Interview zu Amazons "LOL"

Michelle Hunziker: "Thomas Gottschalks Humor rockt international"

10.04.2022 von SWYRL/Eric Leimann

Michelle Hunziker kennt man in Deutschland vor allem als "Wetten, dass ..?"-Moderatorin an der Seite Thomas Gottschalks. Ein wahrer Superstar ist die Schweizerin seit langem in Italien, wo sie mit Comedy-Formaten Erfolge feiert. Bei Amazons "LOL" zeigt sie ihre komische Seite nun auch "auf Deutsch".

In Bully Herbigs erfolgreichem Amazon-Format "LOL: Last One Laughing" geht es ab Donnerstag, 14. April, zum dritten Mal darum, dass eine Gruppe Comedians sechs Stunden in einem Fernsehstudio eingepfercht wird. Dabei siegt jene Person, die am Ende trotz aller Bemühungen der Konkurrenz nicht zum Lachen zu bewegen war. Diesmal werfen sich in den Ring: Palina Rojinski, Hazel Brugger, Anke Engelke, Carolin Kebekus, Christoph Maria Herbst, Abdelkarim, Axel Stein, Olaf Schubert, Mirko Nonchev und - zum ersten Mal - Michelle Hunziker. Im Interview spricht die 45-jährige Schweizerin, die in Deutschland noch nie in einem Comedy-Format zu sehen war, über Unterschiede zwischen italienischem und deutschen Humor sowie den Schock, dass ihr Kollege Mirko Nonchev kurz nach Aufzeichnung der Sendung völlig unerwartet starb.

teleschau: Viele in Deutschland werden überrascht sein, dass Sie als Teilnehmerin bei "LOL" dabei sind - und nicht als Moderatorin ...

Michelle Hunziker: Ja, ich war auch überrascht - über die Anfrage. Ich bin wahrscheinlich die Frau, die im deutschen und italienischen Fernsehen am meisten lacht. Vielleicht dachte Amazon, dass sie noch jemanden brauchen, der gleich zu Beginn rausfliegt (lacht) ...

teleschau: Wir wollten gar nicht so sehr auf ihre fröhliche Natur anspielen, sondern auf die Tatsache, dass man Sie in Deutschland als Moderatorin und nicht als Comedian kennt.

Michelle Hunziker: Es ist tatsächlich eine neue Seite von mir, die ich dem deutschen Publikum hier zeigen darf. In Italien werde ich seit Jahrzehnten mit komödiantischen Formaten in Verbindung gebracht. Dort durfte ich wegen eines Exklusivvertrages leider nicht an der italienischen Version von "LOL" teilnehmen. Die "LOL"-Produzenten dort waren darüber auch richtig traurig. Umso schöner, dass es in Deutschland geklappt hat. Auch wenn ich erst überlegen musste, wie ich das mit dem Nichtlachen schaffen soll. Aber dann fing ich an, es wie eine sportliche "Challenge" anzugehen.

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"Leute zum Lachen zu bringen, ist für mich normal"

teleschau: Ist es für Teilnehmende, die keine Profi-Comedians sind, nicht ungleich schwerer, bei diesem Format mitzumachen? Schließlich muss man sich ja ziemlich zum Affen machen ...

Michelle Hunziker: Grundsätzlich haben Sie recht. Ich habe in Italien vor allem komödiantische Formate moderiert - und dort nicht als Comedian "performt". Trotzdem war ich natürlich mit sehr vielen Comedians im Dialog, wir haben in den Shows interagiert. Da kann man sich durchaus eine Menge abschauen und bei einem Format wie "LOL" als Erfahrung einbringen.

teleschau: Erzählen Sie doch mal, was Sie in Italien humoristisch so abliefern ...

Michelle Hunziker: Meine Fernsehkarriere findet zu etwa 80 Prozent in Italien statt, dort bin ich sehr regelmäßig auf dem Bildschirm zu sehen. Und das übrigens fast durchweg mit komödiantischen Formaten. Ich mache dort auch selbst Parodien, habe sehr lange die bekannte Stand-up-Comedy-Show "Zelig" moderiert und bin es gewohnt, in ähnlichen Situationen wie in "LOL" zu stecken. Leute zum Lachen zu bringen, ist für mich normal.

teleschau: Wird man selbst ein bisschen zum Comedian, wenn man immer mit Comedians arbeitet?

Michelle Hunziker: Ich denke, man braucht auf jeden Fall Humor und, na klar, man lernt viel über Timing und Interaktion auf der Bühne. "Zelig" war mein erster großer Erfolg in Italien. Dadurch habe ich viele weitere Jobs bekommen, die ebenfalls mit Humor zu tun hatten.

"Thomas Gottschalks Humor rockt international"

teleschau: Unterscheidet sich italienischer von deutschem Humor?

Michelle Hunziker: Eine schwierige Frage. Es gibt eine bestimmte Art von Humor, die überall funktioniert und die ganze Welt zum Lachen bringt. Lustige Missgeschicke, also Slapstick - oder Nummern mit Kindern und Tieren. Dinge, die man aus der Social Media Welt kennt. Und dann gibt es eine Art Humor, die kulturspezifisch funktioniert. In Italien, würde ich sagen, ist Humor körperlicher. Italiener machen gerne mit allen Gliedmaßen Spaß. Auch ihre Mimik ist größer, wenn sie lustig unterwegs sind. In Deutschland ist Humor körperlich sparsamer, eher trockener - aber auch das gefällt mir sehr gut.

teleschau: Also hat trockener Humor in Italien keine Chance?

Michelle Hunziker: Ich glaube, da gäbe es eher Verständnisprobleme. Trockener Humor könnte bei Italienern nicht so ankommen (lacht). Ich bin in der deutschen Schweiz aufgewachsen und habe schon als Kind viel deutsches Fernsehen gesehen. Daher kenne ich die Kultur, auch den deutschen Humor - und kann damit durchaus viel anfangen.

teleschau: Wie würden Sie Thomas Gottschalks Humor einordnen? Ist das typisch deutscher Humor?

Michelle Hunziker: Thomas Gottschalks Humor rockt international.

teleschau: Bei Ihrer gemeinsamen "Wetten, dass ..?"-Revival-Show 2021 schien es so, als wäre da bei ihm eine Art von anarchischem Moderations-Humor auferstanden, den man fast schon vergessen hatte!

Michelle Hunziker: "Wetten, dass ..?" ist einfach Thomas' Format. Die Couch steht zwar im Studio, aber eigentlich ist es für ihn, als stünde sie bei ihm zu Hause. Man merkt einfach, dass er dort total in seinem Element ist. Er fühlt sich in der Show frei. Deshalb bringt er auch die Sprüche so, wie sie ihm einfallen. Und weil er ein sehr spontaner Mensch ist - und einen tollen Humor hat -, fallen dann eben Sätze und Bemerkungen, wie man sie von anderen Moderatoren oder Moderatorinnen nicht hört. Aber man kann noch so viel Talent haben, jeder braucht das richtige Format für sein Talent. Die Kombination "Wetten, dass ..?" und Thomas Gottschalk ist diesbezüglich ein Glücksfall.

teleschau: Im kommenden Herbst und auch 2023 soll jeweils eine "Wetten, dass ..?"-Show produziert werden. Werden Sie auch dabei sein?

Michelle Hunziker: Das fragen Sie am besten beim ZDF nach.

Mirko Nonchev war ein "super Komiker"

teleschau: Wir haben über Ihre Arbeit in Italien und Deutschland gesprochen. Schafft man es überhaupt, in zwei völlig unterschiedlichen Fernsehmärkten zu arbeiten und dort wirklich präsent zu sein?

Michelle Hunziker: Nein, das ist unmöglich. Man macht ein oder mehrere Formate, je nach zeitlichem Aufwand. Hinzu kommen dann noch Gastauftritte bei, Kollegen, die einen in ihre Show einladen. Unterhaltungsfernsehen ist wie eine Community, man hilft sich gegenseitig. Sicherlich könnte man seine Zeit auch auf zwei Länder aufteilen: 50/50, 60/40 - das ist alles theoretisch denkbar. Doch wenn man es so macht, wird man niemals auf einem Markt wirklich präsent sein. Mein Schwerpunkt liegt auf dem italienischen Fernsehen, da mein Lebensmittelpunkt in Mailand ist. Schließlich bin ich ja auch Mutter. Aber ich freue mich jedes Mal auf meine Sendungen in Deutschland.

teleschau: Kommen wir noch mal aufs Performen in "LOL" zurück. Haben Sie gar kein Problem damit, vor der Kamera den Kasper zu geben, um die Konkurrentinnen und Konkurrenten mit allen Mitteln zum Lachen zu bringen?

Michelle Hunziker: Nein, überhaupt nicht. Eigentlich ist es genau mein Ding. Ich bin wirklich ein sehr lustiger Mensch. Blöderweise muss ich normalerweise selbst dabei lachen - das ist der schwierige Part bei "LOL". Grundsätzlich liebe ich es aber, mich selbst zum Affen zu machen.

teleschau: Wer war Ihr härtester Gegner bei "LOL"?

Michelle Hunziker: Bei Anke Engelke und Mirko Nontschew fiel es mir am schwersten, nicht zu lachen. Und dann gab es noch Christoph Maria Herbst, der hat mich richtig "gestalkt". Ich glaube, er hatte sich in der Show vorgenommen, dass ich sein erstes Opfer werde. Er hat mich richtig gestresst, das war nicht einfach.

teleschau: Sie haben Mirko Nontschew erwähnt, der völlig unerwartet kurz nach Ihrem gemeinsamen Dreh für "LOL" verstorben ist ...

Michelle Hunziker: Ich war geschockt. Wir alle waren geschockt. Ich kannte Mirko vorher noch nicht persönlich, habe ihn erst bei der Sendung kennengelernt. Ich habe ihn aber sehr geschätzt, weil er diesen körperlichen, aber eben auch sehr besonderen Humor hatte, den ich liebe. Bei "LOL" lernte ich ihn als sehr, sehr netten Typen kennen. Er war ein super Komiker.

"Man kann sich nicht aufs Nichtlachen vorbereiten"

teleschau: Eine Staffel "LOL" wird an einem einzigen Tag aufgezeichnet. Wie lautet Ihr Fazit nach sechs Stunden Dauerdruck in Sachen Humor?

Michelle Hunziker: Ich fand, es war eine super Erfahrung und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich würde jederzeit wieder teilnehmen.

teleschau: Zwischen der ersten Staffel, als diese ganze Situation noch sehr fremd war, und den Folgestaffeln, gibt es einen Unterschied. Die Teilnehmenden machen mittlerweile sehr viel mehr Alarm, um ihre Ziele zu erreichen.

Michelle Hunziker: Ja, das sehe ich auch so. Die Show ist sportlicher geworden. Ihre Regeln lassen die Teilnehmenden sehr kompetitiv handeln (lacht). Aber das muss ja nichts Schlechtes sein.

teleschau: Haben Sie für sich eine Methode oder einen Trick gefunden, das Lachen zu unterdrücken?

Michelle Hunziker: Nein, es gibt keine Strategie oder Methode, die sicher funktioniert. Das hat mir auch Anke Engelke so bestätigt, die zum dritten Mal dabei war. Man kann sich nicht aufs Nichtlachen vorbereiten. Es kann jeden Moment etwas passieren, das dich so sehr zum Lachen bringt, dass nichts mehr von dem funktioniert, was du dir vorgenommen hast.

teleschau: Bei Schauspielern reden Laien vom Weinen auf Kommando als Königsdisziplin. Ist es schwerer, auf Kommando zu weinen oder nicht zu lachen?

Michelle Hunziker: Für mich ist das ein klarer Fall. Nicht zu lachen, ist viel schwieriger.

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