"Markus Lanz"

"Mir tut das in der Seele weh": Mit dieser Aussage überraschte die Klimaaktivistin den ZDF-Moderator

20.12.2023 von SWYRL/Natascha Wittmann

Viele Menschen in Deutschland blicken negativ in die Zukunft. Bei "Markus Lanz" debattierten Gäste wie Zukunftsforscherin Florence Gaub über die möglichen Ursachen dafür. Eine Aussage von Klimaaktivistin Carla Reemtsma stimmte den ZDF-Moderator in dem Zusammenhang besonders traurig.

"Wann ist diesem Land eigentlich der Optimismus abhandengekommen?", wollte Markus Lanz am Dienstagabend in seiner Sendung wissen. Laut des ZDF-Moderators seien mittlerweile knapp 50 Prozent der Deutschen der Meinung, "dass es ihnen in zehn Jahren schlechter gehen wird als heute". Eine Erkenntnis, der Lanz im Gespräch mit seinen Gästen auf den Grund gehen wollte. Zukunftsforscherin Florence Gaub warnte den Moderator in dem Zusammenhang jedoch vor einem zu negativen Blick auf den Status quo: "Dass man positiv in seine eigene Zukunft schaut und negativ in die Zukunft des Landes, das gibt's seit den 60er-Jahren, das Phänomen."

"Fridays for Future"-Sprecherin Carla Reemtsma blieb derweil nüchtern und merkte an, dass es heutzutage "viele Herausforderungen" gebe, "auf die wir gerade noch nicht so richtig die gesellschaftlichen und politischen Antworten haben". Sie glaube zwar daran, dass es besser werden könne, jedoch nur, "wenn wir etwas dafür tun". Gleichzeitig stellte sie mit Blick in die Zukunft klar: "Der Fortschritt alleine wird (...) die Klimakrise nicht lösen. Das ist eine riesige gesellschaftliche Herausforderung." Dagegen konterte Gaub, dass es auch in vorherigen Generationen große Hürden und Ängste gegeben habe. Jetzt zu glauben, "so schlimm war's noch nie", gebe den Menschen "einen Ego-Boost" und "das Gefühl der Entmachtung, weil es hat noch nie jemand etwas so Schlimmes geschafft".

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Florence Gaub: "Es ist so eine Hyper-Individualisierung eingetreten"

Gleichzeitig machte die Zukunftsforscherin deutlich, dass es heutzutage - ähnlich wie in den 70er-Jahren - einen sozialen Wertewandel, einen Umweltwandel sowie einen geopolitischen Wandel gebe. In der breiten Masse führe dies zu einer kollektiven Überforderung. Florence Gaub warnte weiter: "Ich habe fast das Gefühl, es ist so eine Hyper-Individualisierung eingetreten, so nach dem Motto: 'Wenn ich jetzt nicht alleine den Klimawandel ändern kann, dann ist das wahrscheinlich nicht zu verändern'." "Das heißt, wir sind zu egoistisch?", wollte Lanz wissen. Gaub ließ dies offen, wies jedoch darauf hin, dass Aktivisten wie Reemtsma der Beweis dafür seien, dass nicht jeder nur "individualistisch" denke.

Mit Blick auf die "Fridays for Future"-Sprecherin fragte Lanz, ob die "Letzte Generation ihrem Anliegen mehr geschadet, als dass es Ihnen genützt habe. Die Aktivistin schüttelte mit einem klaren "Nein" den Kopf und sagte: "Ich glaube, die 'Letzte Generation' macht Proteste erst kontrovers. Aber Protest war ganz häufig schon kontrovers. Häufig beginnt Protest ja an den Rändern der Gesellschaft." Der ZDF-Moderator konterte: "Sie waren doch schon da! Sie waren ja nicht der Rand der Gesellschaft." Reemtsma ließ sich davon jedoch nicht beirren und erklärte weiter: "Wir haben trotzdem erlebt, dass die politischen Handlungen bei Weitem nicht ausgereicht haben." Dass in dem Moment "dann verschiedenste Protest-Formen ausprobiert werden", sei laut Reemtsma richtig und wichtig.

IT-Experte: "Wir werden ganz schön viel verzichten müssen"

Als Lanz den Blick in die Zukunft richtete, stellte Reemtsma selbstbewusst klar: "Es gibt ja noch Grund zur Hoffnung, weil wir können Dinge tun." Eine Aussage, die den Moderator offenbar stutzig machte, denn er sagte nachdenklich: "Wie Sie das sagen ... 'Es gibt ja noch Grund zur Hoffnung'. Mir tut das in der Seele weh, weil ich immer denke: Mann, ihr seid junge Leute. Und wenn ihr nicht an die Zukunft glaubt - ich habe keine Zeit mehr, daran zu glauben. Bei mir ist durch!" IT-Experte Linus Neumann kritisierte daraufhin die wiederholte Kritik an der jüngeren Generation und unterstellte eher den älteren Menschen in der Bevölkerung ein fehlendes "zukunftsfähiges Mindset". Als Beispiel nannte er dafür den Verzichtsgedanken, der in der Klimadiskussion immer wieder aufkomme, wenn es um das Tempolimit auf deutschen Autobahnen oder den täglichen Fleischkonsum gehe.

"Die Wahrheit ist: Wir werden ganz schön viel verzichten müssen, wenn wir so weitermachen", so Neumann. Er ergänzte, dass "die Kraft dagegen" nicht von der jungen Generation komme, sondern die ältere Generation mehr Macht im Lande habe. Gaub konterte prompt, dass man in Umfragen sehe, "dass die Älteren durchaus mehr denken, man kann das ändern, man kann den CO2-Austoß zurückschrauben". Sie warnte zudem "vor diesem weiteren Aufbauschen dieses 'Es sind die Alten vs. Die Jungen'", dem "Aufbauen von Fronten", sowie dem Vorurteil, "die Alten sind die Benz-fahrenden Fleischesser, die keinen Bock auf Veränderungen haben". Gaub stellte daher abschließend klar, dass es sich bei dem Pessimismus im Land ganz klar um "ein gesamtgesellschaftliches Phänomen" handle, über das gesprochen werden müsse.

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