Wetten, dass..?
"Ich fahre mit dem Bagger in den Sonnenuntergang." Mit diesen Worten leitet Thomas Gottschalk um 23.18 Uhr seinen endgültigen Abschied von "Wetten, dass ..?" ein. "Wir hatten doch ne schöne Zeit, oder?", sagt er dann und: "35 Jahre, das ist ja Wahnsinn." Dann kommt tatsächlich das Ende. Und auch wenn's schön war mit ihm, es ist wirklich besser so.
© ZDF / Sascha BaumannWetten, dass
Die "Gottschalk-Dämmerung" beginnt mit einer Anmoderation von Frank Elstner, dem Mann, der "Wetten, dass..?" erfand ("Wir verabschieden heute eine Legende") und einer zweiminütigen Standing Ovation in der Baden-Arena von Offenburg. "Danke, Danke, das reicht, ihr seid ja verrückt, Mensch", dankt Gottschalk, aber: "Das ist hier keine öffentliche Grablegung."
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Es solle lustig werden, meint der in Kardinalrot gewandete Moderator und kalauert gleich "Ich kann ja nix dafür, dass Sie die beste Zeit ihres Lebens mit mir verbracht haben." Für Michelle Hunziker, die nicht dabei ist, gibt's einen uncharmanten Seitenhieb: "Bei den Reality-Shows in den benachbarten Sendern kommt man auch ohne Nebenfiguren aus."
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Der erste Gast ist Matthias Schweighöfer. Der macht Werbung für seinen Milli-Vanilli-Film, in dem er den Produzenten Frank Farian spielt. Später wird Gottschalk den Schauspielstar auch als "Frank Farian" verabschieden. Zunächst aber verwechselt er ihn mit einem Gast, der später noch kommen wird und nennt Schweighöfer "Matthias Schweinsteiger".
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Horst Freckmann ist Hühnerzüchter aus dem Ruhrpott und will 50 Hähne an ihrem Hahnenschrei erkennen. Und das tut er auch, identifiziert unter anderem "Otto Waalkes" (Ayan Ketawa), "Hermann, den Dritten" und "Käthe 1" (Kosovo-Langkräher), bei dessen Geröchel Wettpate Schweinst.. äh, Schweighöfer vor Lachen fast gackernd vom Stuhl fällt. Aber: Wette gewonnen!
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Im Publikum blitzen Frauenaugen, wie sie es vor 30 Jahren als Mädchenaugen taten: Take That (von links: Howard Donald, Gary Barlow, Mark Owen) singen ihre neue Single - und als Zugabe - einen alten Hit: "Back For Good". Darin heißt's: "Now it's time for me to give up" - "Für mich ist's Zeit, aufzugeben". Der Wohlfühl-Soundtrack zum Thommy-Abschied.
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Als nächste Gäste erscheinen Ana Ivanović und ihr Gatte Bastian Schweinsteiger. Letzterer ist eine Kick-Legende, die jeder kennt. Weniger Uwe Bein, meint Gottschalk. "Oder Lars Riedle". Den kann - als ehemaligen Weltmeister - wirklich niemand kennen, den gibt's nicht. Sondern nur "Kalle Riedle"! Peinlich. Social Media lacht, es fällt sogar sport1.de auf.
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Es geht weiter: Wäre Offenburg, wegen des tollen Publikums, nicht ein guter EM-Spielort, meint Gottschalk. Schwierig, denn das größte Stadion dort fasst höchstens 2.500 Leute. Als Gottschalk Ivanović fragt, ob sie beim WM-Trubel 2014 nicht eifersüchtig gewesen sei, sagt sie artig nein. "Basti" windet sich: "Da haben wir uns noch gar nicht gekannt."
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Felix Mayr ist 14 und zwar im Rollstuhl, aber ein Ass auf dem Skateboard - im Handstand! Während der Fahrt will er zehn Kaubonbons in Colaflaschen schnippen - mit der Kante seines Helms. Gleich auf der ersten Strecke versenkt er vier von fünf, dann aber hat er weniger Glück. Am Ende schafft er "nur" sieben, flucht "Des gibt's doch nicht - Schei..e!"
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"Felix, du bist der Wahnsinn", lobt Matthias Schweighöfer. Und als sich "Onkel Thommy" neben dem kleinen großen Österreicher in die "stabile Seitenhocke" begibt, leuchten die Augen wieder: Denn er bekommt von Gottschalk einen Ausflug zum Formel-1-Rennen auf dem Red Bull Ring geschenkt, inklusive Besuch im Fahrerlager. "Danke, Danke", ist Felix begeistert.
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Bei der traditionell obligatorischen Tierwette schafft es Amie, die kleine Münsterländer-Dame von Frauchen Michaela Franke, zwölf Zahlen, die in englischer Sprache vorgelesen werden, richtig zu erkennen und mit der Schnauze anzustupsen. "Hör mir auf mit dem Gewinsel", rügt Gottschalk den Hund im Scherz. "Das hat früher mein Vater zu mir gesagt."
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Take That, die Paten der gewonnenen Tierwette, leisten ihren Wetteinsatz trotzdem. Sie machen Zuckerwatte und verteilen das klebrige Süßgut ans Publikum. Danach müssen sie zum Flieger. "Ihr wollt Helene Fischer gar nicht treffen?", fragt Gottschalk. Barlow: "Wir waren doch schon in ihrer Show." Owen sagt zum Abschied: "Thommy, wir werden dich vermissen."
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Und dann sind sie da: Das derzeit angesagteste Girl-Duo gibt sich die Ehre. Helene Fischer (links) und Shirin David präsentieren ihre Neu-Interpretation von Helenes Top-Hit "Atemlos" und sich in sexy Klamotten und lasziven Posen. Fehlt eigentlich nur noch der Zungenkuss wie damals zwischen Pop-Königin Madonna und ihren Prinzessinnen Britney und Xtina.
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Stefanie Stappenbeck und Jan Josef Liefers promoten die neueste Folge der "Vernau"-Krimireihe und bringen endlich Schwung auf die doch recht unentspannte Couch. Liefers hat ein Schmankerl mitgebracht: ein Gruß-Video der Rolling Stones! Mick Jagger, Keith Richards und Ron Wood bedauern, dass sie es "leider nicht zu deiner letzten Show geschafft haben".
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Im schweizerischen Stans findet die Außenwette statt. Hier soll ein 30 Jahre Alter "Fluch" abgeschüttelt werden, wie Moderatorin Hazel Brugger meint: Acht starke Männer wollen einen sieben Tonnen schweren Wagen der Drahtseilbahn in zwei Minuten zehn Meter weit bergauf ziehen. Das klappte 1993 um wenige Zentimeter nicht.
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"Es ist vollbracht!", jubelt Brugger, als die Power-Crew den Waggon erfolgreich ins Ziel zieht. "Stans kann wieder ruhig schlafen!" Wie geht's wieder runter, will Schweinsteiger wissen. Gottschalk: "In der Schweiz geht's von alleine bergab. In Deutschland brauchen wir die Hilfe der Politik, damit's bergab geht." Da raunt die ganze Halle!
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Fischer und David haben sich umgezogen, Shirin erscheint farblich im Partnerlook zu Gottschalk. Verbal ist davon nichts zu spüren. Sie liefern sich ein kleines Battle über Feminismus ("Als Feministin kann man gut aussehen, klug und eloquent sein"), Opern-Vorlieben und die Bedeutung von Influencern. Gottschalk: "Ich versteh Influencer immer noch nicht."
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In der Weihnachtsshow von Helene Fischer wird auch Shirin David auftreten. Und Gottschalk Thema sein. Denn Michelle Chevalier und Antonia Fleig verloren ihre Gabelstapler-Wette. Deshalb muss Wettpatin Fischer während ihrer Show drei Sätze unterbringen. Darunter: 1. Schade, dass der Gottschalk das nicht mehr macht. 2. Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gerne.
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Dann ist sie da. Die Legende: Cher. Und damit endlich eine Generationskollegin von Gottschalk. Der ist 73. Cher ist 77, sieht allerdings 30 Jahre jünger aus. Sie singt ihre neue Single "DJ Play Me A Christmas Song" mit viel Autotune und wenig Live-Stimme und empfängt Gottschalk danach mit den Worten: "Ich habe dich vermisst, ich bin ein großer Fan von dir."
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Gottschalk ist weniger charmant. "Cher war öfter da als Helene, sie ist aber auch schon länger unterwegs" erzeugt erneutes Raunen. Wie auch die Leistung von Julia Reichert, die 216 Wetten anhand von Strichcodes erkennt, zu denen die Videos umgerechnet wurden. Sie wird mit 32 Prozent der Zuschauerstimmen zur Wettkönigin und kassiert 50.000 Euro.
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Stefanie Stappenbeck und Jan Josef Liefers müssen den alten Sonny-und-Cher-Hit "I Got You, Babe" singen, weil Liefers (Stappenbeck: "Er hat's verkackt!") an den Seilziehern zweifelte. Cher trägt die Version mit Fassung, klatscht und singt am Ende sogar ein bisschen mit. Liefers: "Wir haben gespielt, Cher hat gelächelt, mein Tag ist gerettet."
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Obwohl Liefers den Refrain von "I Got You Babe" in "We got you, Thommy! We'll miss you, Thommy! Don't go, Thommy!" umdichtet, naht der Abschied. Er gehe, sagt Gottschalk, damit man ihm nicht irgendwann seine Gäste erklären müsse. Und: "Bevor ich Shitstorms kassiere, weil ich laber, labere ich lieber nicht mehr." Das Publikum feiert mit "Thommy"-Sprechchören.
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Gottschalk dankt Frank Elstner, "dem ich alles zu verdanken habe. Er war der Vater von 'Wetten dass..?' und wie ein Vater zu mir." Elstner seinerseits dankt Gottschalk, "dass du so lange durchgehalten hast". Dann gibt es ein Novum: eine Umarmung von Elstner. Der stellt Gottschalk dann ein ganz besonderes "Taxi" für den endgültigen Abschied. Einen Bagger!
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Thomas Gottschalk wird "abgebaggert". Sein "Supernasen"- und Podcast-Partner Mike Krüger chauffiert. Auf erhobener Schaufel fährt Gottschalk über den Köpfen des Publikums aus der Halle. "Mike fährt mich mit dem Bagger in den Sonnenuntergang. Davon habe ich immer geträumt." Er sagt "Danke schön, servus und ciao, ciao", grüßt seine Schwester und Nichte.
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Dann ist er weg, der Thommy. Während des Abspanns läuft ein "Schräg of" mit Szenen (und schrägen Outfits) aus all den Gottschalk-Jahren. "Das ist kein trauriges Ereignis", sagt Gottschalk kurz vor Schluss. "Mein Leben geht weiter. Es gibt nun wichtigere Dinge als Samstagabend." Die größte Sensation zum Schluss: Gottschalk hat nur fünf Minuten überzogen.
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Fazit? Gottschalk ist eine Show-Ikone, das wird ihm niemand nehmen. Aber nun ist es gut. Er scheint es selbst zu wissen, den ganz großen Spaß strahlte er nicht aus. Auch nicht dem ZDF gegenüber. Was wohl die Aftershow-Party bringe, wurde er gefragt. Gottschalk, ironisch erhaben: "ZDF-typisch gibt's sicher Bier und Currywurst. Sicher keinen Champagner."
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