Jana Pallaske im Interview

"Ich habe meine Weiblichkeit lange versteckt"

11.12.2020 von SWYRL/Sarah Kohlberger

Wenn Jana Pallaske während eines Interviews in der Erde buddelt: Die 41-Jährige gibt Einblicke in ihr freies Leben in und mit der Natur und spricht offen über Mobbing und über versteckte Weiblichkeit.

Im Hintergrund zwitschern die Vögel: Das Telefoninterview mit Jana Pallaske entführt mitten in den Wald. Mit ihrer ruhigen Art verrät die Schauspielerin bereits in den ersten Minuten, dass sie während des Gesprächs auf dem Waldboden sitzt. Was man eben so macht bei einem entspannten Gespräch. Keine Frage: Die 41-Jährige ist bei sich angekommen - das wird schon lange deutlich, bevor sie selbst davon berichtet. Aber wie passt da ihre aktuelle Rolle ins Bild? Im neuen Märchenfilm "Die Hexenprinzessin" (Samstag, 12. Dezember, 18.45 Uhr, ZDFneo, sowie Sonntag, 27. Dezember, 13.20 Uhr, ZDF) schlüpft sie (an der Seite von Caro Cult und Desirée Nosbusch) ausgerechnet in die Rolle der bösen Hexe. Doch selbst hinter der Rolle des Bösen steckt ein tieferer Sinn: Existiert das Böse, kann es vom Guten besiegt werden. Im Interview spricht Pallaske über ihre Naturverbundenheit und Mobbing, sie erklärt, warum sie früher ihre Weiblichkeit verstecken musste und was sich hinter den beiden Namen "ShamaYana" und "JEDi¥ESS" verbirgt.

teleschau: Warum wollten Sie den Film "Die Hexenprinzessin" machen?

Jana Pallaske: Die Protagonistin Zottel hat mich gleich mitgerissen - sie ist im Grunde wie ein jüngeres Ich von mir. Besonders fasziniert hat mich die Szene, als Zottel ihre Stirn an den Kopf des Wolfes legt, so wie ich das mit meinen Hunden und Katzen und auch mit Menschen am liebsten mache. Ich liebe diese Art der Verbindung. Das ist eine ganz andere Ebene, wenn man sich Stirn zu Stirn verbindet.

teleschau: Inwiefern sind Sie und Zottel sich ähnlich?

Pallaske: Zottel ist ebenso naturverbunden, wild und frei wie ich. Während wir hier sprechen, sitze ich barfuß auf dem Waldboden und grabe in der Erde. Andere malen auf einem Zettel, während sie telefonieren, ich bastel meist etwas mit Stöckchen, Steinchen oder Blättern und male im Sand. Ich bin einfach am glücklichsten, wenn ich in der Natur bin. Wann immer ich nicht drehe, verbringe ich meine Zeit am liebsten außerhalb der Stadt.

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"Wir sind selbst pure Natur"

teleschau: Und wenn Sie drehen?

Pallaske: Wenn es sehr kalt ist, so wie beim Dreh von "Die Hexenprinzessin", bin ich schon in meinem Mobil. Aber selbst da gibt es tolle Bilder von mir, wie ich im Hexenkostüm Yoga mache. Ansonsten wissen alle, dass ich nicht wirklich einen mega-ausladenden Trailer brauche, sondern eher nur einen Platz unter einem Baum auf einer Wiese, wo ich meine Yoga-Matte ausrollen kann. Dann bin ich glücklich.

teleschau: Inwiefern glauben Sie die "Hexenprinzessin" die Zuschauer inspirieren?

Pallaske: Dazu, Verantwortung zu übernehmen für unsere Kräfte. Es ist wundervoll, Zottels Reise mitzuverfolgen - zu sehen, wie ihr gutes Herz und Integrität sich auszahlen. Und die Kraft ihrer Naturverbundenheit. Mir ist es immer ein Anliegen, mit der kostbaren Lebenszeit und -energie, die ich in diesem Leben habe, etwas zu schaffen, was wirklich nachhaltig wertvoll ist - Menschen positiv inspiriert, aufbaut, ermutigt. Und ein großer Teil der Menschen der westlichen Zivilisationsgesellschaft, der in Städten lebt, hat diese Verbindung zur Natur leider doch oft ziemlich verloren - obwohl wir Menschen doch Teil der Natur sind, beziehungsweise wir sind selbst pure Natur. Diese Verbindung ist daher tief nährend und heilsam, und kostet nichts! Ich zelebriere das täglich.

teleschau: Inwiefern?

Pallaske: Ich versuche zum Beispiel, täglich mindestens einmal barfuß auf der Erde zu sein oder mich am besten sogar ganz darauf hinzulegen. Bei dem Thema Earthing, also dem Erden, geht es darum, die elektrische Ladung der Erde zu nutzen. Erden ist ein kraftvolles Antioxidans - besser als viele teure Cremchen und Nahrungszusätze, die mit Antioxidantien werben - und hat großartige Eigenschaften: Es wirkt entzündungshemmend, reguliert unser Nervensystem und Hormonlevel, wirkt damit gegen Stress, sorgt für besseren Schlaf und vieles mehr, was uns entspannt und glücklich macht.

"Man sieht, dass das Böse eigentlich nur traurig ist"

teleschau: Bereits spazieren gehen in der Natur soll unserem Körper gut tun ...

Pallaske: Absolut! An der frischen Luft sein, tief ein- und ausatmen, vielleicht sogar mal in Bäumen klettern, sich darin aushängen, oder auch einfach nur Gärtnern, mit den Händen die Erde berühren, Blumen und Kräuter sammeln, daraus einen Tee machen, oder schwimmen gehen, ein Feuer machen, sich mit den Elementen verbinden - all das tut uns gut. Ich rubble mich zur Zeit oft als kleines Ritual vor dem Schwimmen auch immer noch mit nasser Erde ein. Das ist doch das beste Spa, das man sich wünschen kann, und ist umsonst!

teleschau: Nun haben Sie aber in "Die Hexenprinzessin" nicht die Rolle der Zottel gespielt, sondern die der bösen Hexe - und Sie durften sich sogar in einen Vogel verwandeln ...

Pallaske: Ja, das fand ich großartig. Ich tanze ja sehr gerne, und hier konnte ich meine leidenschaftliche Bewegungsfreude so gut einfließen lassen. Das Kostüm war absolut genial und gab mir viele Möglichkeiten, kreativ und eindrucksvoll damit zu spielen, besonders für die Verwandlungsmomente.

teleschau: Sie übernahmen in "Die Vampirschwestern" auch die Bösewicht-Rolle. Warum schlüpfen Sie so gerne in "böse" Rollen?

Pallaske: Naja, jetzt nicht per se so gerne. Aber wenn ich damit dem eine Bühne geben kann, dass die Protagonistin mich und die anderen Bösewichte am Ende besiegen kann, dann tue ich es gerne, um die Message rüberzubringen: Die Hexenprinzessin mit dem guten Herzen und der reinen Seele, die mit ihren Kräften ethisch gut und weise umgeht, gewinnt am Ende gegen das Böse.

teleschau: Sie nennen sich selbst "ShamaYana". Was steckt hinter dem Namen?

Pallaske: Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Mystik und Magie, ich bin ein "Modern Mystic". "ShamaYana" ist der Name, unter dem ich meine Heilarbeit leiste und auch Musik mache. Beides hat mit Schamanismus zu tun. Da bin ich natürlich strikt der weißen Magie und den Ethik-Moral-Kodexen verschrieben, die eben genau das unterbinden, was im Film "Die Hexenprinzessin" zum Problem wird: der Missbrauch von Macht und Kräften. In "Die Vampirschwestern" ging es aber noch um etwas anderes.

teleschau: Und zwar?

Pallaske: Ich habe meine Rolle als Vampirkönigin besonders für diesen einen Schlüsselmoment so geliebt! In dem Film gibt es eine Szene, in der die Kinder ein Lied singen und damit das kalte Herz der Vampirkönigin erweichen. Man sieht, dass das Böse eigentlich nur traurig ist. Das Böse ist schwach, weil es nicht verantwortungsvoll mit dem umgeht, was es plagt. Es versucht, das zu kompensieren, indem es anderen Leid zufügt.

"Kinder und Erwachsene, die gemobbt werden, entwickeln eine große Kraft"

teleschau: Das klingt nach Mobbing ...

Pallaske: Genau das ist es. Mobbing ist für mich immer ein großes Thema gewesen, ich wurde früher in der Schule gemobbt. Ich habe dadurch gelernt: Menschen, die andere mobben, sind eigentlich schwach. Sie haben es nötig, anderen Leid zuzufügen, um sich gut zu fühlen. Glückliche Menschen brauchen das nicht. Kinder und Erwachsene, die gemobbt werden, entwickeln eine große Kraft: Es macht einen stärker, weil man merkt, sich nicht über andere von außen zu definieren, sondern von innen heraus eine Kraft und Stärke zu entwickeln. So war es bei mir, und so kenne ich es auch von anderen, daher: nur Mut!

teleschau: Was verbirgt sich hinter Ihrem zweiten Pseudonym "JEDi¥ESS"?

Pallaske: Das ist die weibliche Form des Jedi-Ritters aus dem "Star Wars"-Universum. So wie, sagen wir, "Priestess", "Stewardess" oder "Goddess" die weiblichen Formen von "Priest", "Steward" oder "God" sind, steht "JEDi¥ESS" für mich für die weibliche Form von "Jedi" - und bildet dabei auch noch ein positives "YESS"!! Als ich diese Bezeichnung für mich entwickelt habe, gab es die letzten "Star Wars"-Filme noch nicht, in der die Protagonistin nun einfach ein weiblicher Jedi ist.

teleschau: Gibt es eine Geschichte, die hinter dem Namen steckt?

Pallaske: Ich bin viele Jahre um die Welt gereist und an einem Punkt auf eine Community auf einer Dschungelinsel getroffen, wo ich ganz andere Formen des menschlichen Zusammenlebens erfahren durfte, die für mich sehr heilsam waren. Inzwischen betrachte ich mich als gut geheilt und sehr in meiner Stärke. Und dafür steht für mich eben der Begriff "JEDi¥ESS" - eine Frau, die kein Opfer der Umstände mehr ist, sondern die Verantwortung übernimmt für ihre kreative Schaffenskraft, die weiß, dass sie in jedem Moment selbst entscheidet, wie sie sich fühlt, was sie denkt, worauf sie sich fokussiert - denn darin liegt unsere Kraft. Es ist das einzige, was wir wirklich unter Kontrolle haben, und was uns keiner nehmen kann. Dahin bin ich nach einigen traumatisierenden Erlebnissen unter anderem durch diese Community gewachsen.

teleschau: Von welchen Erlebnissen sprechen Sie?

Pallaske: Die ganze "Me Too"-Thematik zum Beispiel. Das war damals noch nicht so publik, mittlerweile ist zwar einiges raus, aber ja - das war und ist halt im Entertainment-Business gang und gäbe - und nicht nur da, sondern es durchzieht tief die ganze Gesellschaft. Das ist für Frauen und auch für Männer nicht einfach. Das Problem ist, dass wir uns in einer Gesellschaft befinden, wo es uns nicht anders beigebracht wurde. Die Dinge müssen sich ändern. Dazu will ich beitragen.

"Ich konnte als Frau anhaben, was ich wollte"

teleschau: Und die Community hat Ihnen dabei geholfen?

Pallaske: Unter anderem, ja. Es herrschte da eine andere Art des Zusammenlebens, auch zwischen Männern und Frauen. Ich muss betonen, dass es sich hier nicht um eine "Kommune" handelt. Wenn ich von "dieser Community" spreche, ist das einerseits die Gemeinschaft, auch Core-"Tribe" (Stamm) oder -"Family" genannt - "Ohana", wie es in Hawaii heißt - die sich oft auf dieser Dschungel-Insel in Asien trifft, hauptsächlich für ein paar Monate im Jahr, aber die auch an anderen Orten auf der Welt existiert. Es ist eher ein Netz, was die Welt umspannt, aus vielen Orten, wo Menschen eine andere, bewusstere, naturverbundenere und spirituellere Art des Lebens und Zusammenlebens kultivieren. Als ich vor etwa zehn Jahren in diese Gemeinschaften kam, erlebte ich das als Befreiung. Ich konnte zum Beispiel als Frau anhaben, was ich wollte. Das wurde nicht per se als Einladung gesehen, angemacht zu werden. Ich hatte die Freiheit, mich in voller Weiblichkeit zu zeigen und sie zu zelebrieren. Ich konnte mich bewegen und tanzen wie ich wollte.

teleschau: Das konnten Sie vorher nicht?

Pallaske: Nein. Ich war damals in einer Punk-Rock-Band und habe meine Weiblichkeit im Grunde lange hinter der harten roughen Tomboy-Schale versteckt, weil ich mich nicht mehr getraut habe, wirklich reinzugehen in die weibliche Kraft. Denn das hatte mich damals verletzlich gemacht. Es wurde zu oft als Einladung wahrgenommen, in verschiedensten Formen missbraucht zu werden. Gar nicht erst weiblich oder sexy zu wirken, schien sicherer.

teleschau: Wie kam es zur Wandlung?

Pallaske: Die Männer in dieser Community haben sich halt sehr ehrenhaft verhalten. Sie haben mir Raum gegeben, mich wahrhaftig zu entfalten. Und sie haben mich beschützt! Wenn mich zum Beispiel auf einer Party ein Betrunkener oder zugedrogter Typ angemacht hat, kamen sofort drei Männer aus dem Tribe zu mir und haben mich abgeschirmt. Und dabei ist eben auch initial der Begriff "JEDi¥ESS" entstanden: Denn ich habe zu den Männern gesagt: "Danke - ihr seid wahre Jedis!" Also ehrenhafte Ritter.

"Musik ist ein wichtiger Teil des Heilungsprozesses"

teleschau: Sie haben Ihre ehemalige Punk-Band erwähnt. Heute konzentrieren Sie sich besonders auf "Medicine Songs". Was versteht man darunter?

Pallaske: "Medicine Songs" sind Lieder, wo die Intention der Musik und des gemeinsamen Musikmachens mit einer ganz klaren positiven heilsamen Intention einhergeht. Oft werden die Songs in Zeremonien gesungen, man sitzt im Kreis, vielleicht um ein Feuer, und singt - oft begleitet von Trommeln oder anderen Instrumenten. Musik ist ein wichtiger Teil des Heilungsprozesses, der Energie, die fließt und umgewandelt wird.

teleschau: Das klingt kompliziert.

Pallaske: Die Musik und das Tanzen ist generell ein alchemistischer Prozess. Ich hatte oft das Problem, dass die populäre Musik und die Texte zum Teil nicht die höchste Frequenz haben. Dass wir Energie sind, ist nicht Mystik und Spiritualität, sondern pure Wissenschaft - Mathematik, Geometrie - Quantenphysik. Klänge und Frequenzen haben einen großen Einfluss. Es gibt zum Beispiel ganz einfache Experimente, die es gut veranschaulichen, wo man sieht, wie sich Reiskörner formieren, je nachdem was für ein Klang gespielt wird. Außerdem gibt es die Wasserexperimente von Yamamoto, die ja sicher die meisten kennen, die beweisen, dass es Worte und Musik gibt, mit der sich unsere Zellen und damit unser Körperorganismus auf eine Art strukturieren, die positiv und heilsam ist, und Frequenzen, die eher das Gegenteil bewirken.

teleschau: Das heißt, es gibt auch Musik, die nicht positiv und heilsam ist?

Pallaske: Richtig. Aber ich habe mich seit vielen Jahren dem Weg verschrieben, mehr und mehr heilsame Musik, also "Medicine Songs", zu lernen und zu singen - oft auch gemeinsam. Es macht mich sehr glücklich, diese Art von Musik zu teilen und weiterzuverbreiten.

teleschau: Was sind Ihre weiteren Pläne für die Zukunft?

Pallaske: Ich entwickle eigene Serienformate, die konkret auf diesen Themen beruhen, und sie so einerseits umfassender beleuchten können, und vor allem in gute Unterhaltung verpackt zugänglich machen.

teleschau: Wie zum Beispiel?

Pallaske: Die Serie "Fairies Ultra", an der ich gerade arbeite und die wir nächstes Jahr drehen wollen, in der es um Feen in der heutigen Zeit geht. Und aktuell drehe ich bereits an einer dokumentarischen Serie, angelehnt an mein Buch "My Magic Backpack", welches nächstes Jahr erscheint. Darin stelle ich viele kleine hilfreiche Wellness-Rituale vor - die man dann, wenn man sie kennt und kultiviert, eben jederzeit aus seinem metaphorischen "magischen Rucksack" rausholen kann, wenn man sie braucht.

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