Sophia, der Tod und ich - Di. 26.08. - ZDF: 00.15 Uhr

Ich bin dein Tod - und verständnisvoll

19.08.2025 von SWYRL/Eric Leimann

Charly Hübner verfilmte Thees Uhlmanns Roman "Sophia, der Tod und ich". Für sein Spielfilm-Regiedebüt über einen Schluffi, der viel zu früh vom Tod abgeholt werden soll, erhielt er exzellente Kritiken. Nun ist die Tragikomödie mit viel Starpower und Skurrilität im ZDF zu sehen.

"Ich bin Ihr Tod, und Sie müssen jetzt mitkommen", sagt der bleiche Mann, der gerade an Reiners (Dimitrij Schaad) Tür geklingelt hat. Natürlich denkt der sympathische Berlin-Schluffi zunächst an einen Scherz. Doch Gott (Josef Ostendorf) und Erzengel Michaela (Lina Beckmann) ist natürlich kein Fehler unterlaufen. Wie sein Vater hat auch der Altenpfleger und verhinderte Künstler Reiner einen unentdeckten Herzfehler, der ihn früh ins Jenseits befördern wird. Ehe Totenbote Morten de Sarg (Marc Hosemann) seinen Job jedoch abschließen kann, klingelt es schon wieder an Reiners Tür. Ex-Freundin Sophia (Anna Maria Mühe) ist gekommen, da man zum Geburtstag von Mutter Lore (Johanna Gastdorf) nach Juist fahren muss. Weil der Tod in Charly Hübners Verfilmung des Thees Uhlmann Romans "Sophia, der Tod und ich" ein netter Kerl ist, darf die Reise stattfinden. Und sie muss noch weitergehen. Reiner hat seinen kleinen Sohn Johnny, der in den Bergen lebt, seit Jahren nicht mehr gesehen. Darf er noch Abschied nehmen?

Der 2015 erschienene Roman "Sophia, der Tod und ich" wurde von der Kritik gefeiert. Auch Charly Hübners Verfilmung, die 2023 im Kino lief, erhielt exzellente Kritiken. Nun ist die Tragikomödie erstmals im ZDF zu sehen.

Hübners tragikomischer Roadtrip kommentiert auf norddeutsch trockene Art die Höhen und Tiefen des Lebens. Und er stellt vor allem die Frage, zu welchem Fazit sie an dessen Ende führen. Im Buch des Songwriters Thees Uhlmann, der an der Elbmündung aufwuchs, und im Film des Mecklenburgers Charly Hübner findet sich eine Menge norddeutsche Lakonie. Nach dem Motto: Man sollte die Dinge nicht größer machen als sie sind. Aber wenn's an Sterben geht, kann man vielleicht doch ein paar Worte sagen - und Dinge geraderücken: mit der Mutter aussöhnen, noch einmal den Sohn treffen und schauen, was mir der Liebe ist.

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Der Tod mag Bier, aber keinen Kaffee

Dass es ausgerechnet Reiners Ex Sophia ist, die ihn daran erinnert, dass sie zum Geburtstag der Mutter von Berlin nach Juist fahren müssen, ist bezeichnend. Von der Trennung hat das Ex-Paar der alleinstehenden Lore nie erzählt. Muss ja nicht sein, der sinnlose Schmerz. So denkt auch Morten de Sarg, der von Marc Hosemann ("Die Discounter") in gewohnt brillanter Schnoddrigkeit gespielte Tod. Der möchte selbst gern ein wenig das Leben kosten und vor allem Bier trinken.

Auf ihrem Trip im untermotorisierten deutschen Spießer-Auto werden Reiner, Sophia, Lore und Morten dann allerdings von einem Ersatz-Todesboten verfolgt. Der zeigt sich weniger zimperlich als der erste Abholer: Morck Mortus (Carlo Ljubek) ist humorlos, düster, und er würde sich wohl mit Morten einen Kampf liefern, bekämen sich die beiden Todes-Kollegen in die Finger. Denn für Reiners Tod steht fest: Sterben muss sein Klient, doch ein paar Dinge muss er noch richten dürfen. Dazu gehört vor allem die Sache mit der Liebe - zu Sophia, zur Mutter und zu Söhnchen Johnny.

Hat man das theatrale Opening des Films mit einem Aki Olavi Kaurismäki-artigen Todeskiosk samt Erzengelin Michaela überstanden und die etwas krude Prämisse der Erzählung akzeptiert, entspinnt sich ein Film voller kleiner wundervoller Szenen. Da nippt der Tod am Kaffee (ekelhaft!) und die Reisegruppe übernachtet in einer urdeutschen Kneipen-Pension in der Provinz mit Charly Hübner als Gastwirt. Passt auch deshalb, weil Hübner als Kind einer Gastwirtsfamilie in der DDR groß wurde.

In der Verfilmung des Uhlmann-Romans zeigt sich ähnlich wie in den ebenso von Hübner verantworteten "Sörensen"-Filmkrimis die Liebe des Schauspielers zu den letztlich wichtigen Dingen des Lebens: Freundschaft, Liebe sowie Fairness und Solidarität mit den Außenseitern des Lebens. Wer von solchen Menschen und Himmelswesen umgeben ist - Düsterengel Morck Mortus klammern wir mal aus -, muss auch den Tod nicht fürchten. "Sophia, der Tod und ich" ist neben der linearen Nachtausstrahlung ab 26. August 30 Tage lang in der ZDF-Mediathek zu sehen.

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