"Ilka Bessin - Liebesbetrügern auf der Spur"

Festnahme! Ilka Bessin lockt im TV falschen "Ben Zucker" in die Falle

28.09.2022 von SWYRL/Carmen Schnitzer

Zigtausende Euro für einen Unbekannten? "Wie kann man nur so blöd sein?", ist da oft noch eine der harmloseren Reaktionen. Die VOX-Reportage "Ilka Bessin - Liebesbetrügern auf der Spur" gab den Opfern eine Stimme und zeigte auf, welche perfiden Mechanismen hinter der "Love Scamming"-Masche stecken.

Es ging ganz harmlos los: Heidi K., die in der VOX-Reportage "Ilka Bessin - Liebesbetrügern auf der Spur" ihre Geschichte erzählte, hatte auf der Social-Media-Plattform TikTok eine Nachricht bekommen - angeblich von Schlagerstar Ben Zucker (39). Klar habe sie sich etwas gewundert, sei aber in erster Linie "ganz froh" gewesen, "dass sich mal jemand mit mir unterhalten hat".

Ilka Bessin, sonst hauptsächlich als Komikerin bekannt, zeigte hier ihre sensible Seite und hakte behutsam nach, wie es weitergegangen war. Sicher half es, dass sie wusste, wovon Heidi sprach: Auch sie selbst war schon einmal auf einen "Love Scammer" hereingefallen, gestand sie offen.

Nach und nach sei die Online-Beziehung inniger geworden, berichtete Heidi nun - anfangs habe sie die Avancen des vermeintlichen "Ben" noch abgewehrt, sich dann aber eingestanden, Gefühle entwickelt zu haben und sich sogar von ihrem Mann getrennt! In der Hoffnung auf ein neues Leben mit ihrem Prinzen war sie sogar bereit, angeblich vom "Management" geforderte Summen zu überweisen, die sich schließlich auf rund 40.000 Euro summierten! Einen Teil davon hatte sich die vierfache Mutter von ihren Kindern geliehen!

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"Richtig taffe Frauen. Und die brechen dann zusammen."

Kein Einzelfall, wie Helga Grotheer zu berichten wusste. Die 62-Jährige hat die Plattform Romance Scambaiter Deutschland gegründet, mithilfe derer sie gemeinsam mit Kiki H. (61) und anderen Mitstreiterinnen den Betrügern das Handwerk legen will. Während Helga selbst Erfahrungen mit Liebesbetrug gemacht hatte, hatte Kiki lediglich Opfern begleitet - teilweise seien das "richtig taffe Frauen. Und die knicken dann ein und brechen zusammen."

Oft mache "emotionale Einsamkeit in der Partnerschaft" die Betroffenen - darunter durchaus auch Männer! - empfänglich für die Komplimente der fremden Onlinebekanntschaften, die sie durch geschickte psychische Manipulation immer mehr abhängig machen. Selbst wenn viele längst ahnen oder gar wissen, dass sie betrogen werden, können sie den Kontakt nicht abbrechen, so regelrecht süchtig seien sie nach der nächsten Nachricht. Der/die Geliebte als Droge.

Ein einzelnes Opfer wurde um 770.000 Euro betrogen

Heidi K. gehört zu den wenigen, die sich wehrten - viele andere schweigen aus Scham. Nicht nur ging sie mit ihrer Geschichte zur Polizei, sie war auch bereit, mithilfe der Romance-Scambaiter-Ladys den Lockvogel bei einer Geldübergabe zu spielen, ein Gang, der sie merklich aufwühlte, den sie aber meisterte. Die Botin, der sie das für den angeblichen "Ben Zucker" bestimmte Geld übergab, wurde festgenommen.

Während die sich ahnungslos gab, war eine andere Botin eindeutig selbst Opfer: In diesem Fall hatte Kiki den Lockvogel gespielt, sich als empfängliche Verliebte ausgegeben, die bereit war zu zahlen. Die Frau, der sie das Geld übergab, war geschockt, hatte sie doch geglaubt, im Auftrag des US-Schauspielers Gerard Butler (52) zu handeln!

So geschickt agieren die Betrüger, dass sie sogar auf solche für die meisten offensichtlichen Fakes hereinfallen: "Wir haben auch schon George Clooney gehabt", erzählte Helga. In der Coronazeit sei alles besonders schlimm gewesen - innerhalb einer Woche habe sie mal von einer Gesamtbetrugssumme von 1,7 Millionen Euro erfahren, eine einzelne Dame sei gar um 770.000 Euro betrogen worden. Da die Haupttäter und -täterinnen meist in Afrika oder Osteuropa sitzen, sind sie für die deutsche Justiz schwer zu fassen. Helga und Kiki wollen dennoch weiter kämpfen und den Opfern zur Seite stehen.

Was denen am Ende bleibt, ist oft eine enorme Scham, weiß auch Psychotherapeut Sven Steffes-Holländer, den Ilka Bessin zum Thema interviewte. Das Erlebte könne "Erkrankungen wie Depressionen" zur Folge haben, "auch soziale Phobien, also Ängste im persönlichen Kontakt bis hin zu: Ich kann zutiefst traumatisiert sein durch ein solches Erlebnis." Für den Heilungsprozess wichtig, aber sehr schwer sei es, sich selbst die eigene Naivität zu verzeihen. Dabei kann auch die Gesellschaft helfen. Sie wünsche sich, so Helga Grother, das alle "ein bisschen sensibler mit Opfern umgehen!" Schuld trügen nämlich immer die Täter.

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