12.10.2023 von SWYRL/Natascha Wittmann
In Israel herrscht weiterhin die Gefahr eines Zwei-Fronten-Krieges. Während Militär-Expertin Florence Gaub bei "Markus Lanz" verdeutlichte, wie schwierig die Lage im Nahen Osten ist, warnte Extremismusforscher Ahmad Mansour vor den Folgen des Konflikts in Deutschland.
Die Zahl der Toten in Irael ist mittlerweile auf über 1.200 gestiegen. Während die Welt noch immer mit Schrecken auf die Angriffe der Hamas-Terroristen blickt, setzt Israel aktuell seine Gegenoffensive und Luftangriffe im Gazastreifen fort. "Die Situation im Nahen Osten spitzt sich weiter zu", erklärte Markus Lanz in seiner Sendung am Mittwoch, während er von einem Flächenbrand warnte, sollte sich die libanesische Miliz Hisbollah dazu entscheiden, im Konflikt mitzumischen.
Nachdem US-Präsident Joe Biden bereits seine vollste Unterstützung für Israel zum Ausdruck gebracht hatte, erklärte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen bei "Markus Lanz", dass US-Außenminister Antony Blinken auf Besuch in Israel sei, denn er wolle "sehr, sehr klar vermitteln, dass die USA Israel (...) den Rücken stärken bei dem Versuch, Hamas komplett zu zerstören." Es gehe nicht nur um die Entwaffnung der Hamas, "sondern sie auch zu entmachten, zu stürzen im Gazastreifen". Ein großes Vorhaben, zu dem SPD-Politiker Michael Roth sagte: "Israel hat den größten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust erlebt, und daran müssen sich unsere Aussagen und daran muss sich unser Handeln ableiten."
Abonniere doch jetzt unseren Newsletter.
Deborah Feldman: "Ich habe so Angst, dass es nur noch schlimmer wird für beide Seiten"
Laut Michael Roth sei es unabdingbar, die Hamas "zu vernichten", "damit es überhaupt eine Chance auf Frieden gibt für die Menschen in Israel". Roth ergänzte: "Der Gazastreifen ist nicht nur ein Ort, wo viele Menschen leben. Es ist auch eine Terrorzelle." Gleichzeitig warnte der SPD-Mann vor den brutalen Ausmaßen, denn laut Roth werden unzählige Zivilisten dem Krieg zum Opfer fallen: "Dass das auch schrecklich werden wird, muss allen klar sein."
Auch Ahmad Mansour verurteilte die Hamas aufs Schärfste und gab zu: "Ich bin in diesem Konflikt groß geworden. Ich war teilweise auch radikal, ich habe mit der Hamas sympathisiert." Er verurteilte in dem Zusammenhang die enorme Brutalität, mit der die Terroristen in Israel eingedrungen seien: "Ich habe Videos, Sachen gesehen, die ein Mensch nicht ertragen kann. Mein Glaube an die Menschheit ist verloren."
Militär-Expertin Florence Gaub versetzte den Gästen jedoch einen Dämpfer, als sie klarmachte, dass es nicht so einfach sei, die Hamas "auszuradieren". "Es gibt ein unglaubliches Tunnelsystem", konstatierte Gaub. Durch den jüngsten Angriff sei klar geworden, dass die Hamas ganz genau erkannt habe: "Was sind die Schwachstellen im System?" Am Ende des Tages seien sie zwar "der schwächere Teil in dem Konflikt", doch Florence Gaub bezweifelte, dass es möglich sei, alle Hamas-Terroristen im Gazastreifen ausfindig zu machen, da das Gebiet "zu dicht besiedelt" sei. Autorin Deborah Feldman reagierte daraufhin sichtlich angefasst: "Was ist das Ergebnis? Ich habe so Angst, dass es nur noch schlimmer wird für beide Seiten."
Ahmad Mansour verurteilt Naivität der deutschen Politik
Laut Feldman sei es bereits zu einem "riesigen Vertrauensbruch in der israelischen Gesellschaft gekommen, weil ein Sicherheitsversprechen, das für gegeben (...) galt", sich plötzlich "in Luft aufgelöst" habe. "Es ist einfach nicht zu verkraften", räumte die Autorin ein. Ahmad Mansour fügte nachdenklich hinzu: "Das ist das 9/11 der israelischen Gesellschaft (...), und dieses Trauma wird auf mehreren Ebenen diese Gesellschaft verändern."
Er ergänzte, dass auch "unser Verständnis von Multikulturalität" durch die jüngsten Ereignisse für immer verändert werde. Laut des Extremismusforschers habe die deutsche Politik deshalb "nicht nur Richtung Israel" eine Verantwortung, sondern "auch Richtung Neukölln (...), um dafür zu sorgen, dass in unseren Schulen, auf unseren Straßen, nicht diese Pro-Hamas-Terroraktionen auch unterstützt werden".
Damit sprach Mansour die pro-palästinensischen Demonstrationen an, bei denen laut des Experten vor allem Menschen zu sehen waren, "die auf unsere Grundwerte spucken". Mansour verurteilte deshalb die Naivität der deutschen Politik und erklärte, dass er eine offene Diskussion "über muslimischen Antisemitismus, über Probleme in der Integration" vermisse. "Da erhoffe ich mir mehr als Worte, sondern auch Taten", sagte Mansour, der klarstellte, dass die Regierung nicht wirklich wisse, "was eine multireligiöse, multikulturelle Gesellschaft ist". Ahmad Mansour ergänzte abschließend, dass über die "Illusion Multikulti" endlich "Klartext" geredet werden müsse: "Wir müssen uns von der Naivität verabschieden."