Tatort: Letzter Ausflug Schauinsland - Mo. 20.05. - ARD: 20.15 Uhr

Tobler und Berg in der Psychiatrie

13.05.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Im "Tatort: Letzter Ausflug Schauinsland" untersuchen Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) den Tod einer Psychologin, die als Gutachterin in einer forensischen Psychiatrie arbeitete. Dort müssen die Schwarzwald-Ermittler Geheimnisse von Patienten, Pflegern und Therapeuten ergründen.

Psychologin Lisa Schieblon liegt erdrosselt im Kofferraum ihres Wagens. Als Gutachterin hatte sie zuletzt mehrfach Hansi Pagel (Rüdiger Klink) untersucht, den Insassen einer forensischen Psychiatrie im Schwarzwald. Dort sitzt der Mann seit Jahren wegen Gewalt gegen seine Ehefrau (Angelika Richter) sowie die beiden - fast - erwachsenen Kinder (Lara Koller, Anton Dreger) ein. Die Ermittler Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) versuchen im "Tatort: Letzter Ausflug Schauinsland" mehr zu erfahren über den letzten Job der getöteten Gutachterin. Dabei lernen sie mit deren Patienten Hansi Pagel einen Mann kennen, der einerseits sehr charmant sein kann, andererseits jedoch zu Gewaltausbrüchen neigt. Pagel jedoch kann als Häftling seine Gutachterin nicht ermordet haben, oder doch?

Im Gespräch mit der Klinikleitung, dem verhaltenen Chef Dr. Günnewig (Falilou Seck) und seiner Oberärztin Gisela Tausendleben (Ulrike Arnold), versuchen Tobler und Berg herauszufinden, wer in der Klinik wie tickt und wer vielleicht nicht alles sagt, was er oder sie weiß.

Da wäre zum einen Hansi Pagels psychotischer Zimmergenosse Milan (Bekim Latifi), der sich von einer großen Echse bedroht sieht. Oder auch Pfleger Matthias (Christoph Glaubacker), der eine wichtige Kontaktperson für die Patienten darstellt. Je länger die Schwarzwald-Ermittler die Psychiatrie und das Umfeld der Familie Pagel untersuchen, desto mehr offenbaren sich die wahren Beziehungen zwischen dem Personal des neuen Schwarzwald-"Tatorts".

Parallel zum Fall erfährt man auch Neues über Ermittler Friedemann Berg, der nebenbei den elterlichen Hof als Teilzeitbauer bewirtschaftet. Weil es bei Berg durchs Dach regnet, ist der sensible Kommissar auf der Suche nach seltenen Ziegeln. Und weil Fachkräfte dieser Tage bekanntlich rar sind, muss er selber aufs Dach, um seine Bude wieder trocken zu bekommen. Wobei ihm Freundin und Kollegin Tobler hilft - natürlich nicht, ohne ein paar Familiengeheimnisse zu erfahren.

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Keine Zeit für Naschteller-Zubreitung im letzten Drittel

Lange Zeit verläuft der Krimi von Autorin Stefanie Veith (2024 Grimme-Preis-nominiert für die ZDFneo-Serie "Der Schatten") in ruhigen Bahnen: Die Ermittler führen Gespräche in der Psychiatrie und mit den Angehörigen des wie auch immer verdächtigen Hansi Pagel. Langweilig ist dieses Ergründen von Charakteren und Motiven jedoch keineswegs - weil Figuren und Dialoge präzise geschrieben sind und die aufmerksame Regie von Stefan Krohmer ihr Personal - im wahrsten Sinne des Wortes - gut beobachtet. Auf diese Weise kann auch ein klassischer Krimi immer noch faszinieren. Dann nämlich, wenn die abgelieferte Qualität aller Gewerke - viele eher unbekannte Theaterschauspieler sind hier am Werk - so stark ist wie hier.

Im letzten Drittel des Films sollte man sich anschnallen und keineswegs das Fernsehzimmer verlassen, um sich einen Naschteller zuzubereiten. Hier gerät die Handlung atemberaubend wendungsreich - und das ganz ohne konstruierte Thrillermomente, sodass man beim Zuschauen fast schon in eine Achterbahn des Denkens verfrachtet wird. Einen Qualitäts-Schiffbruch erleidet Tobler und Bergs Psychiatrie-Fall im furiosen Finale aber keineswegs. Eher wird er durch seinen Tempowechsel und die überraschenden Wendungen nur noch packender und stimmiger.

Wem der charmant-bedrohliche Baden-Dialekt-Sprecher Hansi Pagel irgendwie bekannt vorkommt: Er wird gespielt vom 1971 in Karlsruhe geborene Schauspieler Rüdiger Klink. Der verkörperte vor zehn Jahren im viel beachteten True Crime- und Justizirrtums-Drama "Unter Anklage: Der Fall Harry Wörz" die Titelfigur. Auch im neuen "Tatort" liefert Klink wieder starkes Schauspiel ab. Ebenso zu erwähnen sind die subtile Darstellung der Oberärztin Gisela Tausendleben, deren Schauspielerin Ulrike Arnold am Staatstheater Nürnberg im Ensemble arbeitet oder auch der starke Part von Rüdiger Klinks Ex-Frau Andrea, deren Schauspielerin Angelika Richter "Stromberg"-Fans noch als "graue Büromaus" Nicole Rückert in Erinnerung sein könnte. Insgesamt mal wieder ein fein geschriebener und ebenso gespielter "Tatort" aus dem fast immer lohnenden Südwest-Revier.

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