"Lanz & Precht"

Lanz und Precht geraten im Podcast plötzlich aneinander: "Jetzt bringst du mich dazu, Merz zu verteidigen!"

27.06.2025 von SWYRL/Franziska Wenzlick

In Bezug auf Friedrich Merz, Donald Trump und den Iran sind sich Richard David Precht und Markus Lanz nicht wirklich einig. Entsprechend hitzig fällt die jüngste Ausgabe ihres gemeinsamen Podcasts "Lanz & Precht" aus.

Richard David Precht ist, so sagt er, "bestürzt". Über die Bundesregierung, vor allem aber über Friedrich Merz, der Israels Angriff gegen den Iran kürzlich als "Drecksarbeit" bezeichnete. "Jeder, der auf dem Boden des Völkerrechts steht, muss das ganz klipp und klar verurteilen", fordert Precht nun im Podcast "Lanz & Precht". Auch in Bezug auf den Einstieg der USA in den Konflikt kritisierte der Philosoph den Bundeskanzler scharf. "Wir müssen hier ganz klare Kante zeigen und sagen: Das ist der Weg, den die USA gehen, aber das ist nicht der Weg, den ein künftiges Europa geht."

Markus Lanz resümiert: "Du willst, dass wir uns - wenn wir ständig von unseren eigenen Werten reden - selber ernst nehmen?" Ja, erklärt sein Podcast-Partner: "Ich will, dass wir uns an die Werte, mit denen wir so viel hantieren und operieren, gebunden fühlen. Denn wenn wir uns nicht an sie gebunden fühlen, können wir nicht mehr für uns in Anspruch nehmen, die Guten zu sein."

Precht erinnert an "die Geschichte der völlig verfehlten US-amerikanischen Nahostpolitik": In der Vergangenheit sei "immer alles nach jedem Einsatz in dieser Region schlimmer geworden, explosiver geworden, das humanitäre Elend ist gestiegen". Lanz' Einwand, dass "es sich keiner leicht macht mit solchen Entscheidungen", lässt der Autor nicht gelten: "Ich glaube, dass Trump sich das viel zu leicht gemacht hat." Entsprechend wäre es "vor allem auch Aufgabe des Bundeskanzlers gewesen, zu sagen: So geht das nicht."

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Markus Lanz: "Natürlich wollen wir uns damit die Hände nicht schmutzig machen"

Das sieht Markus Lanz anders. "Richard, es ist doch nicht ernsthaft akzeptabel - weder für Israel, noch für uns - dass solche Leute, ein solches Regime, das mehr oder minder offen Terror nach Europa getragen hat ...", setzt er an, als ihn Precht unterbricht: "Ich werde kein einziges positives Wort über das Mullah-Regime verlieren!", ruft er. "Aber das ist ja gar nicht der Punkt, den wir da verhandeln!"

Lanz versucht es erneut: "Natürlich wollen wir uns damit die Hände nicht schmutzig machen. Das ist es, was Merz meint." Der Polittalker kreidet an, dass man sich in der öffentlichen Debatte "wieder in der Semantik" verliere. "Es ist ein bisschen wie die Diskussion, die wir hatten, als Merz bei uns in der Sendung damals 'Paschas' gesagt hat."

Während Lanz die damalige Äußerung des heutigen Kanzlers durchaus für kritikwürdig hält, findet Precht den Begriff "überhaupt nicht schlimm": "Bisschen Stammtisch, aber kein Rassismus. Also was man daraus gestrickt hat ...", sagt er und hält plötzlich inne: "Jetzt bringst du mich auch noch dazu, Merz zu verteidigen."

Precht: "Wir rechtfertigen einen Völkerrechtsbruch, der das Problem nicht löst"

Das kann Precht freilich nicht auf sich sitzen lassen. Er poltert weiter: "Sich klar hinter einen Völkerrechtsbruch zu stellen, wie Merz das gemacht hat, ist in der Tat ein richtig großes Problem, was dem Ansehen der Bundesrepublik schadet und was uns außenpolitisch auf Dauer jegliche Glaubwürdigkeit nimmt. Das hätte er nicht tun sollen." Precht stellt klar: Er wolle "genauso wenig" wie Lanz "ein atomares Wettrüsten in dieser Region" oder "dass der Iran über Atomwaffen verfügt". Allein: "Wir rechtfertigen einen Völkerrechtsbruch, der das Problem nicht löst."

Der 60-Jährige unterstellt Friedrich Merz eine "extreme Verbundenheit mit den USA": "Ich glaube, dass er den Ernst der Lage noch nicht begriffen hat, dass der große weiße Vater in Washington an Friedrich Merz, an Deutschland und an anderen europäischen Ländern überhaupt nicht interessiert ist."

Das wiederum ist Markus Lanz "zu hart, Richard, und das sehe ich auch komplett anders": Zwar stimme der ZDF-Moderator zu, dass in der Bundesregierung vieles getan werde, "um Trump bei Laune zu halten". Im Gegensatz zu seinem Gesprächspartner ist Lanz jedoch überzeugt davon, dass Merz' Umgang mit dem US-Präsidenten nicht etwa Naivität, sondern vielmehr taktischen Gründen geschuldet sei.

Precht mahnt: "Wenn man zu viel an Waffen denkt, dann denkt man irgendwann nur noch an Waffen"

"Ich glaube, dass Friedrich Merz ganz schnell und viel früher als andere begriffen hat, was das wirklich bedeutet. Der hat begriffen: Ab sofort sind wir allein. Wir sind jetzt auf uns gestellt und wir müssen irgendwie dafür sorgen, dass das noch ein paar Jahre irgendwie mit den Amerikanern geht - denn ohne die Amerikaner geht das nicht."

Mit dieser Einschätzung gibt sich Richard David Precht zufrieden. "Bisher hast du meine These bestätigt", behauptet er und erklärt: "Das Thema Iran - du merkst, mich beschäftigt das. Weil ich wirklich viele Iraner sehr gut kenne, sehr mag und sehr schätze und mich auch die iranische Kultur wirklich sehr interessiert." Aus diesem Grund störe es ihn, "dass es um die Iraner in dem ganzen Stück am Ende wieder nicht geht".

Er mahnt: "Wenn man zu viel an Waffen denkt, dann denkt man irgendwann nur noch an Waffen. Dann glaubt man, dass auch die Gegenseite nur noch die Sprache der Waffen versteht - und dann beginnt so ein Hochschaukelungsprozess, der zu fürchterlichen Konsequenzen führen kann."

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