Schtonk! - So. 25.05. - ARTE: 20.15 Uhr

Einzig seriös: die Komödie

21.05.2025 von SWYRL/Hans Czerny

Eines der gewagtesten und genialsten Projekte von Helmut Dietl - mit Götz George in einer komischen Rolle: "Schtonk!", die humoristische Aufarbeitung der Affäre um gefälschte "Hitler Tagebücher", ist ein bedeutendes Stück deutsche Filmgeschichte. ARTE wiederholt die Satire zur besten Sendezeit.

"Stern"-Reporter Gerd Heidemann war ganz und gar nicht zum Lachen, als man seine für neun Millionen Mark erstandenen "Hitler Tagebücher" 1983 als plumpe Fälschung enttarnte. Hatte er sich noch Tage zuvor wie ein Guru von den Massen feiern lassen, ließ man ihn nun mit viereinhalb Jahren Haftstrafe in dem von ihm herangekarrten braunen Müll zurück. Dass einer daraus eine urkomische Satire machen würde, konnte der Journalist damals nicht ahnen. 1992 traf dann Helmut Dietl mit "Schtonk!" (benannt nach einer Wortschöpfung in Charlie Chaplins "Der große Diktator") ins Schwarze. Bei Publikum und Presse wurde es einer der erfolgreichsten deutschen Filme der 90er-Jahre. ARTE wiederholt den bis heute nachwirkenden Kultfilm von Regisseur und Autor Helmut Dietl am Sonntagabend zur besten Sendezeit.

"Ich wage zu sagen, die einzige seriöse Form, sich mit der Tagebuch-Affäre auseinander zu setzen, ist die Komödie", erklärte Dietl 1992 in einem Interview den etwas betretenen "Stern"-Abgesandten Niklas Frank und Michael Seufert. Dass ihm sein Vorhaben gelang, obwohl man Dietl nach seinem überragenden Schickeria-Serial "Kir Royal" schon fast vergessen hatte, ist ein kleines Wunder. Zumal er ausgerechnet Götz George, vormals der Inbegriff des Machos, als komischen Hauptdarsteller wählte. Neben Christiane Hörbiger als herrlich blasierter Göring-Nichte und Uwe Ochsenknecht als schlitzohrigem Fälscher Fritz Knobel lief der Ex-"Schimanski" zu Höchstform auf.

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Götz George als Komiker

George spielt den deutschtümelnden Gazettenschreiber Herrmann Willié, der - grenzenlos süchtig nach Anerkennung - einem kleinen schwäbischen Fälscher auf den Leim geht. 60 sogenannte Hitler-Tagebücher verschafft er seiner Redaktion, die dafür einen ganzen Batzen Geld hinblättert. Die Herren lassen sich nicht einmal von den falschen Buch-Initialen FH statt AH von ihrer Idee bekehren. Doch Williés neues Zuhause, das Schiff des Reichsmarschalls Hermann Göring, beginnt bereits zu wanken ...

Worum sich im Grunde alles dreht, das ist die Chimäre eines menschlichen Adolf Hitler. Der Verlagsleiter (Ulrich Mühe) nennt Hitler einen Menschen "wie du und ich", der Chefredakteur (Martin Benrath) bewertet die Geschichte bereits neu. - "Eine Sternstunde für den deutschen Unterhaltungsfilm", urteilte die Kritik und honorierte "Schtonk!" mit dem Bundesfilmpreis. In den USA wurde der 14 Millionen Mark teure Film sowohl für den Golden Globe als auch für den Oscar nominiert.

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