leben zu suchen, war ein Haushaltsunfall. Als die forsche, aber an Menschen interessierte Sofia sich die Wohnung des Alten ansieht, wird deutlich: Hier hat sich seit Jahrzehnten nichts verändert. Alles muss so sein und bleiben, wie Georg es immer kannte.
Bald steht dessen 80. Geburtstag an. Dazu einladen will er einige Würdenträger und Ex-Kollegen. "Keine Freunde?", will Sofia wissen. Das gibt Trapp zu denken. Hat oder hatte der kinderlose Alleinstehende jemals Freunde - und hat er geliebt? Inspiriert von Sofia, der sich Georg nach und nach öffnet, sucht der betagte Grantler seinen ehemaligen besten Freund Heinz (Stephan Bissmeier) auf. Und er fahndet nach seiner früheren großen Liebe Henri (Eleonore Weisgerber). Auch Sofia erfährt Hilfe durch Georg. Zum Beispiel, indem er mit deren heimlich in sie verliebten "besten Freund" Sebastian (Pit Bukowski) spricht.
Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.
Über das Leben im Langstrecken-Modus
Könnten wir nicht alle ein glücklicheres und viel weniger einsames Leben führen, wenn wir uns ein wenig anderen Menschen öffnen würden? Egal wie alt sie sind oder aus welchen Verhältnissen sie stammen? Der Film von Rainer Kaufmann (Regie) und Hans Rath (Drehbuch) schreit inhaltlich zweimal laut "ja" zu diesen Thesen. Er erzählt seine Geschichte dennoch zurückhaltend und mit viel humanistischer Überzeugung. Trotz der Melancholie, die durch sanfte Jazz-Klänge unterstützt wird, ist es ein hoffnungsvoller, ja leichter Film über das Leben im Langstrecken-Modus.
Dass "Trapps Sommer" gelungen ist, daran hat das wunderbare Duo Günther Maria Halmer und Senita Huskić einen großen Anteil. Der mittlerweile 82-jährige Münchner zeigt hier noch einmal, was er in Sachen Präsenz und Schauspielkunst drauf hat. Und das ist eine ganze Menge. Auch die deutsch-bosnische Schauspielerin Senita Huskić (31) ist perfekt besetzt. Die forsche, dennoch lebensklug sensible "Haushaltskraft" kennt man vielleicht als Sex-Workerin aus dem Kölner "Tatort: Siebte Etage" (2024) über den Mord in einem Eroscenter. In einer Szene des frühen Kennenlernens von Georg und Sofia gibt es - wie auch an anderer Stelle Philosophen wie Heraklit und Aristoteles ins Spiel kommen - einen Dialog über Erkenntnistheorie. Ein Fach, das Trapp "ein Leben lang" unterrichtet hat, wie er sagt. "Und was haben sie erkannt?", will Sofia wissen.
"Ich kenne eigentlich nur Leute, die gar nichts wissen"
"Es geht darum, ob wir überhaupt etwas erkennen können", antwortet der Fachmann. Und weiter: "Ich habe 60 Jahre damit zugebracht. Glauben Sie, ich könnte Ihnen das jetzt in einer Minute erklären?" Darauf Sofia leicht genervt: "Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass wir am Ende nichts wissen." Trapp: "Das ist zumindest eine interessante Theorie". Und Sofia zum schlagfertigen Abschluss: "Ich kenne eigentlich nur Leute, die gar nichts wissen." Dank solcher schön geschriebener und wunderbar authentisch gespielter Szenen ist "Trapps Sommer" nicht nur eine Lebensschule in 90 Minuten, sondern auch ein feinsinniger Spaß übers menschliche Strampeln auf der Lebensbahn. Ab Mittwoch, 6. August, steht der Film bereits in der ARD-Mediathek zum Streamen bereit.