Klimaaktivistin

Luisa Neubauer wirft Olaf Scholz vor, Klimapolitik nie zur "Chefsache" erkoren zu haben

04.05.2023 von SWYRL

Angesichts des Erdüberlastungstags kritisiert die Klimaaktivistin Luisa Neubauer (27) den mangelnden Handlungswillen der Bundesregierung, die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen. In einem Interview ging die Klimaaktivistin besonders mit Kanzler Olaf Scholz hart ins Gericht.

Es ist noch nicht einmal die Hälfte des Jahres vorbei - doch hierzulande sind trotzdem schon die gesamten ökologischen Reserven für das Jahr 2023 verbraucht. Angesichts des Erdüberlastungstages am 4. Mai gab Luisa Neubauer dem TV-Sender Phoenix ein Interview, in dem sie einmal mehr scharfe Kritik am Klimakurs Deutschlands übte. Kein Land der Welt - vor allem nicht Deutschland - würde es schaffen, die eigenen Klimaziele einzuhalten, monierte die Klimaaktivistin.

"Wie das gelöst werden soll, konnte auch der Kanzler nicht erklären", warf sie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem Petersberger Klimadialog vor. "Der unbequeme Teil der Wahrheit ist, dass wir radikal aus den Fossilen rausmüssen - und zwar schnell." Zu ihrem Bedauern habe Scholz das Thema Klimaschutz nie zur "Chefsache" gemacht.

Außerdem richtete Neubauer ihren Blick auf die nächste Weltklimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Dezember und warf die Frage auf: "Wie wirksam sind die Worte von Staatschefs, die ihre eigene Bilanz nicht klar kriegen, die ihre eigenen Hausaufgaben nicht gemacht haben?" Die Weltgemeinschaft sei ja nicht blöd. Deutschland könne zwar zum Handeln aufrufen. Angesichts der Pläne, "massiv LNG-Kapazitäten aufzubauen, wohl wissend, dass man sie nicht braucht", wirke das jedoch wenig überzeugend. Deutschland mache weder im Verkehrssektor noch bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes Fortschritte, wie die "Fridays for Future"-Aktivistin im Gespräch mit Phoenix nicht müde wurde, zu betonen.

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Luisa Neubauer: "Dass es uns überhaupt geben muss, ist ein Skandal"

Neubauer vermisse das "Führungsbewusstsein und die Handlungsbereitschaft", die die Bundesregierung hinsichtlich des Ukraine-Krieges bewiesen hat, auch beim Thema Energiesektor-Ausbau: "Es reicht nicht, nur 0.6 Windräder am Tag zu bauen, wie es gerade der Fall ist, sondern man muss sechs Windräder pro Tag bauen." Das sei ein Beispiel, um die notwendigen technischen Kapazitäten zu schaffen, die es brauche, um künftig auf fossile Brennstoffe verzichten zu können. "Der Ukraine-Krieg wurde deshalb ein Problem für uns, weil wir viel zu abhängig von fossilen Energien waren", sagte Neubauer. Sie erwarte von Olaf Scholz doch nur, sich an seine eigenen Ziele zu halten. "Dass es uns überhaupt geben muss, ist ein Skandal", betonte die 27-Jährige mit Blick auf "Fridays-for-Future"-Bewegung.

Doch auch an Klimaaktivisten, seien es Angehörige von "Fridays for Future" oder der "Letzten Generation", richtete Neubauer ein mahnendes Wort: "Ich glaube, was wir als Klimabewegung nicht vergessen dürfen, ist, dass wir, nur weil wir wütend sind, noch lange nichts gewonnen haben." Die Wut alleine dürfe einen nicht davon abhalten, strategisch zu bleiben.

Neubauer konstatierte: "Es geht darum, intelligent vorzugehen und sich immer wieder zu hinterfragen und Allianzen zu bilden, um die gegenwärtige Blockade in der Klimapolitik aufzulösen." Sie bedaure eines sehr: "Als Antwort auf die Klimabewegung erleben wir nicht radikales Handeln, sondern radikales Verzögern." Die Zeit für die "Bitte alle durchatmen"-Politik von Friedrich Merz (CDU) oder Kanzler Scholz sei vorbei. Für die "Dynamik der Ausredensucherei" sei in Anbetracht der bedrohlichen Realität keine Zeit.

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