"Paartherapie - Now or Never"

"Alle sind erwachsen und bei Sinnen": "Paartherapie" ist Realty-TV, das berührt!

27.09.2022 von SWYRL

Um sich im lauwarm gewordenen Beziehungsalltag wieder zu finden, beschließen vier Paare, die Hilfe einer Therapeutin in Anspruch zu nehmen - und zwar vor laufender TV-Kamera. Das zunächst unangenehm anmutende Konzept von "Paartherapie" (VOX) wird zum spannenden, überraschend berührenden Format.

Zum Glück erledigt sich gleich zu Beginn der Verdacht, hier gehe es mal wieder darum, dass ein paar Menschen im Fernsehen ihr "Ding" machen können. Stattdessen ist das neue Dokutainment-Format "Paartherapie - Now or Never" ziemlich genau das, was in seinem Titel steht.

Im Zentrum stehen vier Paare, deren anfängliche Verliebtheit abgeklungen ist, die um eine gute Nähe-Distanz-Balance ringen oder die nach früheren Trennungen einen zweiten Anlauf wagen. "Now or never" heißt es im Titel - die Sitzungen mit der Therapeutin als vielleicht letzte Chance in einem Wirrwarr aus Sehnsüchten, Bedürfnissen und der unvermeidlichen Realität. Am Montagabend zeigte VOX eine viel versprechende Premierenausgabe.

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Bei Instagram kennengelernt: "Seine Fotos haben was mit mir gemacht"

"Können Sie mir erklären, was Liebe ist?", stellt Thomas (55) ziemlich früh die Grundsatzfrage. Da muss Therapeutin Dr. Stephanie Kossow erst mal lachen: "Ha! Ein guter Punkt." Statt einer Antwort bekommt der attraktive Mittfünfziger eine Erweiterung seines Anliegens: "Und was ist der Unterschied zu Beziehung?"

Um solche Feinheiten geht es nicht nur bei Thomas und seiner Partnerin, der gleichaltrigen Sybille. Beide haben erwachsene Kinder aus früheren Partnerschaften und sich auf Instagram kennengelernt. "Seine Fotos haben was mit mir gemacht", schwärmt Silke über das Model ("Mein Traummann"). Das Paar zeigt, dass Lebenserfahrung nicht vor romantischer Überhöhung schützt: "Wir haben uns für die Liebe entschieden und sind schon nach sechs Monaten zusammengezogen." Dem Höhenflug folgte die räumliche Enge der Pandemie - und jetzt?

Zwischen "Hassliebe, langweilig und megaschön"

Über 30 Jahre jünger als Thomas und Silke sind Franzi (23) und Felix (25), aber in Beziehungsthemen überaus bewandert. Nicht nur hat sich das junge Paar, das mit einer Unterbrechung bereits sieben Jahre zusammen ist, zur Erforschung ihrer offenen Fragen für eine Paartherapie entschieden - es hatte über den Tod von Felix' Mutter bereits mit existentiellen Herausforderungen zu kämpfen. "Ich habe Angst, in alte Muster zurückzufallen", so Franzi zur Musik von "Love Will Tear Us Apart". Ihr Wunsch ist "Augenhöhe", denn, wie Felix zugibt, gehe er zuweilen davon aus, "die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben".

Diesen Eindruck erwecken durchaus auch die Vorzeige-Hipster Willy (23) und Lennart (25), die kurz nach ihrem stürmischen Liebesauftakt gemeinsam nach Hamburg gezogen sind. Dort startet der eloquente angehende Regisseur Lennart in einem anregenden Umfeld sozial durch, während der zurückhaltendere Willi sein Online-Studium zu Hause absolviert und sich "um Essen, Trinken und Yoga kümmert".

Der Frust darüber führt immer öfter zu Aggressionen und belastet die Beziehung, die Lennart zwischen "Hassliebe, langweilig und megaschön" einordnet. Und bei Lennart zu einem konstant schlechtes Gewissen: "Wenn Willi, während ich mit Leuten von der Uni chille, allein zu Hause sitzt."

Mehr Knall als Knistern

Was lässt sich also tun, wenn es, so Stephanie Kossow, "mehr knallt als knistert"? Das wird in "Paartherapie" nicht nur zu einer interessanten theoretischen Fragestellung, sondern für Paare und Publikum auch zu einer intensiven emotionalen Reise. Sämtliche Menschen auf Dr. Kossows schicker Samtcouch wirken ehrlich und ihr Anliegen wichtig - das ist bei einem Reality-Format bereits einer Erwähnung wert.

Und so inspirieren Thomas, Silke, Franzi, Felix, Lennart und Willi - in Folge 2 kommt noch das Paar Luna und Lisza dazu - auf vielen Ebenen: durch ihr Zögern, ihr Unbehagen, ihre Selbstironie und Momente der Erlösung - und vor allem durch ihre Bereitschaft, sich genau so zu zeigen. Man will bereits zum Auftakt nur ihr Bestes. Oder wie es ihre Therapeutin formuliert: "Hier wird niemand überrumpelt. Alle sind freiwillig hier, erwachsen und bei Sinnen."

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