Das schweigende Klassenzimmer - Fr. 19.04. - 3sat: 20.15 Uhr

Eine Klasse für sich

17.04.2024 von SWYRL/Jasmin Herzog

Lars Kraume ist ein Meister seines Fachs. Mit seinem Film "Das schweigende Klassenzimmer" holt er den Zuschauer zurück in die DDR und erzählt eine Geschichte, die mitreißender nicht sein könnte.

Die DDR im Jahre 1956: Die beiden Schüler Theo (Leonard Scheicher) und Kurt (Tom Gramenz) schleichen sich bei einem Ausflug nach Westberlin ins Kino. Dort sehen sie in der Wochenschau Bilder vom Aufstand in Ungarn gegen die russische Besatzung. Zurück in Stalinstadt erfahren sie und ihre ganze Klasse von der blutigen Niederschlagung der Aufstände. Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen - einschließlich ihres Fußballidols Ferenc Puskás - so die Berichte. Kurzerhand beschließen die Jugendlichen, den nächsten Schultag mit Schweigen in Gedenken an die Opfer zu beginnen. Als die Schulbehörde davon erfährt, zieht das weitere Kreise, der Volksbildungsminister (Burghart Klausner) stempelt die Abiturienten als Konterrevolutionäre ab.

Schon nach wenigen Minuten drückt Lars Kraumes Film "Das schweigende Klassenzimmer", den 3sat nun als Wiederholung zeigt, ordentlich aufs Gemüt. Denn der Zuschauer sieht ungeschönt die drastischen Bilder des Aufstands in Ungarn. Schon zu Beginn wird klar, dass "Das schweigende Klassenzimmer" (2018) ein intensives Erlebnis werden wird. Selten hat man so einen dicht inszenierten Film zur jüngeren deutschen Geschichte gesehen.

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Kraume spielt mit Themen wie Pathos, Freiheit und Konflikt

Kraumes Talent, sich an historischen Tatsachen entlangzuhangeln, sich dabei aber genug Freiraum herauszunehmen, führt zu einer spannenden und dichten Erzählweise. Mitreißend wird die Geschichte der Schüler erzählt, ohne dass Kraume Erwartungen, die man vielleicht an einen Film mit DDR-Thematik hat, direkt und platt erfüllt. Er spielt mit Themen wie Pathos, Freiheit und Konflikt. Doch bewahrt er dabei, trotz humorvoller Einlagen zur Auflockerung, eine notwendige Ernsthaftigkeit.

Spannend innerhalb dieser Geschichte ist die Interaktion der Figuren. Ist der unpolitische Theo ein Pragmatiker aus einfachen Verhältnissen, so ist Kurt absolut von der Sache überzeugt - und das als Sohn eines Parteifunktionärs. Es prallen unterschiedliche Welten aufeinander. Vor allem die beiden Hauptcharaktere, authentisch und lebendig interpretiert von Leonard Scheicher und Tom Gramenz, überzeugen.

Aber auch die Nebenfiguren finden bis auf den leicht deplatziert wirkenden Edgar (Michael Gwisdek), der einfach zu oft die Rahmenbedingungen für diese Geschichte erklärt, allesamt ihren Platz im Geschehen. "Das schweigende Klassenzimmer" ist ein intensives Drama, das vor allem durch die hohe Erzählkunst von Lars Kraume und das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere glänzt.

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