Twitch

Radikale Maßnahme schockiert Twitch-Streamer: Tausende Videos gelöscht

23.10.2020 von SWYRL

Zahllose Streamer sind entsetzt: Twitch hat Tausende ihrer Clips ohne Vorwarnung gelöscht. Die Plattform erklärt die radikale Aktion mit Urheberrechtsverletzungen.

Streamer aus der ganzen Welt erhielten die Hiobsbotschaft von Twitch per E-Mail - allerdings erst, nachdem die Streaming-Plattform Tausende ihrer Clips bereits geschlöscht hatte. Was aus Sicht mancher Betroffener wie Willkühr-Herrschaft wirkte, erklärte die Amazon-Tochter mit Urheberrechtsverletzungen.

Die betroffenen Videos sind entfernt worden, weil darin geschützte Songs zum Einsatz kamen, so Twitch, das sich auf das US-Urheberrechtsgesetz Digital Millennium Copyright Act (kurz: DMCA) berief. Angeblich sollen vor dem drastischen Schritt Hunderte von Coypright-Beschwerden eingegangen seien. Die meisten aber wohl nicht von betroffenen Künstlern, sondern von deren Plattenfirmen.

Daher bezweifeln manche Streamer, dass Musiker selbst dieses drastische Vorgehen begrüßen würden, wenn sie selbst entscheiden dürften. Schließlich, so die (etwas naive) Argumentation, würden die entsprechenden Songs auf Twitch einen Werbeeffekt bekommen. eSports-Experte Rod Breslau führt ein weiteres Argument an. Er schreibt in einem Tweet, viele Musiker seien selbst Streamer und YouTuber und würden sich mit den Machern von kreativem Content eher identifizieren als mit "den Anzügen". Damit sind zweifelsfrei die unbequemen Vertreter der Musikindustrie und ihre Anwälte gemeint.

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"Wir betrachten das als einmalige Warnung"

Die Kritik der Streamer geht noch weiter. Manche fühlen sich überrumpelt, weil sie erst im Nachhinein informiert und ohne Möglichkeit einer Gegendarstellung vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Das aber ist so nicht ganz richtig: Bereits im Sommer wurden Streamer von Twitch informiert, dass sich die Plattform mit vielen Beschwerden über die unerlaubte Verwendung von Musikstücken herumschlagen müsse.

Es folgten Sperrungen ganzer Kanäle nach drei DMCA-Strikes. Die aktuelle Maßnahme ist daher vergleichsweise sanft, denn die Kanäle bleiben nach dem Löschen der Videos öffentlich sichtbar. Allerdings betont Twitch: "Wir betrachten das als einmalige Warnung."

Bis zum 23. Oktober sollen die Kanal-Betreiber entsprechende Inhalte aktiv selbst löschen, so der eindringliche Appell. Anderenfalls drohe wie im Sommer nach drei DMCA-Strikes die Sperrung des betroffenen Kanals. Daher, so empfiehlt die Plattform, sollten sich User dringend mit dem Thema Urheberrecht auseinandersetzen. Eine weitere Empfehlung von Twitch ist die Nutzung eines unternehmenseigenen Dienstes, welches in Twitch integriert ist: Das Tool Soundtrack by Twitch stellt Musikstücke für die musikalische Untermalung von Clips zur Verfügung, welche unbedenklich genutzt werden dürfen, da die Urheberrechtsfragen eindeutig geklärt sind.

Die Reaktionen der Streamer reichen von Frust bis zu Panik. Manche fürchten um ihr gesamtes Lebenswerk. Besonders martialisch formuliert es Rod Breslau, der von einem digitalen "Blutbad" tweetet. Der "altmodische Wahnsinn der Plattenfirmen" sei unter YouTubern schon lange bekannt, nun müssten auch Twitch-User damit Bekanntschaft machen.

Die Streamerin Cahlaween kritisiert, dass Twitch die Betroffenen nicht informiert habe, welche Inhalte gelöscht wurden. Damit, so ihre Argumentation, verhindere das Unternehmen selbst bei Streamern, die verantwortungsbewusst mit Inhalten anderer Künstler umgehen wollten, dass diese aus ihren Fehlern und Fahrlässigkeiten lernen könnten. Der Streamer TimTheTatman zeigt sich ratlos darüber, wie er mit der Situation umgehen soll, und fragt sich, ob es nicht besser sei, alle eigenen Inhalte in vorauseilendem Gehorsam zu löschen.

In Deutschland kritisiert unter anderem das Let's Play-Team PietSmiet das Prozedere von Twitch. "Das ist kacke" , bringt es das Team auf den Punkt, dass Twitch den Usern mit der Nacht-und-Nebel-Aktion keine Möglichkeit einer Gegendarstellung gab.

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