Gegen die Angst - Mo. 21.06. - ZDF: 20.15 Uhr

Liebe in Zeiten der Clanstrukturen

16.06.2021 von SWYRL/Maximilian Haase

Kriminelle Clans, Racheakte, heimliche Liebe und Morde an Polizisten: Das gewagte ZDF-Krimidrama "Gegen die Angst" zieht alle Register. Und nimmt sich damit ein wenig zu viel vor.

Seit Jahren schon ist Neukölln auch bundesweit ein Schlagwort. Stand der berüchtigte Berliner Stadtteil erst für Armut und mangelnde Integration, avancierte er in letzter Zeit zum ambivalenten Zentrum von Hipstertum und Clanstrukturen gleichermaßen. Spätestens seit der prämierten Erfolgsserie "4 Blocks" wird die Gegend um die Berliner Sonnenallee auch als Filmkulisse immer beliebter. So nimmt es wenig Wunder, dass sich auch die Fiction-Abteilung des Öffentlich-Rechtlichen mitten reinbegibt in die seltsam verlockende Melange aus pulsierendem Stadtleben und kriminellem Untergrund. "Gegen die Angst" kämpfen in dem gleichnamigen Kriminaldrama, das nun im Zweiten wiederholt wird, gleich mehrere.

"Berlin war sicher noch nie ein Musikantenstadl, aber der Blick in seine Abgründe, und sei es nur durch einen Film, ist eine Herausforderung", drückte es Hauptdarstellerin Nadja Uhl aus, die in dem ZDF-Format die Hauptrolle der Judith Schrader übernimmt.

Schrader ist gleich zweifach mit dem Schrecken der arabischen Clans konfrontiert: Einmal als Staatsanwältin, die dem organisierten Verbrechen in der Hauptstadt das Handwerk legen will - zum anderen als Geliebte des verheirateten Polizisten Jan Wiegand (Andreas Pietschmann), der beim Einsatz gegen die Clans niedergeschossen wird und fortan auf Intensivstation liegt. Dass sie sich des Falls aufgrund ihrer Befangenheit eigentlich nicht annehmen dürfte, schwelt den gesamten Film über unter der Oberfläche. Seltsam mitreißend wirkt das diesbezügliche Schweigen der Juristin.

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Ein wenig viel vorgenommen

Überhaupt versteht es Nadja Uhl, der entrückt scheinenden Protagonistin Tiefe zu verleihen - zwischen verbotener, doch echter Liebe und Sorge einerseits und dem von verschiedenen Motiven getriebenen Drang, Schutzgelderpressungen, Prostitutionsringen und Drogenhandel endlich ein Ende zu bereiten. Gemeinsam mit Kommissar Jochen Montag (Dirk Borchardt) ermittelt die Staatsanwältin in der Welt des Clans, gegen dessen Verbrechen die entscheidende Zeugin, die junge Polizistin Leyla (Sabrina Amali), nicht auszusagen wagt.

Bald erfährt man, weshalb: Leyla ist die Nichte von Clanchef Machmoud Al-Fadi (Atheer Adel), der sich mit seinen einschüchternden Schlägertrupps und der skrupellosen Anwältin Andrea Marquart (Judith Engel) an der Seite als unantastbar betrachtet: "Wer hat Angst vor eurer Polizei, wer hat Angst vor eurem Gericht?", fragt der ein wenig schablonenhaft geratene Boss: "Nur wer stark ist, bekommt Respekt." Und trifft damit einen entscheidenden Punkt.

Auch wenn sich "Gegen die Angst" mit der privaten Affäre der Staatsanwältin, den Motivationen des Clans und dessen brutaler Melange aus Ehren- und Familienkodex etwas zu viel vorgenommen hat, schafft es der Film doch, die Frage nach der fast völligen Machtlosigkeit des Rechtsstaats angemessen anzuschneiden.

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