"Zu neuen Ufern" - Fr. 24.05. - ARTE: 20.15 Uhr

Grenzübergreifender Landkrimi vom ORF

21.05.2024 von SWYRL/Wilfried Geldner

Wiederholung des dritten ORF-Landkrimis aus Oberösterreich: Die pensionierte Kommissarin Grete Öller wird nach dem Mord an der jungen Polizistin Johanna von deren Freund gebeten, mit ihm gemeinsam zu ermitteln. Weil sie Johannas Patentante und Vorbild war, kann sie sich dem Auftrag nicht entziehen.

"Zu neuen Ufern", der dritte Oberösterreich-Krimi aus der Landkrimi-Reihe des ORF (Koproduktion ARTE und Tschechisches Fernsehen CT), ist vor allem ein Solo für Maria Hofstätter. Einmal mehr spielt sie die pensionierte Kommissarin Grete Öller mit hinreißendem Understatement. Nicht mehr dabei in diesem Krimi von 2022 ist dagegen Josef Hader, der in den beiden Vorgängern "Der Tote am Teich" (2015) und "Der Tote im See" (2018) den Ex-Polizisten Sepp Ahorner gespielt hatte.

Die Razzia bei einer Technoparty im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet ist der erste Einsatz der Jungpolizistin Johanna (Marlene Hauser). Ein offensichtlich lang gesuchter Dealer, "Der Sizilianer" genannt, wird gefasst, und ausgerechnet die unerfahrene Johanna soll auf ihn aufpassen. Doch der Mann entkommt, weil sie sich zwischendurch um ihren tschechischen Freund, den Polizisten Stani (Leonard Stirsky Hädler), kümmert. Weil sie danach vom tschechischen Chef zusammengefaltet wird ("Untauglich!"), flüchtet sie in die Nacht. Kurz darauf wird Johanna von Stani tot am Fuße eines Steinbruchs aufgefunden. Ein Unfall, sind die zuständigen Ermittler überzeugt. Doch Stani glaubt das nicht und bittet Grete um Hilfe, die nicht nur Johannas Patentante war, sondern auch deren großes Vorbild. Wenig später ist dann auch noch der Dealer tot, gestorben an einer Überdosis, obwohl er gar nicht abhängig war.

Der ORF-Landkrimi, der den recht ärgerlichen Titel "Zu neuen Ufern" trägt (wie der Zarah-Leander-Film von 1937), schlägt sich trotz des harten Stoffes eher auf die Seite des Humors. Es werden viele Lebensweisheiten verbreitet von fast allen Beteiligten. Besonders der "Käpt'n", ein alter Freund Gretes, bringt viel von seiner Erfahrung ein ("Der Freund des Seemanns ist der Leuchtturm", "Manchmal gibt es auf dem Meer Tag und Nacht zugleich"). Aber auch der stets so freundliche väterliche Polizeimeister Hans, gespielt vom aus "Donna Leon" bekannten Karl Fischer, ist für die Jüngeren eine Stütze mit all seiner Lebensphilosophie. Hartgesottene Krimi-Kenner werden sich natürlich fragen: Sollte der nette Opa am Ende gar der Täter sein?

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Traumziel Venedig

Früh wird nämlich klar, dass hier Polizisten in die Drogengeschäfte verwickelt sind und gerne mal was abzweigen von der kostbaren Fracht. Da ist es gut, dass Grete, die Ex-Kommissarin, erst einmal ihrer Spürnase vertraut und nicht irgendwelchen Vorurteilen hinterherrennt, wie sie etwa ihr junger Kollege Stani von jenseits der Grenze hat. Der hat einen Kollegen ins Auge gefasst und glaubt, sich ohne polizeiliche Befugnis an ihm rächen zu müssen. Andererseits kümmert er sich rührend um Grete, insbesondere um deren röchelnden Oldtimer, der schon nach der ersten Fahrt (die Lichtmaschine!) seinen Geist aufgegeben hat und im weiteren Verlauf immer wieder von Zufallsbekanntschaften angeschoben werden muss.

Aber auch ein nicht tot zu kriegender Podcast im Oldtimer nervt mit seiner Penetranz. Da hat Drehbuchautor und Regisseur Nikolaus Leytner den durchaus erwünschten Landkrimi-Humor überstrapaziert. Allzu inflationär wird die Esoterik des Podcasts ("Such' die Energie des Universums!") gegen die draußen vorüberziehende Hügelweite des Mühlviertels zwischen Donau und Böhmerwald eingesetzt. Wirklich schön ist aber die letzte Szene, wenn nach dem Showdown die überlebenden Ermittler, die jungen und die alten, über den "Moldau-Stausee" (Lipno) schippern, um endlich des Käpt'ns Traumziel Venedig anzusteuern. "Der Wind dreht sich!", wie der Alte ja schon zu Beginn des Krimis im Garten seines Pflegeheims sagte.

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