"Frontal 21"

"Ich will diese Hölle nicht mehr sehen": Deutscher Russland-Krieger hofft auf Kriegsende

22.03.2023 von SWYRL

Ein Deutscher im Kampf für Wladimir Putin: 2015 schloss sich der Frankfurter Alexander F. pro-russischen Milizen an, nun zog er für Russland in den Krieg gegen die Ukraine. Was ihn dazu bewog und wie er die "Hölle" von Mariupol miterlebte, schilderte er nun im ZDF-Investigativmagazin "Frontal 21",

"Es ist Horror. Ich wusste nicht, dass ich jemals so etwas erleben muss. Es ist kein Film, es ist viel schlimmer": Als Alexander F. über seine Erlebnisse in Mariupol spricht, fehlen ihm die Worte. Doch der Frankfurter mit ukrainischen Wurzeln kämpfte im Ukraine-Krieg nicht etwa für die Ukraine - sondern für Wladimir Putin. Dem Team des ZDF-Investigativmagazins "Frontal 21" und Reportern von "t-online" gab der Soldat nun ein exklusives Interview.

Schon 2015 hatte sich F. pro-russischen Milizen im Donbass angeschlossen, mit Ausbruch des Ukraine-Krieges habe er dann für russische Truppen gekämpft. "Ich habe nicht gut gefunden, dass die ukrainische Armee den Krieg angefangen hat", argumentiert F. entlang der russischen Propaganda-Linie. Der ist er schon vor Jahren im Netz verfallen. Die Schule hat er abgebrochen, seine Sicherheitsfirma ging später pleite. 2015 ging er in den Donbass, in die selbst ernannte "Volksrepublik Donezk". Ohne Ausbildung wurde er dort direkt an die Front geschickt, erinnert sich Alexander F. in dem ZDF-Beitrag: "Nein, ich hab nichts bekommen, Die Erfahrung kommt mit der Zeit."

Fotos zeigen F. - Kampfname Djenpr - während des Kampfes um Mariupol, eine pro-russische Propaganda-Bloggerin verbreitete Clips dazu Clips von F., die ihn an schweren Waffen zeigen. F. ist kein Einzelfall. Er habe "Leute getroffen aus Deutschland", bestätigt er in dem ZDF-Beitrag, die auf russischer Seite kämpfen. Namen wisse er aber keine, man habe sich nur mit Spitznamen angesprochen. Ihre Intention sei gewesen, "gegen den Faschismus" zu kämpfen, sagt F., einmal mehr im Duktus russischer Propaganda.

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"Ich will nicht mehr kämpfen"

Recherchen des Investigativteams ergaben weitere Namen, wie viele Deutsche für Russland im Ukraine-Krieg kämpfen, lässt sich nicht genau sagen - auch, weil Staatsbehörden wie das Verteidigungsministerium keine Auskunft darüber geben wollen. Dennoch ist man bei den Behörden alarmiert. Stephan Kramer, Präsident des Landesverfassungsschutzes von Thüringen, befürchtet in dem TV-Beitrag ein "großes Dunkelfeld" - und potenziell schwere Konsequenzen auch für die Sicherheit in Deutschland. Sofern die Kämpfer nach einem Ende des Ukraine-Krieges nach Deutschland zurückkehren, "bringen sie möglicherweise Ideologie und Hass in die Heimat", merkt Kramer an. Extremismus könne dann einen Zulauf verbuchen, "der schon sehr deutlich auch in die Richtung Terrorismus geht".

Für Alexander F., der als wohl erster Deutscher in ukrainische Gefangenschaft geriet und im Januar 2023 dank eines Gefangenenaustausches freikam, ist indes klar: "Ich will nicht mehr kämpfen, ich will nicht mehr sehen, was ich in Mariupol gesehen habe, diese Hölle." Nach seiner Freilassung wandte er sich im russischen Fernsehen mit einer Botschaft an seine Mutter, dass es ihm gut gehe. Ob er mittlerweile wieder an der Front kämpft, ist unbekannt.

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