Auftakt der RTL-Show

Jubel, Tränen, Goldkonfetti: "Supertalent"-Traumstart lässt Bohlen vergessen

03.10.2021 von SWYRL/Jürgen Winzer

Das Unglaubliche ist geschehen: Die erste "Supertalent"-Ausgabe (RTL) ohne Dieter B. aus T. wurde gesendet, und es sind weder Bildschirme aus Frust implodiert noch wurde der einst große Zampano wirklich vermisst. Im Gegenteil: Der Auftakt zur 15. Staffel war ein rekordverdächtiges Feuerwerk.

Deal? Wir nennen jetzt noch einmal den Namen desjenigen, der vergrätzt ob seiner in der Tat wenig feinfühligen Verabschiedung durch RTL im norddeutschen Schmollwinkel verschwand und dann ist aber gut. Die schönste Erkenntnis der "Supertalent"-Auftaktfolge war nämlich: Man braucht Dieter Bohlen nicht, wenn man solche Talente hat und präsentieren darf. Das mag bei DSDS vielleicht anders aussehen (die Zeit wird's zeigen), aber beim Format "Supertalent" ist es unglaublich einfach, wenn man sich auf die wahren Stars, die Supertalente eben, konzentriert. Da fiel das Fehlen des ausrangierten Urgesteins null ins Gewicht.

Oft gehen Neuerungen ja schief, diesmal zündeten einige Ideen. Die Tatsache, dass die erste Folge nicht mehr aus einem Dutzend verschiedener Casting-Events recht willkürlich zusammengeschnitten wurde, sondern wirklich an einem Aufzeichnungsabend entstand, tat zum Beispiel gut. Auch wenn's vielleicht aus der Not geboren war. Immerhin ging es ja bei der Jury-Besetzung bis zuletzt drunter und drüber.

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Lukas Podolski stößt erst im Halbfinale zur Jury

Am Ende saßen da also die Ehrlich Brothers Chris und Andreas, Michael Michalsky, Motsi Mabuse und Riccardo Simonetti am Pult. Die beiden Letztgenannten sind aber "nur" Gastjuroren. Dafür war die (neben den "aufrichtigen Magiern" und dem "Modepapst") zur Stammjury zählende Holländerin Chantal Jantzen coronabedingt diesmal noch gar nicht dabei. Und "Prinz Poldi" natürlich auch nicht. Aber für den ebenfalls coronageplagten Fußballstar Lukas Podolski aus Köln gilt: Er kütt, wenn er kütt - und zwar im Halbfinale.

In den sieben Vorrundenfolgen wird die Jury jedes Mal anders besetzt sein. Es wird also, um in der Fußballersprache zu bleiben, viel rotiert. Das gilt auch für die Moderatoren. Für Daniel Hartwich war nach 13 Jahren Schluss, dafür macht jetzt Comedian Chris Tall (letztes Jahr noch Juror) die Gags und Moderatorin Lola Weippert ("Love Island", "Temptation Island", "Prince Charming") ist auch dabei.

In der Auftaktfolge wurden die "Zuschauer des Tages", Sylke und Gerd, zu den heimlichen Stars. Einmal durften sie auf der Bühne assistieren, daneben war vor allem Sylke mit spitzer Zunge ("Höflichkeitsapplaus und dann fort damit.") eine perfekte Gast-Jurorin.

Perfekte Dramaturgie: Goldbuzzer zum Auftakt und am Schluss

Aber sie alle sind ja eigentlich - nicht böse gemeint - schmückende, witzig plappernde, ergriffen seufzende oder bass staunende Beilage, wenn das Hauptgericht stimmt. Und das tat es zum Auftakt in Rekordmanier: Gleich zweimal wurde der goldene Buzzer gedrückt, euphorisch und völlig verdient, der somit zwei Künstler direkt ins Finale katapultierte. Doppelgold gab es bei "Das Supertalent" an einem Abend noch nie.

Zum ersten Mal wurde das Goldkonfetti nach knapp zehn Minuten von Michael Michalsky durchs Studio geschossen. Die zehnjährige Elena Turcan wirkte anfangs nur putzig (Michalsky: "Och, ist die süß, wie Frida Kahlo!"), als sie aber den Mund aufmachte und eine wunderbare Opernstimme offenbarte, standen alle Münder vor Staunen offen. Um sofort in frenetischen Jubel zu wechseln. "Ich dachte erst, das ist Playback", war Simonetti geflasht, jeder im Studio hatte Zentimeter dicke Gänsehaut, Elenas Opa und Oma weinten vor Freude - und auch am Jurypult glitzerte Pipi in manch ehrlichem Auge.

Ebenfalls vergoldet wurde die Performance der Light Balance Kids, vom Regisseur dramaturgisch perfekt ans Ende der Darbietungen gesetzt. Die Jugendlichen aus der Ukraine boten eine furios-elektrisierende Tanzdarbietung im Schwarzlichtmodus. Andreas Ehrlich ("Das war auch Magie!") drückte den Goldbuzzer. Schönheitsfehler am Rande: Die Light Balance Kids sind seit Jahren professionell unterwegs und wurden schon 2019 in Amerika (auch mit Goldbuzzer in der Vorrunde) Dritte im Finale. Davon aber wussten die deutschen Juroren sichtlich nichts.

Hat sich Bohlen als Comedian eingeschmuggelt?

Was sich - neue Jury hin oder her - nicht geändert hat: Es gibt auch "Performances", die durchfallen. Diesmal blieben Martial-Art-Breakdancer Tuan aus Köln, Rapperin Sofia (die schon seit Jahren als "Scapsis" durchzustarten versucht), Fußball-Freestyler Lukasz, die Stepptänzer von Power of Fire und der Comedian Hildegard Jafreilich auf der Strecke. Hildegard ist deutlich ein Mann. Mit Perücke. Stark geschminkt. War Dieter Bohlen vielleicht doch heimlich an die alte Wirkungsstätte zurückgekehrt?

Noch eine Neuerung: Alle Künstler, die während der Sendung mehr als zwei Ja-Stimmen erhalten, haben die Chance aufs Halbfinale. Die Jury entscheidet noch am Ende der Sendung, wer tatsächlich den begehrten Stern erhält. Diesmal kamen vier von fünf "Qualifikanten" weiter, nur Skydiverin Lena Reeker, die im Windkanal waghalsige Manöver flog, wurde - ein wenig arg lieblos - verabschiedet, nämlich total übergangen.

Es sind halt die Sieger, in diesem Fall die Halbfinalisten, die im Vordergrund stehen. Als da waren: HipHop-Magier Jannick Holste ("Die Ehrlich Brothers sind meine Vorbilder!"), der sich über die Einladung zu einem Backstagebesuch bei den Ehrlichs fast noch mehr freute. Artist Wesley Williams aus Miami, der auf einem zehn Meter hohen Einrad über die Bühne brauste und für einige Herzstillstandmomente bei den Juroren sorgte. Bodypainter Johannes Stötter, der mit seinen als Meeresbewohner bemalten Models die Jury verblüffte und begeisterte (Simonetti: "Mein Lieblingsact des Abends."). Und Mentalmagier Marco Miele, der seinen Worten ("Ich will eine Welt zeigen, die Sie noch nie gesehen haben.") eindrucksvolle, fast zärtliche Taten folgen ließ.

In Köln können die Korken knallen. Der Start ins postbohlensche Zeitalter ist geglückt. Oder anders: Stell dir vor, es ist "Das Supertalent", und keiner vermisst den Dieter.

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