"ZDFzeit: Mensch Baerbock!"

Baerbock-Doku im ZDF: "Sie hat dramatische Fehler gemacht, aber sie hat vieles repariert"

14.11.2023 von SWYRL/Elisa Eberle

Rund zwei Jahre nach Amtsantritt von Annalena Baerbock wirft die "ZDFzeit"-Redaktion einen Blick zurück: Wie hat sich die erste Frau an der Spitze des Außenministeriums bislang geschlagen? Neben der Grünen-Politikerin kommen etliche Wegbegleiterinnen und -begleiter zu Wort.

Es sei eine "Zwischenbilanz" nach zwei Jahren, hieß es im Vorfeld vonseiten des ZDF: Unter dem Motto "Mensch Baerbock! - Die undiplomatische Diplomatin" blickt Falko Korth für die Dokumentationsreihe "ZDFzeit" auf die bisherige Amtszeit von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) zurück. Ausgehend von ihrer Vereidigung im Dezember 2021 zeichnet der Film ihre Errungenschaften, vor allem aber auch ihre mal mehr, mal weniger gravierenden diplomatischen Fehler nach.

"Baerbock gilt als fleißig, immer gut vorbereitet, detailversessen", heißt es zu Beginn des 45-minütigen Beitrags. Mit ihrer selbstbewussten Rede am Tag ihrer Wahl zur Co-Vorsitzenden der Grünen im Januar 2018 habe sie den selbstbewussten Ton "der späteren Außenministerin gesetzt". Kritischer sehen die vielen interviewten Wegbegleiterinnen und -begleiter den katastrophalen Wahlkampf der heute 42-Jährigen: "Ich habe sie dilettantisch wahrgenommen", erinnert sich der ehemalige Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Theo Koll: "Sie hat einfach dramatische Fehler gemacht." Aber: "Sie hat sehr vieles davon wieder repariert."

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"Es hätte eine ganz andere deutsche Außenpolitik gegeben"

Der zentrale Fokus des Films liegt auf Baerbocks Umgang mit dem Krieg in der Ukraine. "Es hätte eine ganz andere deutsche Außenpolitik gegeben, damit auch eine wahrscheinlich andere Außenministerin, hätte es diesen russischen Angriffskrieg nicht gegeben", bilanziert die Politikerin selbst im Film. Noch im Januar 2022 lehnte sie deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine mit Verweis auf den Zweiten Weltkrieg ab. Deutschland habe sich in der Verhandlungsposition mit Russland und mit der Ukraine befunden, erklärte sie nun rückblickend. Nach dem russischen Angriff änderte sie ihre Meinung.

Für ihren Umgang mit der schwierigen Situation erntete die Politikerin auch aus den Reihen der Opposition Respekt: "Sie hat durch den Krieg, infolge des Krieges dann sehr schnell diese Position richtigerweise revidiert", lobt etwa Norbert Röttgen (CDU). Ähnlich sieht es auch Theo Koll: "Mein Eindruck ist, dass Frau Baerbock wie übrigens fast alle Ampel-Politiker im Amt lernend sind, und zwar dramatisch schnell und massiv."

"Das hätte ich beim nächsten Mal sicher anders formuliert"

Angesprochen wird die Außenministerin naturgemäß auch auf ihren missglückten Auftritt vor dem Europarat im Januar 2023: "Wir führen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander", sagte sie damals auf Englisch, im Bemühen, Streit über das Tempo der Waffenlieferungen an die Ukraine abzuwenden. "In dem Moment, wo ich es ausgesprochen habe auf Englisch, habe ich schon gedacht: Ah, das kann jetzt auch missverstanden werden", gesteht Baerbock nun: "Das hätte ich beim nächsten Mal sicher anders formuliert".

Vergleichbar unglücklich war auch ihre Kritik an der Menschenrechtslage in China: "Deutschland ist ein Land ohne Rohstoffe, Deutschland ist eine Handelsnation", kritisiert Marc Felix Serrao, Journalist der "Neuen Zürcher Zeitung" im Film: "Insofern wäre Deutschland gut beraten, die Interessen der wichtigsten Handelspartner des Landes nicht mit Füßen zu treten und nicht allzu moralisch, belehrend aufzutreten."

"Keiner wird sie mit Genscher vergleichen"

"Ich zweifle immer wieder", gesteht Baerbock gleich zu Beginn der Doku, denn: "Wer nicht zweifelt, ist entweder ideologisch verbohrt oder hat keine Selbstreflexion." Dieses Credo scheint ihr wichtig zu sein. Ein wenig kurz kommen in der Dokumentation hingegen viele anderen Kritikpunkte: die vielen Flugreisen und die von manchen als inhaltsleer empfundenen Bestrebungen für eine feministische Außenpolitik.

Für ihr teils emotionales Auftreten erntet die zweifache Mutter indes Anerkennung auch vom politischen Widersacher. Dorothee Bär (CSU) wird im Gespräch über die erste Frau an der Spitze des Außenministeriums gar etwas pathetisch: "Keiner wird sie mit Genscher vergleichen, keiner wird sie mit Westerwelle vergleichen, keiner wird sie mit Heiko Maaß vergleichen, sondern sie hat die Möglichkeit, in Deutschland für Deutschland Geschichte zu schreiben."

"ZDFzeit: Mensch Baerbock!" läuft am Dienstagabend (14.11., 20.15 Uhr) im ZDF und ist schon vorab in der ZDF-Mediathek abrufbar.

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