Seelen - Mi. 23.06. - ProSieben: 20.15 Uhr

Zu viel Harmonie

10.06.2021 von SWYRL/Andreas Fischer

In der kitschigen Verfilmung des Romans "Seelen" von "Twilight"-Autorin Stephenie Meyer kämpft ein Mädchen gegen harmoniesüchtige Aliens und für die Liebe.

Die Erde ist befriedet, es gibt keinen Hunger mehr, keine Gewalt - nur noch Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, Liebe und Menschlichkeit. Besser geht's eigentlich nicht. Doch zu viel "Friede-Freude-Eierkuchen" ist unerträglich, vor allem wenn eine Armee harmoniesüchtiger Aliens den Menschen dafür ihre Individualität raubt. Also wehren sich die letzten freien Bewohner des Planeten gegen die zwanghafte Glückseligkeit. Eine davon ist Melanie (Saoirse Ronan), die sich in "Seelen" aber nicht lange ernsthafte Gedanken über den Fortbestand der Menschheit machen muss.

Der vom Science-Fiction-erprobten Andrew Niccol ("In Time", "Gattaca") geschriebene und inszenierte Film - nun in einer Wiederholung bei ProSieben zu sehen - basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage von "Twilight"-Autorin Stephenie Meyer. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt und eine kitschige Teenie-Romanze erwartet, in der zwei gutaussehende Jungmänner auftauchen.

Zunächst einmal wehrt sie sich Melanie mit Kräften dagegen, ihren freien Willen und ihre Erinnerungen aufzugeben. Nachdem sie sich bei einem Fluchtversuch vor den Aliens schwer verletzt, wird sie selber zum Wirt, was man ganz gut an den schimmernden Augen erkennt. Normalerweise geht dabei die Eigenständigkeit verloren: Die Menschen sind nur noch Körperhüllen, das Bewusstsein wird unterdrückt. Nur bei Melanie funktioniert das nicht. Sie kämpft gegen ihren "Wanderer" genannten Besatzer.

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Kitschige Teenie-Schnulze ohne Seele

Die außerirdischen Schmarotzer haben die mentale Stärke des Mädchens unterschätzt und werden auch noch vom "Wanderer" überrascht: Der stellt die Rechtmäßigkeit der Okkupation in Frage, macht mit Melanie gemeinsame Sache und wird der Einfachheit halber bald nur noch Wanda genannt. "Wir perfektionieren die Welt", erklärt Wanda die Strategie der Aliens, zu denen auch eine ziemlich unbarmherzige Sucherin (Diane Kruger) gehört. Es ist in der Tat eine schöne Vorstellung, in einer friedlichen Welt zu leben, in der alle Menschen an einem harmonischen, gerechten Zusammenleben interessiert sind. Nur werden sie dafür eben gleichgeschaltet, und das kann nicht funktionieren. Dem Leben wird die Unberechenbarkeit genommen und damit die Würze.

Ein Körnchen Wahrheit mag in diesen jugendgerecht servierten Weisheiten stecken: Es wirkt jedoch unfreiwillig komisch, wenn Melanie und Wanda, die im selben Mädchenkörper stecken, utopische Sprüche fürs Poesiealbum austauschen. Richtig albern wird's aber erst, als die beiden zu Melanies Familie fliehen, die sich in einem gut ausgebauten Höhlensystem versteckt: zusammen mit ein paar Dutzend anderen Freigeistern, darunter sind auch Melanies Freund Jared (Max Irons) und der gleichaltrige Ian (Chandler Canterbury), der sich Wanda zugeneigt fühlt.

Plötzlich geht es nicht mehr nur um das Überleben der Menschheit, sondern vor allem um die große Liebe. Da beide Mädchen wie gesagt im gleichen Körper stecken, werden intime Momente erheblich erschwert. Aber bei Stephenie Meyer ist nichts unmöglich, schon gar kein kitschiger Moment, keine wilde Knutscherei und kein superharmonischer Schlussakkord. Das reicht aber nicht für eine spannende Geschichte: Dem Teeniequatsch, den Andrew Niccol mit klassischer Dramaturgie züchtig und geschmacksneutral in Szene setzt, fehlt ganz einfach die Seele.

Im August 2020 meldete sich Stephenie Meyer mit einem neuen Roman zurück. In "Midnight Sun" erzählt die Autorin noch einmal die Geschichte des ersten Buches ihrer "Bis(s)"-Vampirsaga, "Bis(s) zum Morgengrauen" - dieses Mal allerdings aus der Sicht des Vampirs Edward.

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