ZDF-Talk "Maybrit Illner"

"Sie sollten die deutsche Fahne abnehmen und sich eine russische ankleben"

26.04.2024 von SWYRL/Helena Düll

Nachdem der AfD-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla erst am vergangenen Sonntag zu Gast in der Sendung von Caren Miosga war und es Kritik hagelte, ist er am Donnerstag Teil der Talkrunde bei Maybrit Illner. Dieses Mal läuft es etwas anders.

Der Umgang von Medien mit der AfD steht immer wieder zur Debatte. Sollte mit der Partei gesprochen werden und wenn ja, wie? In diesem Jahr stehen gleich drei Wahlen an, die erste, die Europawahl, schon in wenigen Wochen.

ARD-Moderatorin Caren Miosga konnte die Frage, ob man mit einem AfD-Politiker in einer Talkshow wirklich reden kann, am vergangenen Sonntag nicht so richtig beantworten. Nach ihrem Interview mit Tino Chrupalla wurde ihr vorgeworfen, zu unkritische Fragen gestellt zu haben. Ihr sei es nur unzureichend gelungen, ihm mehr zu entlocken als Bekanntes und Eingeübtes, so der Tenor.

Auch Maybrit Illner muss in ihrer Sendung diese Frage klären. Denn da ist der AfD-Co-Vorsitzende erneut zu Gast. Anlass sind die Probleme, vor denen die Partei steht. Gegen ihre Spitzenkandidaten bei der Europawahl gibt es Spionage- und Bestechungsvorwürfe. Es geht um Verbindungen nach China und Russland. Am Mittwoch erfolgte die Festnahme eines Mitarbeiters des AfD-Politikers Maximilian Krah. Ihm wird Spionage für China vorgeworfen.

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Laschet bei "Illner" im ZDF: "Verkaufen Sie uns nicht für dumm"

"Das ist eine Linie, die sich seit Jahren in der AfD vorgezeichnet hat", sagt die "Spiegel"-Vizechefin Melanie Amann zu den Vorwürfen. Und weiter: "Es gibt kein Interesse der AfD, das aufzuklären." Stattdessen habe Chrupalla eine "Nibelungentreue zu Leuten, die mutmaßlich von Russen gekauft sind". Ihr Vorschlag an den Politiker mit dem patriotischen Jackett-Anstecker lautet deshalb: "Sie sollten die deutsche Fahne abnehmen und sich eine russische ankleben."

Chrupalla hat alledem wenig entgegenzubringen - und wenn, dann stellt er lauthals Gegenfragen, spricht von der "Unschuldsvermutung im Rechtsstaat" oder wiederholt des Öfteren: "Frau Amann, jetzt lassen Sie mich mal ausreden!"

Der frühere CDU-Parteichef Armin Laschet findet, dass es im Interesse der Partei liegen müsse, "selbst was zu tun", wenn "gegen deutsche Interessen" gehandelt werde. "Solch einen Landesverrat hat es in der Bundesrepublik Deutschland in diesem Ausmaß noch nie gegeben", findet der Ex-Kanzlerkandidat. "Sie als Parteivorsitzender müssten doch reagieren. Verkaufen Sie uns bitte nicht für dumm", sagt er zu dem AfD-Politiker.

"Alle versammeln sich um Chrupalla, als wäre er das Lagerfeuer des Grauens"

Nach rund der Hälfte der Sendung kommt die Juristin und Schriftstellerin Juli Zeh erstmals zu Wort. "Mich befällt ein gewisses Unbehagen, bei diesem 'alle versammeln sich um Chrupalla, als wäre er das Lagerfeuer des Grauens'", sagt sie. Ein Gedanke, der die Diskussion tatsächlich verändert.

Auch Laschet gibt zu: "Wir müssen darauf achten, dass wir nicht zu einem Schwarzweiß-Land werden und immer wieder über Andersdenkende herfallen. Wir müssen Meinungen respektieren."

"Haben Sie einen Zettel, auf den Sie dumme Sprüche aufschreiben?"

Daraufhin wird die Diskussion ruhiger und es geht zumindest ein wenig um Inhalte, die sechs Wochen vor der Europawahl im Fokus stehen. Da ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine oder Europa als ökonomisches und als Friedensprojekt und die unsichere Zukunft als Lebensrealität vieler Menschen.

Am Ende der Sendung kann Chrupalla es dann doch nicht ganz bei einer ruhigen Diskussion belassen und wirft Laschet vor: "Sie haben keine Angst um die Demokratie, sondern vor der Demokratie." Doch der lässt das nicht auf sich sitzen und kontert: "Haben Sie einen Zettel, auf den Sie dumme Sprüche aufschreiben?"

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