"Kitchen Impossible"

"Wieso hat der Idiot eine Kochshow?" - Tim Mälzer blamiert sich vor schottischem Sterne-Chef

13.03.2023 von SWYRL/Jens Szameit

In Nürnberg stolperte er über eine Stufe, in Edinburgh über seine Schusseligkeit: Tim Mälzer erlebte eine "Kitchen Impossible"-Ausgabe voller Missgeschicke. Besonders sein "Idiotenauftritt" in Schottland war dem TV-Koch unendlich "peinlich".

Wer zu spät kommt, den bestraft der Küchenchef: So kleinlaut wie in der aktuellen "Kitchen Impossible"-Ausgabe hat man Tim Mälzer selten erlebt. "Mir tut es so leid. Ich habe es total versaut", säuselte der sonst so selbstbewusst auftretende TV-Koch in der Küche eines schottischen Sterne-Chefs. VOX-Kameras hin oder her: Der Hausherr wollte keine Absolution erteilen. Bei Schusseligkeiten, wie sie sich der deutsche Gast geleistet hatte, gibt es in der gehobenen Gastronomie offenbar nur ganz wenig Nachsicht.

Dass es eine gebrauchte Show-Ausgabe für ihn werden könnte, hätte Mälzer schon bei seiner ersten Aufgabe in Nürnberg ahnen können. Dort konfrontierte ihn sein Kontrahent Philipp Vogel aus Berlin mit etwas, das Mälzer derart gegen den Strich geht, dass er es selbst seiner Konkurrenz bislang nie zugemutet hatte: radikal regionale Naturküche.

"Die sind ja mehr Botaniker, als sie Köche sind", ätzte der norddeutsche Genusskoch, als er das zu analysierende und zu kopierende Gericht aus der schwarzen Warmhaltebox holte. Zu Gesicht bekam er komplexen Eierstich mit Schweinebauch und - wie er es nannte - "halber getrockneter Blumenwiese drauf". Mälzer musste zwar anerkennen, dass es "wirklich lecker" sei, das "Geschmackswirrwarr" machte ihn aber fertig: "Ich bin eh zum Scheitern verurteilt. Ich koch' die Rotze einfach rum."

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Tim Mälzer gerät in Nürnberg ins Stolpern

In der Küche des Szenerestaurants "etz" baute der Gast aus Hamburg allerdings fast minütlich seine Vorurteile ab. Küchenchef Felix Schneider fand er super sympathisch, von "Regionalarroganz" keine Spur: "Ich habe euch wirklich lieben gelernt." Und doch hielt der Ausflug im Fränkischen für Mälzer eine böse Stolperfalle bereit - und das im Wortsinn.

Womöglich war Mälzer noch verwirrt, nachdem er an der Hauswand zwei ihm bislang verborgen gebliebene Michelin-Sterne entdeckt hatte. Womöglich war nach den vorausgegangenen Verbalinjurien gegen das Küchenkonzept auch Karma im Spiel: Mälzer übersah beim Eintritt in den Gastraum eine Stufe. Ein klirrendes Geräusch, eine Salve an Flüchen, betretene Gesichter bei der Jury. Die Schüssel mit der Kräutergarnitur war auf den Boden gekracht. Welch ein Albtraum.

Mälzer aber fand schnell in den Arbeitsmodus zurück. "Kein Bodenkontakt - kann man noch nehmen", schöpfte er auf Knien ab, was aus seiner Sicht noch zu verwenden war. Das alles vor den Augen der geschockten Gäste. Das verblüffende Ergebnis: hochzufriedene "etz"-Stammkunden, die ihre Leibspeise exzellent getroffen fanden. Hervorragende 6,6 Punkte im Schnitt von möglichen 10 ließen Kontrahent Philipp Vogel staunen: "Ich glaub's nicht! Was sind das für Leute?"

Kochen im Wald: "Das ist wirklich Worst Case für mich - ekelhaft!"

Der Herausforderer durfte bei seiner "Kitchen Impossible"-Premiere nach Stavanger reisen. Im "Re-Naa", dem besten Restaurant Norwegens, sollte Philipp Vogel Languste mit Kürbispüree und Sanddornschaum zubereiten. Der Betreiber des "Oriania.Berlin" glänzte mit messerscharfer Analyse und improvisierte mutig mit Barbecue-Sauce aus der Flasche, was Zwei-Sterne-Originalkoch Sven Erik Reena überraschend goutierte: "Eine clevere Idee!" 6,1 von 10 Punkten holte Vogel, der Mälzers Respekt im Handstreich gewonnen hatte: "Demut scheint auch dir ein Fremdwort zu sein!"

Deutlich mehr Leidensfähigkeit war bei Vogels zweiter Mission in Serbien gefragt. In Sokobanja sollte der Berliner eine Neuinterpretation des Klassikers Beef-Wellington wiederum ohne Rezeptkenntnis bestmöglich kopieren - und zwar in freier Natur. Vogel, der nach eigener Auskunft nichts mehr als schmutzige Hände hasst, fluchte nun, wie es sonst nur Mälzer tut.

"Das ist wirklich Worst Case für mich - ekelhaft!" Und doch brachte er mitten im Wald mit Holzpflock, Mörser und offenem Feuer Erstaunliches zuwege. "Wenn man bedenkt, unter welchen Umständen er gearbeitet hat, ist das Ergebnis phänomenal", adelte ihn am Ende der Schöpfer des Gerichts, der studierte Künstler und YouTuber Boban (vier Millionenen Follower). 6,0 Punkte im Schnitt waren abermals eine starke Ausbeute - und hart erkämpft dazu.

"Er war 24 Stunden zu spät. Kein Koch hat 24 Stunden Zeit."

Als Tim Mälzer die Box auf seiner zweiten Station geöffnet hatte, war er des Sieges schon gewiss. Im schottischen Edinburgh wartete Moorhuhn auf den freudestrahlenden Koch. "Wie geil!", jubilierte Mälzer. "Das einzige Wildgeflügel, das ich je zubereitet habe." Dazu ein Gericht ganz nach seinem Geschmack.

So hätte es in Schottland leicht ein Triumphlauf werden können - hätte Mälzer bei der Abfahrt seine Sinne bei sich gehabt. Dass er seinen Reisepass vergessen hatte, war ihm erst am Berliner Flughafen aufgefallen. Eilig wurde ein Privatjet organisiert, doch der Zeitplan für seinen Aufenthalt in Edinburgh war dahin. Im Sterne-Restaurant "The Kitchin" war man über die mangelnde Professionalität des deutschen Kollegen einigermaßen fassungslos.

"Er war 24 Stunden zu spät. Kein Koch hat 24 Stunden Zeit. Wir sind immer im Stress", verpasste ihm der sternedekorierte Küchenchef Tom Kitchin zur Begrüßung einen Einlauf. Um in der selbst verschuldeten Hektik Zeit zu sparen, hatte sich Mälzer seine Moorhühner unterdessen ins Restaurant liefern lassen. Sie kamen zu seiner Überraschung in vollem Gefieder. "Jetzt soll ich die Sch...dinger auch noch selber rupfen!", nörgelte Mälzer. Es misslang auf spektakuläre Weise.

Philipp Vogel gewinnt bei seiner "Kitchen Impossible"-Premiere

Unter den entsetzten Blicken des Originalkochs riss der notorische Grobmotoriker die Haut gleich mit vom Fleisch - ein Kardinalfehler, der dem "Kitchen Impossible"-Gastgeber entsetzlich peinlich war. "Ich habe mich geschämt. Erst komme ich zu spät, jetzt mache ich hier noch so einen Idiotenauftritt." Küchenchef Kitchin werde sich fragen: "Wieso hat der Idiot eine Kochshow?"

Tatsächlich keimte beim schottischen Spitzengastronom bald so etwas wie Anerkennung: "Das ist clever", honorierte er Mälzers Speckmantel-Idee: "Er hat das Moorhuhn gerettet." Auch der deutsche Gastkoch war am Ende mit sich im Reinen: "Ich habe mir Stück für Stück Respekt erarbeitet."

Die Siegesgewissheit kippte aber bei der finalen Punkteauszählung in Fassungslosigkeit. Die schottische Jury hatte nicht mit Lob gegeizt ("Perfekt gegart!"), aber mit Punkten. Nur 5,3 im Schnitt führten aus Mälzers Sicht zu einem betrüblichen Endstand von 11,9 Punkten zu 12,1. "Ich hab das Ding verloren?!", klappte dem ehrgeizigen VOX-Star die Kinnlade herunter. Philipp Vogel aber feixte. Der Berliner Hotelbetreiber dürfte sich mit diesem eindrucksvollen TV-Debüt für eine Revanche empfohlen haben.

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