ARD-Morgenmagazin

Klimatologin im "Moma": "In Deutschland ist uns nicht bewusst, dass Wetter tödlich sein kann"

19.07.2021 von SWYRL

Starke Niederschläge haben in Teilen Deutschlands, Österreichs und Belgiens großen Schaden angerichtet. Doch wie ist das Ereignis einzuordnen? Diese Frage diskutierte Susan Link im "ARD-Morgenmagazin" mit einer Klimatologin.

Starkregenfälle und Gewitter halten die Bevölkerung weiterhin in Atem: Nach den besonders betroffenen Regionen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen standen am Wochenende auch einzelne Teile Bayerns, Österreichs und Belgiens unter Wasser. Handelt es sich dabei um einmalige Extremwetterlagen oder zeigen sich damit die ersten Auswirkungen des Klimawandels? Diese Frage diskutierte die Moderatorin vom "ARD-Morgenmagazin", Susan Link, am Montag mit der Klimatologin Friederike Otto.

Es sei nie nur Wetter oder nur Klimawandel, erklärte Otto, aber: "Alle Wetterereignisse - extrem oder nicht - die wir jetzt erleben, finden in einer Welt statt, die 1,2 Grad wärmer ist, als es zu Beginn der Industriellen Revolution war." Sie fuhr fort: "Es gibt zwei Wege im Wesentlichen, wie Klimawandel Wetter beeinflusst: Zum einen die Erwärmung. Wir haben mehr Treibhausgase in der Atmosphäre, dadurch wird die Atmosphäre wärmer und das heißt: mehr Hitzewellen, weniger Kältewellen." Außerdem könne eine wärmere Atmosphäre mehr Wasserdampf enthalten, dieser käme dann als Starkregen wieder heraus.

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"Es gab Warnungen"

Der Klimawandel habe aber noch einen zweiten Effekt: Durch die veränderte Zusammensetzung der Atmosphäre und der Temperaturunterschiede ändere sich auch die atmosphärische Zirkulation. "Das heißt: Wie Wetter entsteht, wo es entsteht und wie es zieht." Je nach Lage könne dieser Effekt mal mehr, mal weniger stark ausfallen und somit in manchen Regionen zu vermehrten Extremniederschlägen führen, in anderen Regionen jedoch kaum auffallen.

Im Hinblick auf die derzeitige Extremsituation in Deutschland zeigte sich die Expertin der Oxford University wenig überrascht. Die Wettersituation sei gut vorhergesagt worden, sagte sie: "Es gab Warnungen vom Deutschen Wetterdienst, es gab Warnungen von der Europäischen Flutagentur." Außerdem sei dies eben genau die Art von Extremwetter, von denen man nun schon lange wisse, dass es sie vermehrt geben wird.

"Aber", lenkte sie ein, "dieses Wissen ist eben noch nicht so umgesetzt worden, dass wir gut funktionierende Frühwarnsysteme haben." In Bangladesch etwa bekäme jede Bürgerin und jeder Bürger eine Warnung aufs Handy, sobald eine Überschwemmung droht, ganz unabhängig davon, ob die einzelne Person eine spezielle App installiert habe oder nicht.

"Ich glaube, in Deutschland ist uns einfach nicht bewusst, dass Wetter tödlich sein kann", fuhr Otto fort. "Und dieses Bewusstsein, das müssen wir unbedingt ganz schnell schaffen, damit dann eben auch die Warnungen des Deutschen Wetterdienst in Lebensrettungsaktionen umgesetzt werden."

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