Polizeiruf 110: Tod einer Toten - So. 20.09. - ARD: 20.15 Uhr

Totgesagte sterben früher

13.09.2020 von SWYRL/Maximilian Haase

Im Magdeburger "Polizeiruf 110: Tod einer Toten" wird eine Frau ermordet, die schon seit Jahren als tot galt. Es entspinnt sich eine düstere Kriminalgeschichte um Drogensucht, Rauschgifthandel und zerrüttete Familien.

Dass Totgesagte angeblich länger leben, weiß der Volksmund. Dass Ausnahmen die Regel bestätigen, ebenso. So ist einfach zu erklären, warum im aktuellen "Polizeiruf 110" aus Magdeburg eine seit Jahren für tot erklärte Frau plötzlich doch wieder auftaucht - allerdings abermals als Leiche. "Tod einer Toten" lautet folgerichtig der Titel des düster inszenierten Krimis, dessen Regisseur David Nawrath auch das Drehbuch mitverfasste. Zwischen der trostlos daherkommenden Abgeschiedenheit der Bauernhöfe und Wälder außerhalb und der nicht minder freudlosen Junkieszene der Stadt schafft der Film einen Spagat, der latent bedrohliche Stimmung erzeugt.

Das beginnt schon mit den unerbittlichen Leichenbildern: Die junge Frau, die man tot am Waldrand findet, wird aus jeder Perpektive beleuchtet - vor Ort und auf dem Leichentisch. Nachvollziehbar erscheint das deshalb, weil sich viel um ihre Identität dreht: Identifiziert als Jessica Mannfeld (Johanna Polley), die man per Kopfschuss regelrecht hingerichtet hat, sorgt die Tote bald für große Rätsel bei Ermittlerin Brasch (gewohnt fantastisch: Claudia Michelsen). Die Kommissarin entdeckt nahe des Fundorts ein schweigendes kleines Mädchen (Madeleine Tanfal), das sie für die Tochter der Ermordeten hält. Und nach dem Gespräch mit dem Vater der Toten wird klar: Jessica soll angeblich vor Jahren gemeinsam mit ihrem Freund Alex Zapf (Ben Münchow) bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein.

Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Drogenhandel als Hintergrundrauschen

Bei allen Beteiligten sorgt der Fall für Verwirrung, allen voran bei Vater Werner Mannfeld (Christian Kuchenbuch), der zwischendurch hochirritiert sogar leugnet, dass dort tatsächlich seine Tochter auf dem Leichentisch liegt. Zumal das Verhältnis zwischen ihr und dem auf einem Bauernhof lebenden Vater kein gutes war: Jessica war drogenabhängig, wie sich bald herausstellt, trieb sich in der Rauschgiftszene herum. War das der Grund, warum sie ihren Tod vortäuschte? War sie gemeinsam mit Alex Zapf, dem Vater des Kindes, auf der Flucht?

Und dann wäre da ja noch Kriminalrat Lemp, der schon am Anfang des Films eine entscheidende Szene beobachtet: In der Nacht der Tat hielt er sich nahe des Tatorts auf und fuhr einen Mann an - dies allerdings angetrunken, weshalb der von Felix Vörtler herrlich mürrisch verkörperte Ermittler seinen Führerschein abgeben musste und fortan wie ein etwas unzuverlässiger Zeuge behandelt wird. Immerhin: Es kommt heraus, dass es sich bei dem Angefahrenen um Alex Zapf handelte, der ebenfalls einst seinen Tod vortäuschte.

Ob Zapf jedoch etwas mit dem Mord an Jessica zu tun hat oder selbst vor einem Täter auf der Flucht war, stellt die Ermittler vor große Fragen. Die Verknüpfung der Geschichte mit dem organisierten Rauschgifthandel erscheint dabei - trotz detailreicher Drehbuch-Recherche und Einbeziehung des Rauschgiftsdezernats - lediglich wie ein Hintergrundrauschen. Im Vordergrund des spannenden Krimis steht, wie so oft, die zerrüttete Geschichte einer Familie.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL