Durchgeknallt!
Beim Eurovision Song Contest geht es in der Theorie um die Suche nach dem besten Song. Aber seien wir ehrlich: Am meisten Spaß macht der ESC immer dann, wenn es besonders bunt, schrill oder schräg wird. Wir erinnern an denkwürdige durchgeknallte ESC-Beiträge ...
© Oleg Nikishin/Epsilon/Getty ImagesDschinghis Khan (1979)
Exotisch, abenteuerlich und absolut Party-tauglich: Für den ESC 1979 in Jerusalem stellte Ralph Siegel die Gruppe Dschinghis Khan zusammen. Die wilde Horde, zu der auch Leslie Mandoki (vierter von links) gehörte, landete mit ihrem "Hu!Ha!"-Gesang immerhin auf Platz vier und taucht bis heute in fast jedem Eurovision-Best-of auf.
© Getty Images/Peter BischoffGuildo Horn (1998)
Guildo Horn in seiner Blütezeit, seine damalige Begleitband nannte er "Die Orthopädischen Strümpfe": Mancher befürchtete, Deutschland würde sich mit diesem Beitrag komplett lächerlich machen. Das war vielleicht auch so, damals 1998 in Birmingham. Aber genau dafür gab es eine Menge Sympathiepunkte: "Guildo hat euch lieb" landete auf einem durchaus respektablen siebten Platz!
© 1998 Getty Images/Peter BischoffStefan Raab (2000)
"The sensational Supersack of German television", so ließ Stefan Raab sich 2000 in Stockholm ankündigen, um dann ein völlig übertriebenes, aber eben doch großartiges Disco-Feuerwerk zu zünden. Der Text zu "Wadde Hadde Dudde Da", das erkannten auch Zuschauer ohne Deutsch-Kenntnisse, war ziemlich unsinnig. Am Ende durfte Raab sich trotzdem über einen starken fünften Platz freuen.
© Getty Images/Peter BischoffMichalis Rakintzis (2002)
Sie sahen aus wie Krieger aus einem Science-Fiction-Film und bewegten sich wie Roboter: Michalis Rakintzis (links) und seine Band, Griechenlands ESC-Vertreter 2002 in Tallinn, werden sich bei ihrer "S.A.G.A.P.O."-Performance schon irgendetwas gedacht haben. Aber was nur? Beim Zuschauer jedenfalls kam wenig an, Rakintzis landete auf Platz 17.
© Getty Images/Peter BischoffLordi (2006)
Monströse Gestalten wie aus einem Horrorfilm, harte Riffs und ein dröhnendes "Hard Rock Hallelujah": Lordi 2006 zum ESC nach Athen zu schicken, war an sich schon eine irrsinnige Idee. Umso erstaunlicher, dass sie für Finnland dann auch noch den Sieg holten. Der ESC ist eben immer auch für Überraschungen gut.
© Getty Images/Sean GallupLT United (2006)
Ein zusammengewürfelter Haufen litauischer Rock-Promis und ein Song, den viele Zuschauer als ziemlich anmaßend empfanden: LT United sangen 2006 in Athen immer wieder die Zeile "We are the winners of Eurovision". Im Halbfinale ernteten sie für ihr seltsames Sieger-Mantra noch Buh-Rufe, im Finale reichte es dann aber trotzdem für Platz sechs.
© Getty Images/Sean GallupScooch (2007)
Grelles Bühnenbild, schmissiger Dance-Pop: Scooch aus Großbritannien hatten viel von dem, was beim Eurovision Song Contest normalerweise gut funktioniert. Im Text zu "Flying The Flag" düsten sie kreuz und quer durch Europa, aber wo sie mit dieser Nummer hinwollten, war nicht klar. So landeten sie 2007 in Helsinki auch nur auf dem vorletzten Platz.
© Heikki Saukkomaa/AFP/Getty ImagesVerka Serduchka (2007)
Ein ESC-Act muss entweder richtig gut oder absolut bekloppt sein. Andrij Danylko aus der Ukraine entschied sich 2007 in Helsinki für Letzteres: Seine Kunstfigur Verka Serduchka wirkte wie von einem anderen Stern und das Publikum war begeistert von ihrer überdrehten Dance-Party. "Dance Lusha Tumbai" erreichte Platz zwei; Serduchka tauchte in den Folgejahren immer wieder beim ESC auf.
© Getty Images/Johannes SimonDustin the Turkey (2008)
Man hat schon viele schräge Vögel beim ESC gewinnen sehen, dachte man wohl in Irland, also wurde 2008 ein singender Truthahn nach Belgrad geschickt. Dustin the Turkey, eine Figur aus dem irischen Kinderfernsehen und sicher der plüschigste ESC-Beitrag aller Zeiten, schied mit "Douze Pointe Irlande" aber leider schon im Halbfinale aus.
© Dimitar Dilkoff/AFP/Getty ImagesGipsy.cz (2009)
Er sah aus wie ein Superheld, sang aber leider nicht so: Radoslav "Gipsy" Banga und seine Band Gipsy.cz verbanden 2009 in Moskau traditionelle Roma-Musik mit Rap-Elementen. Für den ESC war das im Ganzen vielleicht sogar etwas zu originell. Gipsy.cz aus Tschechien mussten nach einem Halbfinale mit null Punkten vorzeitig die Heimreise antreten.
© Oleg Nikishin/Epsilon/Getty ImagesJedward (2012)
Kostüme wie aus einer Autoscooter-Kulisse und ein Hauch doppeltes Lottchen: So betrat das irische Zwillings-Duo Jedward 2012 die Eurovision-Bühne in Baku. Man war regelrecht geblendet von all dem Gefunkel, leider reichte es aber doch nur zu Platz 19. Besser lief es ein Jahr zuvor in Düsseldorf, als Jedward immerhin noch auf Platz acht landeten.
© Vano Shlamov/AFP/Getty ImagesBuranovskiye Babushki (2012)
Sie schoben erst ein paar Brötchen in den Ofen, wackelten dann gemächlich über die Bühne - und dann wurde richtig abgetanzt: Mit "Party For Everybody" sangen sich die russischen Buranovskiye Babushki sofort in die Herzen des ESC-Publikums, das sie 2012 in Baku auf Platz zwei wählte. Ein großer Auftritt für die knuffigen Mütterchen, ein denkwürdiger ESC-Moment.
© Vyacheslav Oseledko/AFP/Getty ImagesWho See (2012)
Ein ausgefallenes Bühnenoutfit ist eigentlich immer gut. Wenn es aber so ausgefallen ist, dass die Zuschauer sich nicht mehr auf die Musik konzentrieren, ist es doch wieder schlecht. Der montenegrische Rap-Act Who See lieferte 2012 in Malmö eine qualitativ hochwertige Vorstellung, scheiterte mit "Igranka" aber trotzdem schon im Halbfinale.
© Janerik Henriksson/Scanpix/AFP/Getty ImagesCezar (2013)
Guter Sänger, gutes Endergebnis? Diese Rechnung geht beim ESC nur selten auf. Bestes Beispiel: Cezar, der 2013 in Schweden für Rumänien antrat. Der Opernsänger stand schon mit Stars wie Andrea Bocelli auf der Bühne, bot mit "It's My Life" jedoch eine recht befremdliche ESC-Performance. Mit Dracula-Kleid und hohem Countertenor-Gesang erreichte er nur Platz 13.
© AFP/Jessica Gow/Scanpix/Getty ImagesNetta (2018)
Sie kam, gackerte und siegte: Netta brachte mit "Toy" einen der unkonventionellsten ESC-Beiträge aller Zeiten auf die Bühne, war 2018 in Lissabon aber trotzdem konkurrenzlos und gewann mit riesigem Vorsprung. Die vielen Winkekatzen, die bekanntlich Glück bringen sollen, hätte sie gar nicht gebraucht.
© Pedro Gomes/Getty ImagesConan Osiris (2019)
Lag es an dem total aus der Zeit gefallenen Flossen-Outfit? Oder doch eher an seinem sperrigen und weitestgehend unmelodischen Song "Telemóveis"? So oder so, Conan Osiris (links) aus Portugal ging 2019 in Tel Aviv komplett baden, bereits nach dem Halbfinale war Schluss. Fast: Osiris erhielt hinterher noch den Barbara Dex Award, einen jährlich verliehenen Schmähpreis für das schlechteste Outfit.
© EBU / Thomas HansesSubwoofer (2022)
Was soll das? Wer war das? Subwoolfer drehten 2022 dem ESC-Publikum die lange Wolfsnase. Wer sich hinterm maskierten Eletropop-Mummenschanz verbirgt, bleibt ebenso rätselhaft wie die Bananenbotschaft des norwegischen Beitrags.
© 2022 Getty Images/Giorgio PerottinoLet 3 (2023)
Let 3 sind 2023 der schrägste Haufen beim ESC in Liverpool. Die kroatischen Punk-Veteranen boten einen Mix aus Dragshow und Militärparade, war "Mama ŠČ!" als Antikriegslied angekündigt, erinnerte aber an eine zufällige Aneinanderreihung von verschiedenen Soundfetzen und Stilrichtungen ist. Absolut schräg.
© Anthony Devlin/Getty ImagesPuuluup und 5Miinust (2024)
Der ungewöhnlich lange Songtitel aus Estland, der übersetzt so viel heißt wie "Wir wissen (wirklich) nichts über (diese) Drogen" klang schon leicht durchgeknallt, ihr Auftritt 2024 war es auch: Puuluup und 5Miinust zeigten sich als eine schräge Truppe mit schrägen Instrumente (unter anderem eine Pferdeschwanzhaarharfe) und einer verrückten Show.
© 2024 Getty Images/Martin Sylvest Andersen