Neil Young
Er ist eine der bedeutendsten Figuren der Rockmusikgeschichte, ist sowohl als Folk-Songwriter als auch als Rock-Gitarrist eine Legende und zudem einer der engagiertesten Musiker der letzten 50 Jahre: Das Schaffen von Neil Young zu überblicken kann schwerfallen. Die Galerie hilft beim Einstieg in seine Diskografie: Diese zehn Alben des Kanadiers müssen Sie kennen ...
© Warner Music"Everybody Knows This Is Nowhere" (1969)
Auf "Everybody Knows This Is Nowhere" (1969) versammelt Young zum ersten Mal seine legendäre Begleitband Crazy Horse um sich. Gleich der Opener "Cinnamon Girl" präsentiert kraftvoll-kantigen Riffrock, die epischen Titel "Cowgirl In The Sand" und "Down By The River" offenbaren Youngs Können als Gitarrist, der mit scheinbar endlosen Soli aufputschmittelgleiche Ekstase verbreitet. Nicht umsonst ist "Down By The River" bis heute ein Live-Favorit seiner Fans.
© Warner Music"After The Gold Rush" (1970)
Schwärmerischer und melodieseliger als im Titeltrack und im Song "Only Love Can Break Your Heart" war Youngs Folk und Countryrock danach nie mehr: Die Kombination aus Klavier, akustischer Gitarre und Youngs brüchiger Stimme auf dem Album "After The Gold Rush" (1970) zeigt die zeitlose Kunst des Kanadiers und beweist, warum Neil Young auch als einer der größten Songwriter gelten darf. Für viele Kritiker gilt es als sein bestes Werk - neben seinem erfolgreichsten ...
© Warner Music"Harvest" (1972)
Mit "Harvest" (1972) "vergoldete" er seinen Folkrock-Sound: Zum einen mit einer warm schimmernden, teils gar opulenten Produktion, die im Einsatz des London Symphony Orchestra ("A Man Needs A Maid") gipfelte. Zum anderen natürlich mit seinem Überhit "Heart Of Gold". Vor allem dank dieser Hits wurde "Harvest" zu Neil Youngs bis heute meist verkauftem Album. Das Werk machte den Musiker endgültig zum Superstar - obwohl (oder gerade weil) er nie einer sein wollte.
© Warner Music"Tonight's The Night" (1975)
Düster, wütend, ehrlich: Die Songs auf "Tonight's The Night" (1975) entstanden unter dem Eindruck des Drogentods von Roadie Bruce Berry und Crazy-Horse-Gitarrist Danny Whitten. Young taumelt durch Trauer, Zynismus und Hoffnungslosigkeit - begleitet von einer Band, die klingt, als würde sie auf dem letzten Tropfen Bourbon spielen. Kein leichtes Album, aber eines der bewegendsten der 70er-Jahre.
© Warner Music"Rust Never Sleeps" (1979)
Ein Album, zwei Seiten und ein Werk, das die musikalischen Welten Youngs wie kein anderes zusammenbringt: Auf "Rust Never Sleeps" (1979) treffen akustische Songs wie "Thrasher" auf die brachiale Energie von "Hey Hey, My My (Into The Black)". Hier legte Young den Grundstein für den Sound der 90er-Jahre - Kurt Cobain zitierte die Textzeile "It's better to burn out than to fade away" nicht umsonst in seinem Abschiedsbrief. Zeitlos und laut.
© Warner Music"Freedom" (1989)
Positiv formuliert könnte man sagen, dass Neil Young in den 80er-Jahren eine Experimentierfreude antrieb, die zu "interessanten" Ergebnissen ("Trans") führte. Mit "Freedom" (1989) und der Leadsingle "Rockin' in The Free World" kehrte er spektakulär zurück - politisch wütend und musikalisch relevant wie lange nicht. Das Album vereint viele seiner Stärken: akustische Balladen, Gitarrenbretter und gesellschaftskritische Texte. Eine künstlerische Wiedergeburt, die ihn direkt in die 90-er katapultierte.
© Warner Music"Ragged Glory" (1990)
Auf "Ragged Glory" (1990) durften dann auch Crazy Horse wieder ungehemmt mit- und aufspielen, Songs wie "F*!#in' Up" sind wie ein Gruß aus der Garage: rau, lang, laut. Noch mehr als der Vorgänger "Freedom" stellt das Album für Young eine Rückbesinnung auf den rohen Gitarrenrock seiner Frühwerke dar. Zudem ist es eine der besten Grunge-Platten - noch bevor es das Genre gab. Kein Wunder, dass Young als "Godfather of Grunge" verehrt wurde.
© Warner Music"Greendale" (2003)
Welche Young-Alben der letzten 25 Jahre wirklich essenziell sind, darüber lässt sich sicher trefflich streiten: Auch "Greendale" (2003) entzweite seine Fangemeinde. Das Konzeptalbum mit Öko-Botschaft und kleinstädtischem Drama ist fast ein Hörspiel mit Gitarrenbegleitung. Das Album ist sperrig und ungewöhnlich, wer sich dennoch auf das fast 80-minütige Epos einlässt, wird mit einem der kreativsten Spätwerke Youngs belohnt, das weit über den Tellerrand hinausblickt.
© Warner Music"Psychedelic Pill" (2012)
"Psychedelic Pill" (2012) ist vielleicht das entspannteste Spätwerk von Neil Young: Im Opener "Driftin' Back" lassen er und Cryzy Horse sich 27 Minuten Zeit, zwei weitere der insgesamt neun Songs knacken ebenfalls die Viertelstundenmarke. Weder beherrschen unkontrollierte Rückkopplungs-Orgien noch fragil-akustischen Unplugged-Szenarien das Sound-Konzept. Gleichmut und der Blick zurück, das ist hier die Maxime - und die funktioniert auf "Psychedelic Pill" hervorragend.
© Warner Music"Colorado" (2019)
Young war seiner Zeit schon immer ein Stück voraus. In "After The Gold Rush" sang er die prophetischen Zeilen: "Look at Mother Nature on the run / In the 1970s". Und auch fast 50 Jahre später war seine Wut ungebrochen: Auf "Colorado" (2019) wettert er gegen Umweltzerstörung und politische Apathie - begleitet von einem geerdeten, kraftvollen Sound, der an die 70-er erinnert. Es ist ein spätes Alterswerk, das einen immer noch unbequemen und engagierten Musiker zeigt.
© WarnerNeil Young
Und das war noch nicht alles: Zu den fast 50 Studioalben, die Neil Young inzwischen als Solokünstler oder mit wechselnden Begleitbands aufgenommen hat, kommen noch weitere Werke hinzu, an denen er als Teil berühmter Bands mitwirkte. Deswegen hier noch als Bonus zwei weitere Alben, die für Young-Fans unverzichtbar sind ...
© Warner / Gary BurdenBuffalo Springfield - "Buffalo Springfield Again" (1967)
Buffalo Springfield existierten nur kurz, doch die Band war der Startschuss für viele Karrieren (Stephen Stills, Richie Furay) - und eine Keimzelle für Youngs unverwechselbaren Stil. Auf ihrem zweiten Album "Buffalo Springfield Again" (1967) steuert er unter anderem das psychedelische Stück "Mr. Soul" bei, das wie ein früher Entwurf seiner späteren Rockhymnen klingt. Die Platte ist ein faszinierendes Zeitdokument zwischen Folk, Rock und Experiment - mit einem Neil Young, der sich bereits hier als kreativer Unruhestifter hervortat.
© WarnerCrosby, Stills, Nash & Young - "Déjà vu" (1970)
Eine richtige Band waren sie eigentlich nie. Allein ihr Name deutet es an: Crosby, Stills & Nash waren seit ihrer Gründung immer ein Zusammenschluss von gleichberechtigten Songwritern. Eine eher lose Formation, der sich zeitweise auch Neil Young als viertes Mitglied anschloss. So auch bei dem Album "Déjà vu" (1970), für das Neil Young unter anderem das bittersüße Lied "Helpless" beisteuerte. Das Album ist ein harmonisch aufgeladener Klassiker, der vom Zusammenspiel seiner musikalischen Alphatiere lebt.
© WarnerNeil Young
Warum so grimmig? Weil er nicht anders kann. Auch mit seinen fast 80 Jahren packt Neil Young weiterhin all seine Emotionen ungefiltert in immer wieder neue Songs. Auch mit dem Album "Talkin To The Trees" (ab sofort erhältlich) wird dementsprechend für ihn noch nicht das letzte Wort gesagt, der letzte Ton gespielt sein.
© Kevin Winter/Getty Images