"Wohnung verzweifelt gesucht"

"Liegt es an der Hautfarbe?": Vermieter gehen Ex-"Bachelor" in TV-Doku in die Falle

18.05.2022 von SWYRL/Bettina Friemel

Woran liegt es, dass immer mehr Menschen so lange nach einer Wohnung suchen? Wie kann ich einen Vermieter von mir überzeugen? Und spielt die Herkunft eine Rolle? Auf letztere Frage liefert Ex-"Bachelor"-Jan Kralitschka in seiner neuen RTL-Sendung die traurige Antwort: leider ja.

In Deutschland herrscht Wohnungsmangel, vor allem in den Großstädten. Verteilte Jan Kralitschka 2013 als RTL-"Bachelor" noch fleißig Rosen, hilft er jetzt als Anwalt für Mietrecht verzweifelten Wohnungssuchenden, endlich eine akzeptable, bezahlbare Unterkunft zu finden. "Wohnung verzweifelt gesucht" lautete der programmatische Titel der Doku, die RTL am Dienstagabend erstmalig aussrahlte.

Problemfall eins ist Anika Kluge. Sie steckt in der misslichen Lage, eineinhalb Jahre nach der Trennung noch immer die Dreizimmerwohnung mit ihrem Ex-Freund teilen zu müssen. Kurz nach der Trennung erkrankte die kleine Tochter Pia an Leukämie und sollte nicht aus dem gewohnten Umfeld gerissen werden. Seitdem hat Anika Kluge kein Glück auf dem Mietmarkt, außerdem stellt sich ihr Ex quer und will sie weiterhin an den Mietvertrag binden.

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80-mal beworben, nur zehnmal eingeladen

"Beworben habe ich mich für 80 Wohnungen, eingeladen wurde ich nur zu zehn", klagt die Einzelhandelskauffrau aus Berlin ihr Leid. Kralitschka zeigt Verständnis: "Frau Kluge hat es doppelt schwer, weil es kommt auch noch hinzu, dass sie nicht zur Arbeit gehen kann. Sie kriegt 70 Prozent ihres Bruttolohns als Krankengeld." Und zwar für die Tochter.

Für Vermieter klingt das wenig verlockend. "Bei der Bewerbungsmappe von Frau Kluge wird besonders deutlich, wie wichtig es ist, dass man auf einen Einzelfallbezug hinweisen muss." Sprich: die persönliche Situation mit dem kranken Kind beschreiben. Der Tipp hilft, doch dann ändert sich alles: Anika Kluge bleibt mit ihrer Tochter in der bisherigen Wohnung, ihr Ex zieht aus.

"Könnte es an der Hautfarbe oder an den afrikanisch klingenden Namen liegen?"

Problemfall zwei macht Kralitschka zutiefst betroffen: Diskriminierung bei der Wohnungssuche - ist das wirklich in Deutschland so häufig der Fall? Bei Familie Kimani aus Hamburg verdichtet sich der traurige Verdacht. Ruth und Kelvin Kimani stammen aus Kenia, leben seit 2013 in Deutschland und suchen seit drei Jahren erfolglos nach einer größeren Wohnung. Die derzeitige Wohnsituation auf 40 Quadratmetern im Keller mit Bad auf dem Gemeinschaftsflur ist für das Ehepaar und die kleine Tochter Eliana nicht mehr tragbar. Obendrein ist das zweite Kind unterwegs.

Doch ohne Nennung von Gründen bekommt die Familie eine Absage nach der nächsten, dabei arbeiten beide im Pflegebereich und könnten sich für 2.900 Euro im Monat durchaus eine schicke Wohnung leisten. Kratlischka wundert sich: "Ist der Wohnungsmarkt tatsächlich so überfüllt, dass man mit diesem großzügigen Budget seit drei Jahren erfolglos sucht? Oder - man traut es sich gar nicht zu sagen - könnte es an der Hautfarbe oder an den afrikanisch klingenden Namen liegen?"

Testing bestätigt Diskriminierung

Um das herauszufinden, führt der Anwalt ein sogenanntes Testing durch: Er bewirbt sich mit den Unterlagen der Kimanis unter deren echtem Namen auf 60 Wohnungen. Kurz danach schickt er exakt dieselben Unterlagen unter dem deutschklingenden Namen Ramona Schulze und mit dem Foto einer blonden Redaktionsmitarbeiterin los. Das Ergebnis ist erschütternd: Für die falsche Ramona Schulze kommen insgesamt zwölf Rückmeldungen. Bei sechs dieser Absender haben die Kimanis parallel keine Rückmeldung bekommen, wurden abgelehnt oder zu einem späteren Besichtigungstermin eingeladen. Vorfälle, "die man durchaus einordnen kann als diskriminierend", wie der Mietrechtsexperte findet.

Kralitschka ist fassungslos: "Ich hätte nicht gedacht, dass Diskriminierung überhaupt noch ein Thema ist." Er konfrontiert Ruth Kimani mit den ablehnenden Rückmeldungen. "Es macht mich traurig", seufzt sie. "Ich und meine Familie haben uns so integriert, dass wir alles machen, was man machen muss. Und deswegen erwarten wir bei so etwas Gleichbehandlung." Eine Klage auf Schadensersatz lehnt sie ab.

Persönliche Bescheinigung hilft bei der Wohnungssuche

Vielleicht hilft eine persönliche Bescheinigung der bisherigen Vermieterin: "Es sind beides sehr liebe Leute und fleißig und sauber. Ich kann es mir nicht erklären, weil bessere Mieter kann man ja gar nicht haben." Tatsächlich ist genau das der Grund, warum die Kimanis am Ende doch noch rechtzeitig vor der Geburt eine geräumige Wohnung außerhalb von Hamburg finden.

Für andere verzweifelte Wohnungssuchende hat Jan Kralitschka folgende Tipps: Die Schufa-Auskunft muss vollständig sein, ebenfalls wichtig ist eine Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. Wer in der Stadt nichts findet, schaut sich auf dem Land um. Außerdem schadet es nicht, wenn sich die Bewerbungsunterlagen von der breiten Masse absetzen. Denn letzten Endes entscheiden Solvenz und Sympathie darüber, wem ein Vermieter eine Wohnung überlässt.

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