Ergebnisse des Formats "Vollbild"

SWR-Recherche: Rechtsextreme nutzen Online-Games zur Radikalisierung von Jugendlichen

12.04.2023 von SWYRL

Die Ergebnisse der Recherche des SWR-Investigativformats "Vollbild" zeigen, dass Rechtsextreme Online-Spieleplattformen nutzen, um Gamer zu radikalisieren. Dabei werden gezielt junge Menschen angesprochen, damit sie in rechtsextreme Strukturen abrutschen.

Diese Informationen können besonders für Eltern schockierend sein: Das Team des SWR-YouTube-Formats "Vollbild" (www.youtube.com/vollbild) fand im Zuge einer Recherche heraus, dass Rechtsextreme offenbar vereinzelte Online-Games nutzen, um Kinder und Jugendliche zu beeinflussen - und zu radikalisieren. Laut den Recherchen würden mit Absicht junge Spieler angesprochen, um sie in diverse Gruppen und Chats zu locken. In diesen Foren, so heißt es auf tagesschau.de, würden Hakenkreuze, rassistische Memes und sogar Anleitungen für Bomben geteilt.

Das Bundesinnenministerium äußerte sich ebenfalls zur Thematik und erklärte auf SWR-Anfrage, dass die rechtsextremen Täter dabei beobachtet würden, wie sie sich vernetzen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Dabei griffen sie auch auf bekannte Online-Spieleplattformen zurück. Besonders beliebt ist das Massively Multiplayer Online Game "Roblox", das - laut Angaben des Unternehmens - von 60 Millionen Spielern benutzt wird. Bei diesem Titel können User unter anderem eigene Spielwelten entwerfen, Figuren erstellen und miteinander chatten.

Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Weitere Ergebnisse

Doch genau das wird ausgenutzt, um rechtsradikale Inhalte zu verbreiten, so das Bundesinnenministerium. In der "Vollbild"-Recherche wurden Spielwelten gefunden, in denen Terroranschläge nachgespielt werden konnten - zum Beispiel der Anschlag auf die Synagoge in Halle, wo 2019 ein rechtsextremer Attentäter zwei Menschen getötet hatte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz teilte mit, dass ihnen weitere ähnliche Spielwelten bekannt seien.

Aufgrund der Tatsache, dass in Online-Games nicht telefoniert werden kann, greifen die Spieler gerne auf andere Kanäle zurück, um zu kommunizieren. Besonders beliebt ist der Online-Dienst Discord. Doch auch da machte das "Vollbild"-Team eine erschreckende Entdeckung: In diversen Chats seien Naziparolen und Hakenkreuze gefunden worden.

Zudem muss sich ein junger Mann vor dem Landgericht Potsdam verantworten. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm vor, eine staatsgefährdende Straftat vorbereitet zu haben. Demnach soll er einen rechtsextremistisch motivierten Anschlag geplant haben. Und das, "nachdem er sich zuvor in mehreren Chat-Kanälen mit Gleichgesinnten ausgetauscht hatte", lautet die Aussage der Generalstaatsanwaltschaft. Zusätzlich soll er sich im Netz nach dem Bau einer Bombe informiert und sogar Sprengkörper getestet haben. Nach "Vollbild"-Recherchen soll der Angeklagte Teil der Chatgruppe "Totenwaffen-Division" gewesen sein, die wie eine rechtsextreme Terrorzelle wirkt. Hier wurden auch Propagandaplakate mit Todeslisten veröffentlicht.

"Das sah irgendwie total fanatisch aus"

In einem Gespräch mit "Vollbild" äußerte sich auch der Vater des jungen Mannes: "Man kann zwar Sachen verbieten und irgendwelche Sperren einbauen - das haben wir alles versucht - aber die sind einfach schlauer. Sie umgehen das alles." Weiter erklärte er: "Das sah irgendwie total fanatisch aus, diese Welten, die sie sich dort erschaffen haben. Das waren alles Uniformen aus dem Dritten Reich."

Auf Anfrage äußerte sich auch das Team des Massively Multiplayer Online Games gegenüber "Vollbild" zur Thematik. Sie seien sich "darüber im Klaren, dass immer noch viel zu tun ist, da extremistische Gruppen auf eine Vielzahl von Taktiken zurückgreifen, um die Regeln auf allen Plattformen zu umgehen." Und auch Discord erklärte, dass sofort Maßnahmen eingeleitet werden, sobald sie auf rechtsradikale Inhalte aufmerksam gemacht werden - "einschließlich der Sperrung von Nutzern sowie der Schließung von Servern".

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL