Sieben Folgen bei Apple TV+

"Nach dem Attentat": Lincolns Ermordung als True Crime-Thrillerserie

11.03.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Spannender True-Crime-Stoff mit aktuellen Bezügen: Die siebenteilige Serie "Nach dem Attentat" bei Apple TV+ basiert auf dem US-Bestseller "Manhunt" über die zwölf Tage dauernde, nationale Jagd auf den Schauspieler John Wilkes Booth. Er hatte Präsident Lincoln 1865 in einem Theater erschossen.

Amerika ist tief gespalten, als eine Serie von Attentaten Washington D.C. erschüttert. Umstürzler wollen die Macht an sich reißen und die bestehende Verfassung aus den Angeln heben. Nein, die Rede ist nicht von der Besorgnis erregenden Gegenwart der USA. Die Geschichte der siebenteiligen Serie "Nach dem Attentat" (Apple TV+) spielt im Jahr 1865. Der True Crime-Thriller thematisiert das tödliche Attentat auf Präsident Abraham Lincoln (Hamish Linklater) und vor allem die darauf folgende, zwölftägige Jagd auf den Attentäter John Wilkes Booth (Anthony Boyle), einen bekannten Schauspieler. Hauptfigur der Serie nach dem Bestseller "Manhunt" von James L. Swanson ist jedoch der damalige Kriegsminister und enge Freund Lincolns, Edwin Stanton (Tobias Menzies, bekannt als mittelalter Prinz Philip aus "The Crown"), der die Jagd auf den Täter organisiert und leitet.

Ab Freitag, 15. März, kann man zwei Folgen sehen, danach geht es weiter im Wochenrhythmus. Und es lohnt sich. Weil bereits das 2006 erschienene Buch "Manhunt: The Twelve-day Chase for Abrahm Lincoln's Killer" sich wie ein spannender Kino-Thriller respektive eine TV-Serie las, galten die Rechte an dem Bestseller als einer der heißesten Fiction-Stoffe Amerikas. Harrison Ford, so hieß es lange Zeit, würde die Hauptrolle spielen, HBO solle eine Highend-Serie produzieren. Doch aus diesem und anderen Projekten wurde nichts. Bis Showrunnerin Monica Beletsky ("Fargo", "The Leftovers") von Apple mit ihrem Konzept das "Go" erhielt.

Was macht der Stoff anders als unzählige andere Lincoln-Filme und Dokus, die es schon gibt? Es ist wohl die detailversessene Konzentration auf den Kriminalfall beziehungsweise die größte nationale Jagd auf einen Täter bis dato in den USA. "Nach dem Attentat" ist ein Mix aus bildersattem Historien-TV, detaillierter True Crime-Erzählung und faszinierenden, wenn auch eher subtil in der Erzählung mitschwingenden Bezügen in die fragile politische Gegenwart Amerikas.

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780.000 Bürgerkriegs-Tote und eine unverschlossene Tür

Wenn die Jagd auf den Mörder in der Serie als komplexes Logistik-Projekt des Jahres 1865 gezeigt wird, sieht man historische Jäger, Helfer und Verschwörer jener Tage kurz nach dem Ende des Bürgerkriegs in einer sehr labilen Nation. Als Hilfsmittel standen den Ermittlern, also "Jägern", damals nicht Überwachungskameras oder Straßensperren zur Verfügung, sondern zum Beispiel die per Telegraf durchgegebene Order an alle Versorgungstationen, dass das Füttern durchreisenden Pferden gegenwärtig verboten sei.

Gefilmt wird dieser "Manhunt" eines aufrechten Freundes und Verfassungsschützers in Apple-üblicher, gehobener Ausstattung und edler Optik, ohne dass die Serie ihren vom Buch vorgegebenen Pfad des straighten detaillierten Erzählens verlassen würde. Man muss schon Lust haben, tief den Fall einer Verschwörung fanatischer Südstaatler und eventuell auch deren Geheimdienst einzutauchen, was aber vor allem beim US-Publikum der Fall sein dürfte. Schließlich ist Lincoln dort der mythischste aller Präsidenten und auch der, dessen Leben am häufigsten verfilmt wurde.

Showrunnerin Monica Beletsky sagte gegenüber dem "Variety"-Magazin, dass die in der Serie angedeuteten Bezüge zur Gegenwart durchaus gewollt seien. Sie glaubt, dass die Geschichte des Versuchs, den Präsidenten gewaltsam abzusetzen und in derselben Nacht Mitglieder seines Kriegskabinetts anzugreifen, immer noch Nachhall habe. Weil sie "von der Zerstörung von Normen, unserem Umgang mit Streit und unserem Sicherheitsgefühl" erzählen würde. Und das in einer Zeit, da es Attentate in Amerika eigentlich noch gar nicht gab.

Lincoln war der erste getötete Präsident der Geschichte. Er starb, als der Bürgerkrieg mit 780.000 Toten gerade mal sechs Tage vorbei war. Seine Haustür, es war die des Weißen Hauses, blieb übrigens auch während dieses Bürgerkrieges (1861 bis 1865) stets unverschlossen.

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