Seit 25 Jahren im BR Fernsehen

"Wir versuchen gar nicht mehr, die Menschheit zu lieben": Wochenmagazin "quer" feiert Jubiläum

25.05.2023 von SWYRL/Elisa Eberle

Seit 25 Jahren beglückt Christoph Süß mit seinem satirischen Wochenmagazin "quer" das Publikum im BR-Fernsehen. Zum Jubiläum erwartet die Fans eine unterhaltsame Sendung mit vielen prominenten Gästen.

Es ist das bekannteste bayerische Fernsehmagazin: "quer" erreichte im vergangenen Jahr durchschnittlich 15,9 Prozent (660.000) der bayerischen Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer - ein neuer Bestwert. 2023 feiert das beliebte Wochenmagazin im BR Fernsehen Jubiläum. 25 Jahre nach der ersten Sendung am 26. Februar 1998, lädt Moderator Christoph Süß am Donnerstag, 25. Mai, um 20.15 Uhr, zu einer 90-minütigen Jubiläumsausgabe ins Münchner Lustspielhaus ein: Das Jubiläum sei "keine Gala, sondern eine Familienfeier", sagt der 55-Jährige, was eine pure Untertreibung ist angesichts der langen Liste prominenter Gratulanten.

Die Gäste der Aufzeichnung am Dienstagabend staunten nicht schlecht. Vom planlosen Wirtschaftsminister Robert Habeck über den erbosten Kleinstadtbürgermeister bis hin zum wie immer fabelhaft schwadronierenden Ex-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber ("ohne Spagatwurzel kein Bayern") - dank Wolfgang Krebs nehmen sie alle an der launig-kurzweiligen Sendung teil. Selbst Markus Söder, Ministerpräsident mit Königsambitionen, wird von dem Kabarettisten (standesgemäß begleitet vom "Imperial March") parodiert.

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Highlight: "Hubsi" Aiwanger

Ein absolutes Highlight ist aber Hubert Aiwanger (ebenfalls Wolfgang Krebs). Der Freie Wähler fordert: "Die Minderheit des alten weißen Mannes muss geschützt werden." Er bringt den tattrigen Rentner (dargestellt von Christoph Süß) zum Gendern ("Wegen Ihnen muss ich jetzt gendern, denn gendern und nicht gendern sind inzwischen beide politische Positionen"), und der Saal tobt.

Wie wohl die realen Großkopferten über diese Parodien denken? Versuche politischer Einflussnahme gab es, laut Süß, in 25 Jahren selten: "Am Anfang, als die CSU noch sehr mächtig war, sagten sie: 'Naja, die machen da was im Fernsehen, das ist a bissl lustig, des is uns wurscht", erinnert er sich. Inzwischen führe die Polarisierung der Gesellschaft allgemein dazu, "dass manche gleich in der Chefetage anrufen" und sich beschweren - mit weitreichenden Folgen: "Wir sind einen halben Tag damit beschäftigt", fährt Süß fort: "Das geht dann die Hierarchien runter, da müssen Statements geschrieben werden, und ich glaube: Diese Leute wissen, dass sie die Arbeit blockieren!"

25 Jahre ohne einen einzigen Ausfall

Nicht aufhalten lässt sich der ambitionierte Moderator von körperlichen Gebrechen: In 25 Jahren, so erzählte es Süß kürzlich in der Bayern-1-Radiosendung "Blaue Couch" (abrufbar in der ARD Audiothek), sei die Sendung kein einziges Mal ausgefallen. "Ich habe mal auf Theaterbühnen gewirkt", erklärt der Münchner im Gespräch mit Dominique Knoll: "Da bekommt man so ein Ethos mit: Man geht eigentlich nur dann nicht auf die Bühne, wenn man tot ist. Alles andere ist keine Entschuldigung."

Bis zum Tod möchte Süß im BR-Studio stehen, "dann macht der Bot weiter", erklärt er in der Jubiläumssendung der Kabarettistin Teresa Reichl (Jahrgang 1996), die "nahezu gleich alt" wie "quer" ist, und deshalb vergleichende Bilanz zieht - Peinlichkeiten inklusive. Weitere Gäste sind die Kabarettistin Eva Karl Faltermeier, die österreichische Investigativ-Journalistin Julia Ebner, die ihr Sachbuch "Massenradikalisierung" vorstellt, und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch. Für die musikalische Untermalung sorgen Matthias Well, Sohn von Michael Well, an der Geige und Andreas Hofmeir, bekannt durch LaBrassBanda, an der Tuba.

Bloß nicht zynisch werden!

Die eigentlichen Stars aber sind und bleiben Moderator Christoph Süß sowie die Menschen draußen in den Städten: Es ist erstaunlich, mit welcher Wandlungsfähigkeit Süß, den die BR-Redaktion nach eigenen Angaben einst zufällig durch ein Casting-Video einer Werbeagentur entdeckte, in die unterschiedlichen Rollen - vom tattrigen Rentner über das trojanische Orakel Kassandra bis zum Märchenkönig Ludwig II. - schlüpft.

Und die Bürgerinnen und Bürger? Die sind mit ihren teils verrückten Ideen ohnehin das Herzstück des Wochenmagazins: "quer" habe Bürgerinitiativen groß gemacht, sagt Süß: gegen Froschlärm, gegen ein Amazon-Lager, gegen Windräder, gegen den Feldhamster ...

Ob er bei all dem Irrsinn nicht manchmal den Glauben in die Menschheit verliere? - "Es ist schwierig", gesteht der einstige Philosophie-Student: "Je mehr man lernt, desto schwieriger wird es, die These aufrechtzuerhalten, dass die Menschheit insgesamt aus netten Leuten besteht." Das wichtigste sei, nicht zynisch zu werden: "Wir versuchen gar nicht mehr, die Menschheit zu lieben, sondern unser Publikum wertzuschätzen und das funktioniert." Hoffentlich noch weitere 25 Jahre.

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