Beim Bund - Mi. 19.06. - ZDF: 00.45 Uhr

Blick hinter die Kulissen der Grundausbildung

17.06.2024 von SWYRL/Elisa Eberle

Die Bundeswehr zählt noch immer zu den größten Arbeitgebern Deutschlands: 18.000 Menschen starten jährlich ihre Karriere als Rekruten. Doch wie gestaltet sich der Alltag in der Kaserne? Eine vierteilige ZDF-Doku begleitet junge Menschen durch die Grundausbildung.

Die Bundeswehr rückt zurück ins Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit: Spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist manch einem klar, wie wichtig eine wehrhafte Armee im Ernstfall werden könnte. Doch allzu oft bleiben Diskussionen rund um das Thema an Presseberichten über mangelhafte Ausrüstung hängen. Wer weiß aber, wie sich der Alltag von Soldatinnen und Soldaten zu Beginn der Grundausbildung gestaltet? Die ZDF-Doku "Beim Bund" von Carmen d'Avis und Thomas Nickel möchte diese Wissenslücke schließen. Vier je 45-minütige Episoden sind bereits seit Februar in der ZDFmediathek abrufbar. Das ZDF zeigt die Doku nun rund drei Monate nach der Erstausstrahlung bei ZDFinfo an einem Stück zu sehr später Stunde.

Im Fokus stehen die Rekrutinnen und Rekruten: Rund 18.000 Menschen, so erfährt man ganz am Anfang, entscheiden sich jedes Jahr für eine Karriere in Uniform. Sechs davon werden in der Dokumentation begleitet. Den Anfang macht Leon (Jahrgang: 2003). Wie viele seiner im Film porträtierten Kameradinnen und Kameraden hat er bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung, ehe er sich für die Bundeswehr entschied. Der Film schaut ihm unter anderem bei seinem recht bürokratischen Eintritt in die Kaserne über die Schulter.

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Wenn das Gehalt lockt

Ein Grund für die Attraktivität des Soldatenberufes sei das Geld, heißt es in der Doku: "Das Eintrittsgeld eines einfachen Soldaten beginnt in Stufe eins mit 2.370,74 Euro brutto pro Monat." Hinzukommen verschiedene Zulagen in Höhe von maximal 4.300 Euro pro Monat. Für Kranken- und Rentenversicherung müssen Soldatinnen und Soldaten nichts bezahlen. Das übernimmt der Dienstherr. Es sind nicht die einzigen Zahlen, die das Publikum verarbeiten muss: Vor allem in der ersten der vier Episoden werden zahlreiche Daten und Statistiken wiedergegeben. Manche davon bleiben auch im Nachhinein hängen: Von jährlich 6.500 Bewerberinnen und Bewerbern auf die Offizierslaufbahn bestehen nur 2.500 den Eignungstest.

Der Frauenanteil bei der Bundeswehr liegt mit 23.924 Soldatinnen bei 15 Prozent. Höher fällt die Quote im zivilen Bereich der Bundeswehr aus: 31.231 Frauen entsprechen hier 39 Prozent. Alin (Jahrgang: 1994) wird Ende 2024 ausgebildete Feldjägerin sein und militärpolizeiliche Aufgaben wie Straßenverkehrskontrollen und Ermittlungen innerhalb des Militärs durchführen. Grundvoraussetzung ist "absolute körperliche Leistungsfähigkeit", wie der Film zeigt. Alin liebt die körperliche Herausforderung. Anderen fällt der morgendliche Sport auf dem Gang, der Teil der Grundausbildung ist, deutlich schwerer.

"Näher zu hinterfragen, hätte aber sicherlich auch das Format gesprengt"

Fritz (Jahrgang: 1999) entscheidet sich nach der Grundausbildung, das Arbeitsverhältnis bei der Bundeswehr zu beenden. Grund dafür sei nicht zuletzt die morgendliche Rasurkontrolle gewesen. Die anderswo vielfach artikulierte Kritik an den allgemeinen Zuständen der Bundeswehr ist in dem Doku-Vierteiler eher verhalten. Autorin und Producerin Carmen d'Avis ist sich dessen durchaus bewusst: "Wir wären gern manchmal näher auf das strenge Formale eingegangen. Das kam etwas antiquiert daher", erklärt sie in einem Interview: "Aber tatsächlich wurde das von den meisten Soldatinnen und Soldaten so akzeptiert und hingenommen. Teilweise sogar goutiert. Befehl ist Befehl. Das näher zu hinterfragen, hätte aber sicherlich auch das Format gesprengt."

Ziel der journalistischen Arbeit sei gewesen, "die Perspektive der jungen Rekruten darzustellen, aber auch nicht den eigenen, hin und wieder kritischen Gedanken zu verlieren." So bekämen "die jungen Soldatinnen und Soldaten nach der Grundausbildung höchstens ein 'Schnupperkurszertifikat". Die Ausbilder würden sich zudem als Erzieher und nicht als Lehrende sehen: "Ich halte den Zuschauer aber immer für mündig genug, die Szenen und Interviews so aufzufassen, dass er seine eigenen kritischen Gedanken entwickeln kann", erklärt d'Avis: "Die muss ich ihm nicht aufdrängen durch den Text, der sowieso an vielen Stellen mit einem Augenzwinkern daherkommt."

"Bei der Bundeswehr wird Gemeinschaft großgeschrieben"

Eine Doku also, die sich lohnt: "Beim Bund" bietet einen detaillierten Einblick in den Arbeitsalltag junger Soldatinnen und Soldaten. Auch wenn der vertiefende, einordnende und kritisch hinterfragende Blick auf die gezeigten Praktiken und Strukturen bisweilen doch ein wenig fehlt, dürfte das Format doch vor allem bei jungen Menschen, die über den Eintritt in die Bundeswehr nachdenken, von Interesse sein.

"Bei der Bundeswehr wird Gemeinschaft großgeschrieben", heißt es gegen Ende des Vierteilers: "Es geht nicht um Olympia-Medaillen, sondern darum gemeinsam ein Hindernis zu überwinden."

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