Tonis Welt - Mi. 14.04. - VOX: 20.15 Uhr

Junge Liebe auf dem Dorfe: So charmant ist der "Club der Roten Bänder"-Ableger

08.04.2021 von SWYRL/Maximilian Haase

Mit "Club der roten Bänder" gelang VOX ein gigantischer Serien-Erfolg. Mit dem Spin-off "Tonis Welt" will der Sender nun daran anknüpfen.

Es war eine veritable Überraschung: Ausgerechnet eine Serie über todkranke Jugendliche entwickelte sich zu einem der Fernsehhits der letzten Jahre. Über drei Staffeln blickte die VOX-Serie "Club der roten Bänder" auf das Leben mehrerer Teenager, die in einem fiktiven Kölner Krankenhaus nicht nur gegen ihre Krankheiten kämpfen, sondern auch mit den ganz alltäglichen Problemen, die das Jungsein so mit sich bringt. Für VOX war die Dramedy-Eigenproduktion ein Glücksgriff: Vom Grimme-Preis bis zum Deutschen Fernsehpreis staubte "CdrB" so ziemlich alle relevanten Auszeichnungen hierzulande ab. Kein Wunder also, dass nach dem Serienende 2017 erst ein Kinofilm ("Club der roten Bänder - Wie alles begann", 2019) folgte - und nun mit "Tonis Welt" das erste Serien-Spin-off, mit dem der Kölner Sender an den Erfolg anknüpfen will.

"Den 'Club der roten Bänder' gibt es nicht mehr", stellt Toni (Ivo Kortlang) gleich zu Beginn der Serie klar. Die achtteilige VOX-Eigenproduktion widmet sich dem CdrB-Urgestein und seiner Freundin Valerie (Amber Bongard), die er in der dritten Staffel der Mutterserie kennengelernt hatte. Als Paar sind sie glücklich, doch das Leben hält für beide immer wieder Herausforderungen bereit: Während der Asperger-Autist Toni Gewohnheiten liebt und mit Änderungen nur schwer zurechtkommt, hat es Valerie mit ihrem Tourette-Syndrom ebenfalls nicht leicht. Alltag und Erwachsenwerden trotz Krankheit - das altbekannte Konzept funktioniert auch im Ableger. Weil die Protagonisten nun aber langsam dem Teenageralter entwachsen sind, liefert "Tonis Welt" weniger klassische Coming-of-Age-Themen, dafür umso mehr Beziehungs-Dramedy vor skurriler Dorf-Kulisse in der Provinz.

Schließlich dreht sich unter Regie der CdrB-Veteranen Felix Ahrens und Felix Binder alles um Tonis und Valeries neues Leben auf dem Land. Dorthin hat es die beiden verschlagen, weil sie nach dem Tod von Valeries Oma deren altes Haus renovieren wollen. Gerade für Toni eine Herausforderung, der er sich aber stellen will - auch um seiner großen Liebe zu beweisen, dass er als verantwortungsvoller Partner taugt. Trotz zahlreicher Zweifel und fehlenden Vermögens geben die liebevoll gezeichneten Charaktere ihr altes Dasein auf und ziehen mitten in eine Dorfgemeinschaft, die dem durchaus speziellen Paar zunächst kaum wohlgesonnen begegnet. Da hilft es auch nicht, dass sich Valerie auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater begibt und diesen etwa im Chorleiter Malte (Kai Schumann), einer alten Liebe ihrer Mutter, vermutet.

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Absurditäten gegen die absurde Welt

Wie die Konfliktlinien verlaufen, illustriert die humorvolle Story nach einem Drehbuch von Elena Senft an hübsch herausgearbeiteten Figurenkonstellationen - etwa zwischen dem anpassungsunfähigen Toni und seinem grummeligen Chef Dr. Alfred Schmieta (herrlich: Armin Rohde) - dem ebenfalls nicht ganz gesunden Dorfarzt, dem sich Toni nach Arbeitsamtratschlag ("hartnäckig bleiben") so lange aufdrängt, bis der ihn anstellt. Charmant verwebt "Tonis Welt" - darin etwa Formaten wie "Young Sheldon" ähnlich - den bisweilen sonderbaren, oft aber auch erhellenden Blick autistischer Menschen auf das Dasein mit den enormen Anforderungen, die die Gesellschaft an junge Menschen stellt. "Vielleicht ist es manchmal auch einfach schöner, normal zu sein, als besonders", verzweifelt Valerie an einer Stelle. Schließlich nehmen die Konflikte - sei es in Job, Familie oder Liebe - zu, und damit auch die Herausforderungen für Menschen wie das junge Paar.

Dabei werden Tonis "Seltsamkeit" und die wohl bei jedem Publikum funktionierenden Tourette-Beschimpfungen Valeries nicht der Lächerlichkeit preisgegeben, sondern in ihrer Absurdität als Reaktion auf eine nicht minder absurde Welt dargestellt. Wenn sie den Bankbeamten etwa als "Spießer" und "Schlappschwanz" tituliert, lacht der Zuschauer mit ihr die absonderlichen gesellschaftlichen Verhältnisse aus.

"Das Wichtige, das unsere Serie zeigen kann, ist einfach, dass jeder Mensch die gleichen Bedürfnisse hat - in der Partnerschaft und in der Liebe", drückt es Hauptdarsteller Ivo Kortlang aus: "Wenn wir das zeigen können und der Zuschauer das sehen kann, dann haben wir einen guten Job gemacht." Auch wenn die Parole "Du musst nur dran glauben" bisweilen etwas ausgereizt wird - ihrem Anspruch wird die hochsympathische Serie gerecht. Und das liegt vor allem an zwei fantastischen Hauptdarstellern.

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