Axel Milberg als Amnesie-Kommissar

"Tatort: Borowski und die große Wut": Diese Kommissare ermittelten im Krankenhaus

07.05.2023 von SWYRL/Eric Leimann

Im "Tatort: Borowski und die große Wut" erlitt Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) ein lebensgefährliches Schädel-Hirn-Trauma und ermittelte halb im Delirium. Ein ungewöhnliches Krimi-Setting, aber eines, das durchaus prominente Vorbilder hat.

Die Drehbuchautoren Eva Zahn und Volker A. Zahn sollten für den "Tatort: Borowski und die große Wut" eine Geschichte erfinden, in der Borowski einen Fall ausschließlich am Telefon löst. Das war schon mal eine schöne Idee! Doch das renommierte Drehbuch-Ehepaar Zahn - zuletzt schrieben sie den melancholischen Kölner "Tatort: Abbruchkante" - ging noch einen Schritt weiter: Borowski, der Mann am Telefon, "funktioniert" nicht im normalen Ermittler-Modus. Seine Wahrnehmung und sein Denken sind durch eine schwere Kopfverletzung gestört, verändert.

Doch in jedem Handicap liegt bekanntlich auch eine Chance. Und so geraten Borowskis Telefonate mit einer potenziellen Täterin zu seinem sehr besonderen, ja manchmal fast liebevollen Psychoduell. "Borowski und die große Wut" war ein starker Krankenhaus-"Tatort", aber bei weitem nicht der einzige in der Geschichte des ARD-Sonntagabendkrimis. Wie wurde das spannende "Setting" Klinik zuvor genutzt?

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Worum ging es?

Der Beginn des Krimis wirkt wie eine Reihe loser Erinnerungs-Flashbacks: Eine junge Mutter wird auf einer belebten Promenade an der Kieler Förde vor einen LKW gestoßen. In der nächsten Szene schleicht Borowski um ein kleinbürgerliches Haus herum. Eine Ermittlung? Doch dann schon wieder ein "Cut". Borowski wird mit schwerer Kopfverletzung vor einer Klinik gefunden.

Seine Kollegen Mila Sahin (Almila Bagriacik) und Roland Schladitz (Thomas Kügel) erfahren, dass Borowski mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma in Lebensgefahr schwebt. Auf seinem halb kaputten Handy erhält der Amnesie-Kommissar nun seltsame Anrufe eines kleinen Mädchens und dessen großen Schwester, die sie entführt hat. Bald wird klar, dass es sich bei der Älteren um Celina (Caroline Cousin) handelt, die der Kommissar in der laufenden Ermittlungen befragt hatte - und die nun eine seltsame Verbindung zum angeschlagenen Borowski zu spüren glaubt.

Worum ging es wirklich?

Endlich mal eine Ermittlung, die anders abläuft als gewohnt. Und damit ist nicht nur das "Telefon-Ding" gemeint, sondern auch die Tatsache, dass der in Wahrnehmung und Denken "gestörte" Kommissar im Dialog mit einer ebenfalls psychisch labilen Täterin andere Talente einsetzt, als üblich. Autorin Eva Zahn dazu: "Wir haben immer mehr Freude an diesem Ansatz gefunden, Borowski 'beschädigt' zu zeigen. Unser Held ist selbst traumatisiert, das macht ihn extrem sensibel, es macht ihn anfällig und schwach. Und aus dieser Schwäche heraus muss er eine neue Stärke entwickeln, um ermitteln zu können."

Dass der gewagte Ansatz funktioniert, liegt auch am 2025 aus dem Amt scheidenden Axel Milberg. Denn wer könnte eine solch wunderliche Ermittlung besser spielen als der 66-jährige gebürtige Kieler, dem das Skurrile schon immer am Herzen lag?

Wer war Borowskis junge "Gegenspielerin"?

In der Rolle der psychisch labilen Celina, gleichzeitig traumatisiertes Opfer und Täterin, dürfte die im Jahr 2000 in Berlin geborene Caroline Cousin sich ins Gedächtnis von Zuschauerinnen und Zuschauer eingebrannt haben. Und das, obwohl es die derzeit beim Düsseldorfer Schauspielhaus aktive junge Frau aufgrund der Machart des "Tatorts" enorm schwer hatte. Lange Zeit hört man nur ihre Stimme am Telefon, später ist sie über kurze Smartphone-Video-Schnipsel zu sehen.

Dass Cousin dennoch eine so präsente Figur erschafft, beeindruckt. Skurrilerweise ist sie bereits in der folgenden Woche im Schwarzwälder "Tatort: Das geheime Leben unserer Kinder" schon wieder in einer größeren Rolle zu sehen. Dann übrigens in voller Gestalt - und die ist mit 1,78 Meter ebenfalls ... groß.

Welche anderen "Tatort" und "Polizeiruf"-Kommissare ermittelten im Krankenhaus?

Ein "Psychokrimi" wie "Borowski und die große Wut" hätte in den alten Tagen des "Tatorts" das Publikum wohl ziemlich verstört, doch bereits 1978 spielte eine Folge des Krimiklassikers in einer Klinik. Im österreichischen Beitrag "Tatort: Mord im Krankenhaus" liegt Oberinspektor Marek (Fritz Eckhardt, der auch das Drehbuch schrieb) wegen einer Magen-OP in einem Wiener Spital. Plötzlich verschwindet der Patient neben ihm spurlos, auch hier hat der Kommissar mit seiner Post-OP-Amnesie zu tun.

Bei vollem Bewusstsein ermittelten hingegen Freddy Schenk (Dietmar Bär) als Pflege-Hilfskraft getarnt im Kölner "Tatort: Rabenherz" (2009) und Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) im Münsteraner "Tatort: Mord ist die beste Medizin" (2014), in dem er sich nach einer Selbstdiagnose wegen Leberkrebsverdachts einliefern lässt - und dort natürlich in einem anderen Kriminalfall aktiv wird. Am nächsten kommt der neue Borowski-Fall jedoch Matthias Brandts Auftritt im "Polizeiruf 110: Fieber" (2012), in dem der Kommissar schwer auf Morphium halluzinierend am Tropf durch Krankenhausflure trottet - und ermittelt. Ein Krimi, der manche begeisterte - und andere wütend machte.

Wie geht es beim Kieler "Tatort" weiter?

Im März hat Axel Milberg das Ende seiner Figur Klaus Borowski für 2025 verkündet. Dann wird der Schauspieler, heute 66, nach mehr als 20 Jahren einen Schlussstrich unter seine Paraderolle ziehen. Vorher gilt es erst mal, einen sehr besonderen Nord-Schauplatz zu bespielen - auf dem größten Heavy Metal-Festival der Welt: "Borowski und das unschuldige Kind von Wacken" heißt im Herbst 2023 der nächste Fall von Borowski und Sahin, deren Schauspielerin Almila Bagriacik gerade ihr erstes Kind erwartet.

Dass der Nachschub an Fällen aufgrund von Babypausen und Rente abbricht, ist dennoch nicht zu erwarten, denn die fleißigen Nord-Ermittler haben - neben dem Wacken-Fall - bereits zwei weitere Filme abgedreht: "Borowski und das hungrige Herz" sowie "Borowski und der Wiedergänger" werden 2024 gesendet.

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