Der Fall Marianne Voss - Fr. 22.03. - ARTE: 20.15 Uhr

Frau tot, Gatte unter Mordverdacht: Vom Scheitern einer Ehe

20.03.2024 von SWYRL/Maximilian Haase

Eine Frau wird tot aufgefunden, ihr Ehemann gerät unter Mordverdacht. Hat er seine Gattin wirklich umgebracht? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Beziehungs- und Krimidrama "Der Fall Marianne Voss", das eine einst glückliche Ehe und die Folgen ihres Niedergangs betrachtet.

Weshalb bleiben Menschen zusammen, wenn sie sich eigentlich nicht mehr leiden können? Die Antworten auf diese Frage sind vermutlich so mannigfaltig wie die Beziehungen selbst. Neben Kindern und Geld spielt der auf dem Spiel stehende Ruf eine gewichtige Rolle: Was sollen Familie, Freunde und Nachbarn denken, wenn man sich trennt? Oft wirken deshalb Ehen dieser Art nach außen perfekt. Die Fassade stimmt, während es im Inneren rumort. Und weil derlei toxische Arrangements wohl eher die Regel als die Ausnahme darstellen, liefern sie das perfekte Ausgangsmaterial für filmische Psycho- und Familienstudien. Auch das Drama "Der Fall Marianne Voss", das nun bei ARTE Premiere feiert und wenige Tage später im ZDF (Montag, 25. März, 20.15 Uhr) ausgestrahlt wird, widmet sich einer solchen Ehe und den Folgen ihres Niedergangs. Kriminalistisch verschärft wird die Beziehungsstudie dadurch, dass man die titelgebende Gattin tot auffindet und ihr Ehemann plötzlich unter Mordverdacht steht. Hat er es tatsächlich getan?

Wenn der True-Crime-Hype der letzten Jahre etwas gelehrt hat, dann dass die Abgründigkeit des Menschen unendlich scheint. Doch nicht nur das: Immer leichter lässt sich nachvollziehen, dass die größte Niedertracht und Grausamkeit innerhalb von Beziehungen und Familien stattfindet. Und natürlich: dass Leute sich all das genüsslich und gerne zu Hause vor dem Fernseher anschauen. Neu ist das nicht; schon immer zählten jene "Tatorte" zu den beliebtesten, die Einblicke in gestörte Familienverhältnisse boten. Kommt dann noch eine Gewalttat oder ein Mordfall hinzu, ist die, nun ja, doch etwas makabere Unterhaltung perfekt. Eine Ehe zerbricht, der Mann tötet seine Ehefrau - oder doch nicht?

"Wie verführerisch, daraus einen Film zu machen, der fragt, ob er es wirklich war", heißt es dazu aus der zuständigen TV-Redaktion der ARTE- und ZDF-Gemeinschaftsproduktion. Und verführerisch ist das fiktive, aber auf einem wahren Mordfall in einer ostdeutschen Kleinstadt basierende Setting des Krimi-, Ehe- und Gesellschaftsdramas unter Regie von Uljana Havemann in der Tat.

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Mitreißend und mitfühlend

Ebenso mitreißend wie mitfühlend wird "Der Fall Marianne Voss" erzählt: Behutsam nähert sich der Film einer zunächst harmonischen Ehe, die langsam aber sicher Risse bekommt. Dass die in Rückblicken erzählte Geschichte funktioniert, liegt auch an den beiden Hauptdarstellern: Bewegend spielt Valerie Koch die titelgebende Friseurin Marianne Voss, die eines Tages vermisst wird und schließlich von ihrer Tochter (Hannah Ehrlichmann) tot im Wald gefunden wird.

Jörg Schüttauf verkörpert nachvollziehbar den Ehemann Karsten Voss, der angeklagt wird, den Mord begangen zu haben - jedoch wieder und wieder seine Unschuld beteuert. Es kommt zum Prozess in der von der Tat aufgewühlten Kleinstadt, die nicht zufällig in Brandenburg und damit Ostdeutschland liegt. Denn der Gerichtsprozess fördert nicht nur die Untiefen einer oberflächlich intakten Ehe zutage, er illustriert auch die provinzielle Postwende-Politik in den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Voss zählt zu den Wendegewinnern und wird nach 1990 in Griesenow zum Bürgermeister gewählt. Mit ihm geht es aufwärts, er beschert dem (fiktiven) Ort einen für den Osten ungewöhnlichen Aufschwung.

Nach außen ist er ein Macher, zu Hause jedoch ein völlig anderer, wie man alsbald feststellt. Die Fallhöhe ist raffiniert inszeniert: Während Voss als Politiker anpackt, hat er bei seiner Frau scheinbar nichts zu sagen. Ausweg sucht er in einer Affäre, wie es die Rückblenden und Szenen im Gericht zeigen. Marianne Voss kommt hinter das Fremdgehen ihres Mannes - und fortan geht es bergab. Eine Trennung kommt jedoch nicht infrage. "Vielleicht ist es die Konstante, die es aus Sicht von Voss wert ist, beibehalten zu werden", beschreibt Hauptdarsteller Schüttauf den von ihm gespielten Charakter, der ihn "mit seiner Komplexität und Widersprüchlichkeit" gereizt habe.

Das allseits beliebte Oberhaupt der Stadt, das mit seiner reizenden "First Lady" vormacht, wie eine Bilderbuchehe aussieht und über den auch nach der Rente kaum ein schlechtes Wort verloren wird - Kann so einer wirklich seine Frau ermorden? Diese im Indizienprozess verhandelte Frage trägt den "Fall Marianne Voss" ebenso wie ein hervorragender Cast - unter anderem mit Thorsten Merten als altem Parteifreund.

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